Küchenfee
nicht nach Streit mit meiner Schwiegermutter.
Aber Lilli hatte sich zu früh gefreut.
»Und, Elisabeth, was habe ich von Renates Silberhochzeit gehört? Du hast also wieder einmal kein ordentliches Essen serviert.«
Lilli seufzte innerlich. Ordentliches Essen – was immer Käthe damit meinte. Ihre Schwiegermutter missbilligte alles, was von traditioneller, gutbürgerlicher Küche abwich. Eine Frikadelle war eine Frikadelle, und sie sollte nach Käthes Ansicht nur Dinge enthalten, die seit Generationen in Fleischklopse gehörten. Frische Kräuter? Käsewürfel? Gott bewahre. Neumodischer Kram. Blüten im Blattsalat? Ein Gänsebraten, der nicht mit Klößen und Apfelrotkohl kombiniert wird? Unvorstellbar. Lilli konnte sich lebhaft vorstellen, was Käthe von ihrem Büffet für Renates Silberhochzeit hielt.
Ehe Lilli antworten konnte, sprudelte Kati schon los: »Oma, wir haben eine Superidee gehabt: ein Picknick!«
Käthe nickte. »Ich weiß«, sagte sie, ohne den Blick von Lilli zu wenden. »Ich habe mich entsetzlich geschämt, als ich das gehört habe. Du blamierst uns, Elisabeth. Dir ist wohl nicht klar, wer die Gäste waren. Das muss für Renate unglaublich peinlich gewesen sein.« Sie wandte sich ihrem Sohn zu. »Armin! Sag doch auch mal etwas dazu! Ich habe gehört, die Gäste mussten auf dem Boden sitzen. Wie kannst du das nur zulassen?«
Ehe Armin antworten konnte, sagte Lilli: »Käthe, Renate hat sich etwas Ungewöhnliches gewünscht und war überaus zufrieden. Und die Gäste ebenfalls.«
Käthe saß kerzengerade auf ihrem Stuhl, von Kopf bis Fuß ranzige Missbilligung. »Ach, tatsächlich?«
Lilli erklärte geduldig: »Es gab ein großes Büffet, und lediglich die wunderbare Dekoration von Gina hat das Thema Natur aufgegriffen und ein bisschen Picknickflair gezaubert.«
Doch Käthe war nicht zu stoppen. »Warum servierst du denn nicht einfach ordentliches Essen, Elisabeth? Was soll dieser Schnickschnack? Was ist denn gegen einen anständigen Braten mit Klößen und Beilagen zu sagen? Mein Gott, die arme Renate. Was sollen denn bloß ihre Anwaltskollegen und ihre Freunde von unserer Familie denken?« Sie schüttelte empört den Kopf. Ihr Blick suchte Armin, der aber nur mit den Schultern zuckte und sagte: »Ich mische mich da nicht ein, Mutter. Ich bin sicher, Renate hat sich nicht schämen müssen.«
Lilli funkelte ihren Mann wütend an. Sie hätte ihn schütteln können für seine Feigheit seiner Mutter gegenüber. »Ich finde, du gehst entschieden zu weit, Käthe«, sagte sie dann.
»Wie bitte? Willst du mir etwa verbieten, meine Meinung zu sagen, Elisabeth? In meinem eigenen Haus?«
»Bei allem Respekt, Käthe, aber das ist nicht mehr dein Haus. Und ich habe keine Lust, mir von dir den Tag verderben zu lassen.« Armin riss entsetzt die Augen auf. Die Mädchen verfolgten stumm den Schlagabtausch.
Käthe stand abrupt auf. »Ich denke, ich werde jetzt gehen. Meine Meinung scheint hier nicht erwünscht zu sein. Ich bin sehr irritiert, muss ich sagen. Ihr entschuldigt mich.«
Mit diesen Worten marschierte sie schon zur Tür hinaus. Eine Wolke von Lavendelduft blieb in der Luft hängen.
Armin sprang sofort auf und eilte seiner Mutter hinterher.
»Bitte, Mutter, bleib doch noch … bitte, du musst doch jetzt noch nicht gehen.«
Aber Käthe war nicht aufzuhalten. Sekunden später schlug die Haustür zu.
Armin kam zurück in die Küche und fragte hilflos: »Was war denn das? Warum ist sie denn so schnell gegangen?«
Lilli zuckte die Schultern. »Du kennst deine Mutter wohl überhaupt nicht, was? Sie sieht es gerade mit dem guten Ruf der Familie Berger bergabgehen. Und ihrer Ansicht nach bin ich der Grund dafür, weil ich Renates Silberhochzeit ruiniert und sie zur Zielscheibe des allgemeinen Spotts gemacht habe.«
Kati rief empört: »Aber das stimmt doch gar nicht!«
»Natürlich stimmt das nicht, Kati. Deine Tante Renate hätte mir nicht völlig freie Hand gelassen, wenn sie uns nicht vertrauen würde.« Lilli stand vom Tisch auf. »Ich gehe jetzt ins Wohnzimmer und möchte meine Ruhe haben. Ihr Mädchen räumt den Tisch ab und spült. Beide!«, fügte sie mit strengem Blick Richtung Svenja hinzu, die bereits Anstalten machte, sich aus der Küche zu verdrücken.
Kati war schon dabei, das Geschirr in die Spülmaschine zu stellen. Armin verschwand in sein Arbeitszimmer, ohne noch etwas zu sagen. Svenja begann schließlich schmollend, die Lebensmittel wegzuräumen. Sie nahm immer nur ein Teil,
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