Kubu und der Tote in der Wueste
ein dummes Missverständnis. Davon darf nichts durchsickern, besonders jetzt, kurz vor einer entscheidenden Vorstandssitzung.«
Mabaku saß schweigend da und drehte den Brief immer wieder vorsichtig um, als wollte er sichergehen, dass nichts auf der Rückseite stand. Er atmete tief durch, legte das Fragment und den Brief in seine Mappe und schloss die Aktentasche. Er stand auf.
»Was an diesem Brief könnte Ihre Vorstandssitzung negativ beeinflussen?«, fragte er. »Das sind doch nichts als Spekulationen.«
Cecil zögerte, bevor er antwortete. »Sie verstehen das nicht, Mabaku«, sagte er. »Jedes Warnsignal, egal wie unbedeutend, beeinflusst Entscheidungen. Der Brief würde den Vorstand irritieren und womöglich in die falsche Richtung lenken. Wir brauchen aber für eine Minenerweiterung die uneingeschränkte Unterstützung aller Vorstandsmitglieder.«
»Sie wären also bereit, Informationen zurückzuhalten, die eine solche Entscheidung beeinflussen könnten?«, fragte Mabaku mit einem Hauch von Verachtung in der Stimme.
»Der Vorstand kennt nicht die ganze Vorgeschichte. Er vertraut mir diesbezüglich.«
»Cecil, Sie haben mich heute die ganze Zeit angelogen. Ich habe versucht, Ihnen zu helfen, weil Sie und BCMC für Botswana wichtig sind und weil ich dachte, wir seien Freunde. Und was machen Sie? Sie lügen mich an.« Mabaku war laut geworden. Er holte tief Luft und fuhr etwas ruhiger fort: »Cecil, ich weiß nicht, was hier vor sich geht, aber ich werde es herausfinden , glauben Sie mir. Ich halte Sie nicht für einen Mörder, aber Sie verheimlichen mir etwas. Das werde ich schon herausfinden. Die Sache bleibt vorerst unter uns. Ich schlage vor, Sie bleiben in nächster Zeit in der Stadt und bringen Ihre Sitzung hinter sich. Vergessen Sie nicht, mir Bescheid zu sagen, wenn Sie die Stadt, geschweige denn das Land verlassen wollen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Ja, Mabaku. Ich danke Ihnen.«
Mabaku nickte ihm zu und marschierte aus dem Büro.
Cecil war bis ins Mark erschüttert. Sein Wohlstand, seine Firma, sein Ruf – alles war in Gefahr. »Kobedi, du Scheißkerl!«, brüllte er. »Das ist alles deine Schuld! Der Teufel soll dich holen!« Er blickte auf seine Hand. Sie zitterte. Er hielt noch immer den Stift. Er brach ihn entzwei und warf ihn gegen den Battiss. Dann verbarg er das Gesicht in den Händen und rang um Fassung.
Nachdem er das BCMC-Gebäude verlassen hatte, fuhr Mabaku zum Krankenhaus und hielt unterwegs nur einmal kurz an, um den Brief bei der Kriminaltechnik abzuliefern. Er war ziemlich zufrieden mit sich. Zumindest konnte er sicher sein, dass Cecil nichts über den Mord an Kobedi wusste. Zum Glück.
In weniger als zehn Minuten war er am Krankenhaus.
»Ich muss mit David unter vier Augen sprechen«, sagte er zu Joy und Bongani, als er Kubus Zimmer betrat. »Kommen Sie einfach nach dem Mittagessen wieder, dann können Sie Ihre Unterhaltung fortsetzen.« Kubu seufzte über Mabakus Mangel an Höflichkeit. Mabaku musste etwas bemerkt haben, denn er schob ein »Danke!« nach.
Mabaku setzte sich zu Kubu und erzählte von seiner Unterredung mit Cecil. Er betonte, dass Cecil sicherlich nichts mit dem Mord an Kobedi zu tun habe. Auch glaube er, dass Cecil nichts über Frankentals Verschwinden wisse. Dennoch verstehe er nicht, warum Cecil den Brief ihnen gegenüber nicht gleich erwähnt habe, da der Inhalt ziemlich harmlos scheine. Er gab Kubu ein Exemplar.
»Das hier ist eine Kopie, die ich schnell gemacht habe, bevor ich das Original der Kriminaltechnik übergeben habe«, sagte er. »Möglicherweise handelt es sich bei Ihrem Fragment ebenfalls um eine Kopie.«
»Stimmt«, antwortete Kubu. »Bongani hat mich darauf aufmerksam gemacht. Es ist allerdings eine sehr professionelle Kopie. Wir sollten recherchieren, ob es irgendwelche Copyshops in der Nähe von Kobedis Haus gibt.«
Kubu las den Brief aufmerksam durch.
»Das ergibt überhaupt keinen Sinn, Director! Nichts in dem Brief rechtfertigt Hofmeyrs Lügen. Frankental scheint etwas gegen Ferraz zu haben und bezichtigt ihn aller möglichen Schummeleien, aber nichts von alledem wäre ein Grund für einen Mord. Ich bin mir immer noch nicht sicher, dass Hofmeyr nicht lügt.«
»Cecil behauptet, der Vorstand würde vielleicht den gewünschten Ausbau der Mine nicht genehmigen, wenn er den Brief zu Gesicht bekäme. Das klingt mir nicht nach ehrlichem Management. Ich vermute außerdem, dass er einen Teil seines Privatvermögens in die Mine
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