Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Küchenfee

Titel: Küchenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Conrad
Vom Netzwerk:
Camelot würde eine spektakuläre, möglichst blutige Schlagzeile mit Sicherheit noch mehr Kunden bescheren.
    Vanessa schien nicht vorzuhaben, sich von ihrem Angestellten sagen zu lassen, was eine gute Idee war und was nicht. »Das geht Sie nichts an, Monsieur Pierre. Gehen Sie zur Seite, sofort. Lilli, wir müssen reden!«
    Lilli versuchte, an Monsieur Pierre vorbeizukommen.
    »Gar nichts müssen wir! Verschwinde, du verlogene Hexe … du hinterhältige Betrügerin!«, schrie sie, so laut sie konnte. Sollten doch alle mitbekommen, was sich in der Küche des Camelot abspielte. Ihre Beine gaben nach, und sie fiel wieder auf den Stuhl zurück.
    »Sie haben es ja gehört«, sagte Monsieur Pierre, »und jetzt gehen Sie bitte, Madame Kamlot.«
    Lilli hörte, wie sich Vanessas Schritte wieder entfernten. An der Durchreiche fauchte Vanessa das dort versammelte, aufgeregt murmelnde Personal an, gefälligst nicht faul herumzustehen und zu tratschen, sondern sich an die Arbeit zurückzuscheren.
    Als sie Vanessas Bürotür zuknallen hörte, atmete Lilli auf. »Danke, das hätte ich jetzt nicht ertragen.«
    Der Chefkoch verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich finde nur, Sie müssen jetzt nicht mit ihr sprechen, das ist alles. Außerdem herrscht bereits genug Aufregung, das Personal ist schon ganz aus dem Häuschen. Kommen Sie, ich begleite Sie hinaus und warte mit Ihnen auf Madame Gina.«
    Lilli nickte und erhob sich schwerfällig von dem Stuhl. Ihre Arme und Beine fühlten sich bleischwer an. Sie taumelte und wurde wieder von Monsieur Pierre aufgefangen.
    »Sie erlauben?«, fragte er höflich, legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie aus der Küche zum Hinterausgang hinaus. Die grelle Aprilsonne schmerzte Lilli in den Augen.
     
     
    Ginas Wagen fuhr auf den Parkplatz und stoppte mit quietschenden Reifen. Gina zog nur die Handbremse an, sprang bei laufendem Motor aus dem Wagen und rannte auf sie zu. »Lilli, mein Gott, Lilli, was ist denn bloß los?«
    Lilli begann wieder zu schluchzen. Gina nahm sie in die Arme und hielt sie fest.
    Dann schrie Gina unvermittelt Monsieur Pierre an: »Was haben Sie mit ihr gemacht? Sind Sie mal wieder ausgerastet, weil nicht alles nach Ihrer arroganten Nase ging? Müssen Sie denn immer auf Lilli rumtrampeln?«
    Völlig überrumpelt prallte Monsieur Pierre zurück. »Ich? Mon Dieu, ich habe doch nichts …«
    Lilli schluchzte: »Gina, bring mich hier weg, bitte, Gina … Vanessa und Armin …«
    Gina stockte der Atem.
    Sie stellte keine weiteren Fragen, sondern brachte Lilli zu ihrem Auto und setzte sie auf den Beifahrersitz. Vorsichtig legte sie ihrer weinenden Freundin den Gurt um, schloss die Tür und stieg auf der anderen Seite ein.
    »Wir fahren jetzt erst einmal zu mir. Und dann reden wir darüber, was passiert ist, okay?«
    Lilli nickte wimmernd und presste sich wieder das Geschirrtuch vor das Gesicht.
     
     
    Als der Wagen rückwärts aus der Einfahrt schoss, stand Monsieur Pierre mit hängenden Schultern auf dem Parkplatz und sah ihnen hinterher.
    »Verfluchter Mist!« Er riss sich die Kochmütze vom Kopf und schleuderte sie wütend aufs Pflaster.

Kapitel 7
     
    Gina schloss leise ihre Schlafzimmertür. Lilli war endlich zur Ruhe gekommen. Gina hatte ihre verstörte Freundin schreien und toben lassen. Dann akzeptierte Lilli endlich ihr Angebot, eine Beruhigungstablette zu nehmen. Gina kannte diese Situation aus eigener, bitterer Erfahrung. Diese Verzweiflung, diesen Schock, diese ohnmächtige Wut.
    Sie ging in die Küche und öffnete ihren Kühlschrank. Sie brauchte dringend Kohlenhydrate. Ihre Hände zitterten vor Erschöpfung, als sie sich einen Becher Schokoladeneis aus dem Tiefkühlfach holte.
    Gina setzte sich in den Wintergarten und atmete tief durch. Vor elf Jahren hatte sie ihren Exmann Florian in flagranti erwischt, und sie konnte sich bis zum heutigen Tag keine albtraumhaftere Szene vorstellen. Jetzt hatte es ausgerechnet ihre beste Freundin Lilli getroffen.
    Gina ließ sich einen Löffel Eis auf der Zunge zergehen. Sie erinnerte sich nur zu gut. Von zu viel Schokoladeneis war Tobias damals übel geworden. An jenem Tag hatte Florian geglaubt, sie sei mit Tobias den ganzen Tag auf einem Schulausflug.
     
     
    »Mami, wem gehören denn die Sachen hier?«, hatte Tobias gefragt, als sie im Hausflur über fremde High Heels und verstreute Kleidungsstücke gestolpert waren, die auf dem Fußboden lagen.
    Sie hatte etwas von Geschenken von Papi gestammelt und Tobias dann

Weitere Kostenlose Bücher