Küchenfee
Lilli.«
»Hm.« Eine Zeitlang war nur das Geschrei der Seevögel und das Krachen des Stöckchens zu hören, dem Carlos mit unverminderter Energie den Garaus machte. Dann wandte Lilli sich wieder Mike zu und sagte: »Du hast gar nicht danach gefragt, wie viel die mir in Köln dafür geboten haben.«
Mike legte den Arm um Lilli und zog sie an sich. »Weil das völlig egal ist, wenn du es nicht machen willst. Kein Geld der Welt sollte dich in deiner Entscheidung beeinflussen.«
Lilli schnaubte. »Sag das mal Svenja.«
»Was Svenja will, sollte dich an dieser Stelle auch nicht interessieren, Lilli. Wichtig ist, was du möchtest.«
»Ich will keinen Streit mehr. Ich will kochen. Ich will mit Gina zusammenarbeiten. Ich will nicht gehetzt werden. Ich will zufrieden sein.« Sie hielt inne.
Mike zog sie noch enger an sich und küsste sie. Dann sah er sie liebevoll an und sagte: »Das hört sich doch schon so an, als wüsstest du ziemlich genau, was du willst und was du nicht willst.«
»Und ich bin noch nicht fertig«, sagte Lilli. »Ich will mit dir zusammen sein. Ich will Zeit für meine Mädchen haben. Ich will mit Gina neue Ideen entwickeln und unsere Kunden verblüffen.«
»Das ist doch eine klare Ansage. Aber, Lilli – lehne das Angebot nicht wegen mir ab. Wenn das eine Aufgabe ist, die dich reizt, dann werde ich dich unterstützen, darauf kannst du dich verlassen.«
Lilli schüttelte vehement den Kopf. »Nicht wegen dir, Mike. Aber ich werde ablehnen, ich bin mir jetzt sicher. Ich werde die heute noch anrufen und Bescheid sagen.«
»Schlaf doch noch eine Nacht drüber. Oder hast du Angst, du könntest es dir dann anders überlegen?«
Lilli bückte sich, nahm das halb zerfaserte Stöckchen und warf es mit Schwung. Carlos sprang wie von der Tarantel gestochen auf und raste bellend hinterher. Er schaffte es nicht, bei seiner Beute zu stoppen, stolperte über seine Pfoten und kugelte durchs Gras, ehe er wieder aufsprang und sich kläffend auf das Stöckchen stürzte, das er dann triumphierend hechelnd vor Lillis Füßen ablegte.
Lilli lachte. »Da, hast du gesehen, Mike? Carlos hat ein Ziel, und das verfolgt er konsequent. Er rennt daran vorbei, fliegt aufs Maul – egal. Er lässt sich nicht beirren, er rappelt sich wieder auf. Das gefällt mir.«
»Du hast meine Frage nicht beantwortet, Lilli.«
»Ob ich Angst habe, ich könnte es mir anders überlegen? Oder dass ich meine Entscheidung gegen die Kochshow irgendwann bereue?«
Mike nickte.
»Oder hast du vielleicht Angst, ich stehe eines schönen Tages vor dir und werfe dir vor, ich hätte mich deinetwegen dagegen entschieden? Sei ehrlich, Mike.«
»Keine Ahnung. Vielleicht. Nein, so schätze ich dich nicht ein. Aber du musst zugeben, dass es hier nicht um irgendeine Banalität geht. Da bietet dir jemand eine echte Karriere an, viel Geld, Popularität …«
»Das bedeutet mir nichts. Mir ist meine Familie wichtiger. Und du bist ein Teil davon, Mike, wenn wir beide zusammen sind.«
Mike küsste sie wieder. Er strich ihr die flatternden Haare aus dem Gesicht und flüsterte: »Lilli, ich freue mich über deine Entscheidung. Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass ich dich lieber im Fernsehen sehe als an meiner Seite.«
Lilli löste sich aus seinen Armen und stand auf. »Dann mache ich jetzt Nägel mit Köpfen. Wir gehen zurück, trinken einen heißen Kakao – und dann rufe ich in Köln an und sage ab.«
Kapitel 37
Die gemeinsamen Tage auf Helgoland vergingen wie im Flug. Sie schliefen morgens aus, frühstückten lange und ausgiebig, redeten, lernten sich kennen, liebten sich. Sie besuchten jede Ausstellung und jede Sehenswürdigkeit der kleinen Insel. Täglich machten sie lange Spaziergänge mit Carlos. Abends kochte Lilli, assistiert von Mike. Manchmal ertappte Lilli sich bei dem Gedanken, wie schön es wäre, wenn es ewig so weitergehen könnte, nur Mike und sie, zu zweit, auf dieser wilden, einsamen Insel, glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Aber dann dachte sie an ihre Töchter, an Gina und ihre gemeinsamen Pläne und freute sich darauf, alle bald wiederzusehen. Sogar auf Käthe, die Königinmutter, die so sehr über ihren Schatten gesprungen war, dass sie Mike nach Helgoland geschickt hatte.
An ihrem letzten Abend gingen sie aus und probierten endlich den berühmten Helgoländer Hummer. Als sie Arm in Arm durch die Dunkelheit zurückschlenderten, sagte Lilli: »Morgen beginnt unser Alltag.«
»Und ich freue mich drauf,
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