Küchenfee
gleichzeitig.
»Ah, l’albicocca ! Frittierte Aprikosenknödel also. Hm, da bin ich mal gespannt!«
Nach dem Dessert saßen die Frauen vor ihrem Wiener Einspänner – Mokka mit Sahnehaube, im Glas serviert.
Käthe ergriff Lillis Hand: »Elisabeth, danke für das wunderbare Essen. Ich hätte nie gedacht …« Sie wurde rot und verstummte.
»Dass ich auch ohne meinen exzentrischen Schnickschnack kochen und etwas Ordentliches servieren kann, wie du immer so schön sagst?«, fragte Lilli lachend. »Schwamm drüber. Ich freue mich, wenn ich dich vom Gegenteil überzeugen konnte, Käthe.«
»Nun ja, das hast du«, sagte ihre Schwiegermutter verlegen. »Aber wie komme ich überhaupt zu der Ehre, so fürstlich bewirtet zu werden?«
Lilli und Gina wechselten einen schnellen Blick. Dann sagte Lilli: »Ich hatte gestern meinen Termin auf der Bank, wegen unserer Geschäftsidee.«
»Ach, das hattest du mir ja gar nicht erzählt. Ihr wolltet doch ein Konzept erarbeiten, oder? Darf ich das mal sehen?«
»Gerne!« Lilli griff nach der Präsentationsmappe, die in Griffweite im Regal lag, und reichte sie ihrer Schwiegermutter.
»Oh, das sieht aber professionell aus. Lillis Schlemmerei, das klingt schön! Und es ist vor allem nicht so ein neumodischer englischer oder französischer Name, wie ihn die meisten benutzen. Wer hat denn die Mappe gestaltet?«
»Da war Ginas Sohn Tobias, zusammen mit Kati.«
»Ich bin beeindruckt. Haben die beiden das am Computer gemacht?«
»Ja. Sie haben das visuelle Konzept ganz allein entworfen. Gina und ich haben nur den Text beigesteuert. Aber lies doch erst einmal in Ruhe.«
Käthe vertiefte sich in das Unternehmenskonzept und die Kalkulation. Als sie auf die Fotostrecke von Renates Silberhochzeit stieß, rief sie: »Aber da ist ja Renate auf dem Foto! Wann war denn das? Das Büffet sieht ja traumhaft aus. Wo seid ihr denn da gewesen?«
Lilli grinste. »Das ist die legendäre Silberhochzeit in der Kanzlei. Du erinnerst dich?«
Käthe nickte. Sie blätterte langsam weiter. »Aber … Das sieht ja aus wie im Wald! Da sind ja Rehe!«
»Ginas Dekoration. Das alles fand im großen Sitzungssaal statt.«
»Elisabeth – ich hatte ja keine Ahnung.« Käthe blätterte weiter und besah sich die übrigen Fotos: der Schokoladenbrunnen mit der Früchteplatte, der Pilzbaumkuchen auf Moos und Farn, eine Waldlichtung mit einer Tiergruppe, fröhliche Gäste auf einer karierten Picknickdecke. Käthe schloss die Mappe. Dann sah sie Lilli ernst an und sagte: »Elisabeth, ich möchte mich entschuldigen. Ich war damals ungerecht zu dir. Ich hatte mir nicht vorstellen können … Du weißt, bei Renates Silberhochzeit …«
Lilli nahm Käthes Hand. »Käthe, bitte, ist schon gut. Ich gebe zu, ich war damals sehr verletzt, als du deswegen so mit mir geredet hast. Aber lass uns das Thema begraben, ja?«
Käthe lächelte. »Und, Frau Wilhelmi, Sie sind eine Künstlerin. Ihr beide seid Künstlerinnen.«
Gina deutete eine kleine Verbeugung an. » Grazie, Signora. Wie sieht es aus? Soll ich noch einen Kaffee machen, die Damen?«
Als Lilli nickte, stand Gina auf und räumte die Einspännergläser vom Tisch.
Käthe sagte: »Für mich nicht, danke. Ich nehme noch ein Mineralwasser. Aber, Lilli, was hat denn jetzt die Bank dazu gesagt?«
Lilli räusperte sich. »Die haben abgelehnt.«
»Abgelehnt? Mit welcher Begründung?«
»Zu alt, zu arbeitslos, keine Sicherheiten, keine Eigenleistung.«
»Aber deine Ausbildung und eure Arbeit ist eure Eigenleistung. Und eure Erfahrung. Das ist gar nicht hoch genug einzuschätzen.«
Lilli hob die Hände. »Finde ich ja auch. Aber der smarte Herr Orthmann von der Bank ist anderer Meinung. Er findet, ich hätte den Job im Camelot behalten sollen – in meiner Situation und in meinem Alter. Das waren seine Worte.«
»Also das ist ja wohl eine Unverschämtheit. Und wenn Armin dir das Geld gibt? Wie viel brauchst du?«
»Fünfzehntausend.«
»Na, das kann der Junge dir ja wohl geben. Ich werde mal mit ihm darüber sprechen.«
»Nein, Käthe, bitte nicht. Das möchte ich nicht. Ich weiß, dass er mir das Geld geben würde. Aber das wäre eine willkommene Gelegenheit für ihn, um sich mir wieder zu nähern. Ich habe vor ein paar Tagen mit ihm gesprochen. Er hat nichts eingesehen, Käthe. Er belügt mich nach wie vor. Ich habe zufällig erfahren, dass er noch immer um Vanessa herumscharwenzelt, obwohl er das Gegenteil behauptet.«
Käthe sah Lilli ernst an. »Du
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