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Küchenfee

Titel: Küchenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Conrad
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streichelte ihr übers Haar. Beim Anblick der beiden ließ die Spülhilfe erschrocken einen Spülmaschineneinsatz voller Besteck fallen. Messer, Gabeln und Suppenkellen schepperten auf den Boden und rutschten klirrend durch die Küche.
    »Verschwinde«, befahl Monsieur Pierre barsch.
    Die Spülhilfe kniete auf den Fliesen und versuchte hektisch, die Besteckteile aufzusammeln.
    »Raus!«
    Das Mädchen ließ sofort alles stehen und liegen und floh aus der Küche.
     
     
    Lilli sackte schluchzend auf einem Stuhl zusammen.
    Das Glas Wasser, das er ihr reichte, nahm sie an. Gierig trank sie einen großen Schluck. »Monsieur Pierre …«
    Der hünenhafte Koch ging vor ihr in die Hocke und nahm ihre Hände, die kraftlos in ihrem Schoß lagen. Er suchte ihren Blick und sah sie ernst an. »Madame Lilli? Kann ich irgendetwas für Sie tun? Wollen Sie mir erzählen, was passiert ist?«
    Ganz sicher will ich das nicht, dachte Lilli, und hörte sich dann zu ihrem Erstaunen wie ein kleines Kind wimmern: »Vanessa und Armin … mein Mann … sie …«
    Sie brachte es nicht über sich, es auszusprechen.
    Monsieur Pierre zog eine Schublade auf und reichte ihr ein sauberes Geschirrtuch. »Also wissen Sie es jetzt.«
    Lilli starrte ihn entsetzt an. Impulsiv holte sie mit dem Geschirrtuch aus und schlug es Monsieur Pierre ins Gesicht. Er verlor das Gleichgewicht, als er dem Schlag ausweichen wollte, und landete unsanft auf seinem Hosenboden.
    »Sie haben es gewusst? Die ganze Zeit? Warum haben Sie mir nichts gesagt? Hat es Ihnen Spaß gemacht, zu sehen, wie ich betrogen werde von meinem Mann und dieser … dieser …?« Sie schlug wieder nach ihm. »Wer weiß es sonst noch? Die Kellner? Die Küchenhilfen? Die Putzkolonne? Die ganze Stadt? Bin ich seit drei Jahren die Lachnummer hier im Laden? Bin ich die Einzige, die nichts gemerkt hat? Bin ich wirklich eine dieser dämlichen Ehefrauen?«
    Monsieur Pierre rappelte sich auf und rief bestürzt: » Mon Dieu, Madame Lilli, nein, natürlich nicht … aber ich … was hätte ich denn machen sollen?«
    Lilli lachte bitter. »Großer Gott, hören Sie doch endlich auf mit diesem lächerlichen französischen Getue! Mon Dieu! Madame Lilli! Wissen Sie eigentlich, wie albern das ist? Herr Meisenheimer ? Was Sie hätten tun sollen … Sie … Sie gemeiner …« Sie rang nach Worten.
    »Bitte, Mada… bitte, Lilli, lassen Sie mich Ihnen doch helfen. Soll ich jemanden anrufen, der Sie abholt? Sie sollten jetzt nicht selbst fahren, finde ich.«
    »Ach, plötzlich so besorgt! Das fällt Ihnen reichlich spät ein, oder?«, schrie Lilli und holte wieder mit dem Geschirrtuch aus.
    Monsieur Pierre fing den drohenden Hieb ab und hielt ihre Handgelenke fest. »Bitte, Lilli. Beruhigen Sie sich.«
    Seine tiefe, ernste Stimme wirkte besänftigend. Sie merkte, wie ihr Zorn auf ihn verrauchte und die Verzweiflung wieder Oberhand gewann.
    »Bitte«, sagte sie zaghaft, »rufen Sie Gina für mich an, ja?« Sie kramte mit zitternden Händen ihr Handy aus ihrer Jackentasche. »Ihre Nummer ist hier drin, unter Gina.«
    Lilli begann wieder zu weinen. Sie presste sich das Geschirrtuch vor den Mund und biss hinein.
    Wie aus weiter Ferne hörte sie Monsieur Pierre mit Gina sprechen. »Madame Gina? Hier ist Monsieur Pierre, ich rufe aus dem Camelot an … Ja genau … Ja, äh, könnten Sie bitte kommen und Madame Lilli abholen? … Nein, nein, machen Sie sich keine Sorgen, sie ist so weit gesundheitlich wohlauf … Das erzählt sie Ihnen am besten selbst … ja … Bitte, könnten Sie schnell kommen? … Ja, Madame Lillis Wagen kann hier auf dem Parkplatz stehen bleiben … Gut, das ist sehr gut, in fünf Minuten also … Kommen Sie bitte zum Hintereingang. Sie wissen, wo das ist? … Ja … Danke … Bis gleich, Madame Gina.«
    Er beendete das Gespräch und gab Lilli das Telefon zurück.
    »Madame Gina wird in einigen Minuten hier sein und …«
    Lilli hörte das Klacken von Vanessas hohen Absätzen näher kommen. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich. Sie fuhr von dem Stuhl hoch, wurde aber von Monsieur Pierre aufgehalten, der sich schützend zwischen ihr und Vanessa aufbaute.
    Ehe seine Chefin etwas sagen konnte, hob er die Hand.
    »Madame Kamlot, das halte ich für keine gute Idee. Sie sollten jetzt nicht mit Lilli sprechen, das ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt.«
    Dem konnte Lilli nur zustimmen. Zu viele potentielle Tatwaffen in ihrer unmittelbaren Nähe. Obwohl – selbst einem gut laufenden Restaurant wie dem

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