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Kuche Totalitar - Wladimir Kaminer

Titel: Kuche Totalitar - Wladimir Kaminer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wladimir Kaminer
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Zitronensaft und die in kaltem Wasser aufgelöste Stärke dazugeben und das Ganze nochmals zum Kochen bringen. Das fertige Gericht in Schalen gießen, abkühlen lassen und kalt servieren.
Blätterdessert aus Schwarzbrot
     
Zutaten:
     
100 g Schwarzbrot, 50 g Preiselbeerkonfitüre, 20 g Zucker, 10 g Zimt, 100 ml Sahne, Vanille nach Geschmack
     
Zubereitung:
    Trockenes Schwarzbrot fein reiben, mit Zimt und Zucker mischen. Die Sahne mit Zucker und Vanille steif schlagen. In kleine Glasschalen schichtweise Brot, Konfitüre und Sahne füllen. Beim Servieren mit Preiselbeeren dekorieren.

TATARSTAN
    Eine der ältesten russischen Spezialitäten heißt Rasstegaj, ein eckiger Ausklappkuchen, der an allen Enden verschiedene Füllungen hat. Die ganze Sowjetunion war wie ein solcher Ausklappkuchen: Zwischen Moskau und dem Ural lebten unzählige Kulturen und Völker eng neben- und durcheinander, sorgfältig im dicken Teig der sozialistischen Autonomie zusammengeklappt: Baschkiren, Tschuwaschen, Mordwinen, Udmurten, außerdem die autonome Republik Marij El.
    In der Mitte der mittelrussischen Ebene befindet sich die autonome Republik Tatarstan. Über die Tataren und deren Küche weiß die Welt noch heute nicht viel. Eines der am meisten verbreiteten Klischees über sie ist, dass die Tataren ein Nomadenvolk sind, das gerne reitet und am liebsten Pferde isst. Der Begriff »Tatar« steht in der internationalen Küche für rohes Fleisch. Eine Legende besagt, dass die Nomaden keine Zeit auf das Braten verschwenden wollten. Jedes Mal, wenn sie Hunger bekamen, legten sie ein Stück rohes Fleisch unter den Sattel und ritten los. Nach einer halben Stunde war das Steak Tatar fertig. Alle Tataren, die ich darauf ansprach, haben diese Legende heftig dementiert.
    Die meisten von ihnen sind Vegetarier, Dichter und Denker von Beruf und können gar nicht reiten. Auch sind sie nie Nomaden gewesen und halten Pferde zu essen für pervers. Vielleicht wurden sie einmal als kleine Kinder zu einer Tante aufs Land geschickt und haben dort eine Pferdewurst gesehen, aber das war eine russische.
    In Wirklichkeit wurde Tatarstan zuerst von Bulgaren bewohnt. In früheren Zeiten haben sich viele Völker große Mühe gegeben, ein für sie passendes Land zu finden, und zogen auf der Suche nach einer Heimat durch die Welt. Auf diese Weise landeten die Bulgaren in Tatarstan und gründeten dort den Staat WolgaBulgarien. Einige Historiker behaupten, die alten Bulgaren wären in Wahrheit Türken gewesen, die sich damals bloß als Bulgaren ausgaben. Das ist aber heute schwer nachzuprüfen. Laut der offiziellen Version hatte der bulgarische Khan Kurbat, nach dem ein großer Eisbrecher, eine Waschmaschine und ein Hotel in der Leipziger Straße in Berlin benannt wurden, fünf Söhne. Als die Söhne erwachsen wurden, sagte der Khan zu ihnen: »Meine lieben Jungs, ihr seid jetzt richtige Männer geworden, also haut endlich ab und nehmt alle eure Freunde gleich mit.«
    Die Söhne zogen los, in fünf verschiedene Richtungen. Einer der Söhne ging an die Wolga, verjagte die dort lebenden Ugro-Finnen und gründete sein wolgabulgarisches Khanat. Die Ugro-Finnen zerstritten sich und zogen auf getrennten Wegen weg. Die Ugren gingen nach Ungarn und die Finnen nach Finnland. Mit der Zeit wurden aus den Bulgaren Tataren. Im dreizehnten Jahrhundert bekamen sie Besuch aus der Mongolei. Beim ersten Mal konnten die Bulgaro-Tataren den Besuch erfolgreich abwehren, beim zweiten Mal gaben sie sich geschlagen. Und so wurden aus den Tataren Mongolen, die unter der Führung von Dschingis Khan noch weiter bis nach Schlesien zogen. Dieser beeindruckende Streifzug spiegelt sich sogar in der spätdeutschen Pop-Folklore wieder, im schöpferischen Werk der deutschen Band Dschingis Khan.
    Ungefähr drei Jahrhunderte lang dauerte der Besuch der Mongolen, danach gingen sie in die Mongolei zurück. Zurück blieben die kleinen Khanate, die von den zahlreichen unehelichen Söhnen und Töchtern des Dschingis Khan regiert wurden. Die Tataren hatten drei Khanate: auf der Krim, in Sibirien und an der Wolga. Letzteres wurde von der wunderschönen Prinzessin Suumbike regiert. 1552 beschloss der russische Zar Iwan der Schreckliche, sie zur Frau zu nehmen, um auf diese Weise sein Reich ohne Blutvergießen zu vergrößern. Iwan war nicht mehr der Jüngste und auch kein Frauenheld, aber die Prinzessin konnte ihn nicht einfach so abwimmeln. Damals hatten die Landesherrscher ihr Recht auf Privatleben noch nicht

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