Kubu und der Tote in der Wueste
Wenn Sie nicht kooperieren, sehe ich mich gezwungen, Sie mit ins Präsidium zu nehmen und Sie dort offiziell als Verdächtigen im Mordfall Thembu Kobedi zu verhören. Ich habe Ihnen Brücken gebaut, damit Sie mir erklären können, was geschehen ist, und was tun Sie? Sie tischen mir eine Lüge nach der anderen auf!«
Cecils Kampfgeist schien gebrochen. Er ging zu einem Wandsafe in einem der Schränke, öffnete ihn und holte einen Umschlag heraus. Er schob ihn über den Schreibtisch zu Mabaku hinüber, der ihn vorsichtig an einer Ecke anfasste und den Inhalt herausschüttelte – drei gefaltete Seiten. Aus keiner von ihnen war ein Stück herausgerissen. Ohne ein Wort zu sagen, setzte er sich, legte seinen Aktenkoffer auf den Schoß und öffnete ihn. Hinter dem aufgeklappten Deckel, so, dass Cecil es nicht sehen konnte, verglich er eine Kopie des Fragments, das er Kubu gegeben hatte, mit dem Brief. Es war identisch mit dem linken unteren Viertel der letzten Seite.
»Ich möchte mal wissen, ob einer eine Kopie ist«, sagte er zu sich selbst. Mit seinem Taschentuch fasste er das letzte Blatt, drehte es um und sah denAbdruck der Unterschrift auf der Rückseite. Er fragte sich, ob derAusriss, den er Kubu überlassen hatte, ebenfalls unterschrieben war. Er hätte es überprüfen sollen.
Er schloss die Aktentasche und stellte sie auf den Boden. Dann überflog er den Brief und sagte: »Ich verstehe nichts von den geologischen Hintergründen. Aber mir scheint, auf der letzten Seite wird alles auf den Punkt gebracht.« Er las laut vor:
In Anbetracht der oben genannten Analyse der Geologie sowie der Haltung von Mr Ferraz war es mir ein Bedürfnis, mich an
Sie persönlich zu wenden. Zusammenfassend möchte ich Ihnen noch einmal erläutern, zu welchen Er gebnissen ich
gekommen bin.
Mr Ferraz nimmt meine Einwände nicht ernst und geht über meine Bedenken bezüglich des geologischen Modells für die
Mine hinweg. Das gegenwärtige Modell ist nicht zu treffend. Es könnte hochwertige Diamanten geben, die wir aber bisher nicht
fördern. Ich glaube, dass eine genauere geologische Untersuchung des Gebietes erforderlich ist. Die Produktion stimmt nicht
mit dem Ertrag überein, den es meinen Modellen nach geben müsste und auf die die Steine hinweisen, die wir gegenwärtig
aus der Mine holen.
Außerdem hat Mr Ferraz keinen guten Ruf bei den Kolle gen in der Branche. Ich mache mir Sorgen über seine Ein stellung,
die meiner Meinung nach schlimmstenfalls unehr lich und bestenfalls unwissenschaftlich ist. Ich kann ihm nicht vertrauen.
Ich glaube, dass wir nicht den wahren Ertrag aus der Mine erhalten. Aus den oben genannten Gründen befürchte ich, dass mit
den großen Schmucksteinen irgendetwas ganz und gar nicht stimmt. Vielleicht sind manche der hochwertigsten Diamanten
sogar irgendwie gestohlen.
Mit freundlichen Grüßen
K. Frankental, B. Sc. Geologe
Mabaku wirkte ein wenig ratlos und las den Brief noch einmal. Er blickte auf, schaute Cecil an und sagte: »Cecil, bitte erklären Sie mir, worum es hier geht. Mit dem Fachchinesisch über Steine und Geologie kann ich nichts anfangen. Das Einzige, was ich verstehe, ist die Andeutung über gestohlene Diamanten. Was soll das heißen?«
Cecil verzog das Gesicht. »Das ist völliger Unsinn! Niemand hat irgendetwas gestohlen! Jeder Stein aus der Mine ist registriert.«
»Natürlich, aber könnte irgendjemand Diamanten aus der Mine stehlen?«
»Wir haben das beste Sicherheitssystem, das man für Geld kaufen kann. Außerdem ist Jason Anteilseigner, deshalb können Sie darauf wetten, dass er alles genauestens überprüft. Das ist wirklich Quatsch. Ich weiß auch nicht, was der Kerl sich einbildet.«
Mabaku schüttelte den Kopf. »Ich kann aus dem Brief nichts besonders Heikles herauslesen, das fünftausend Pula oder gar einen Mord wert wäre. Da werden Zweifel an einem Manager laut, das ist alles. Was übersehe ich? Sind Sie sicher, dass es sich um denselben Brief handelt?«
»Mabaku. Ich schwöre Ihnen, dass das genau der Brief ist, den Kobedi und Jonny gestohlen haben. Und es ist derselbe Brief, den ich am Donnerstagabend von Kobedi zurückerhalten habe. Es hat mich fünftausend Pula gekostet, ihn wiederzubekommen!« Mabaku konnte Cecils Verzweiflung förmlich spüren, er hatte sogar angefangen zu hyperventilieren.
»Mabaku, wir sind doch alte Freunde! Sie können doch nicht ernsthaft glauben, ich hätte irgendetwas mit diesem Mord zu tun! Die Sache mit dem Brief ist nur
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