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Küchenfee

Titel: Küchenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Conrad
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den »Walkürenritt« piepste und damit einen Anruf von Gina meldete. Er ließ alles stehen und hastete zu seinem Telefon. Ihr Anruf konnte nichts Gutes bedeuten, denn er wusste ja, dass in diesem Moment die Party im Theater in vollem Gange war – genauso wie sie wusste, dass er im Camelot am Herd stand.
    »Ja, hallo?«
    »Du musst sofort herkommen!«, schrie es aus dem Hörer. »Lilli ist zusammengebrochen. Vanessa ist hier aufgetaucht und hat mit Lilli gesprochen … und danach … Pierre, bitte, Kati schafft das nicht alleine!«
    Monsieur Pierre musste nicht lange überlegen. »Ich komme, so schnell ich kann.«
    »Tobi muss jeden Moment bei dir sein. Er holt dich mit dem Roller ab und bringt dich ins Theater. Oh, Pierre …« Gina rang krampfhaft nach Luft.
    »Gina, bitte, beruhige dich. Ich bin gleich bei dir.« Das Tuten aus seinem Telefon sagte ihm, dass Gina bereits aufgelegt hatte. Monsieur Pierre steckte sein Handy in die Tasche seiner Kochhose und band die Schürze ab. Die Aushilfsköche und die Spülhilfe starrten ihn schweigend und mit offenen Mündern an.
    Der blonde Aushilfskoch sagte: »Sie wollen doch nicht jetzt gehen? Das können Sie doch nicht machen. Wir haben hier jede Menge Bons liegen. Der Laden ist voll.«
    Monsieur Pierre schnaubte. »Ihr schafft das schon.« Damit verließ er die Küche, durchquerte – an den verdutzten Kellnern vorbei – den voll besetzten Restaurantbereich und trat vor die Tür, wo nur Augenblicke später Tobis Roller mit quietschenden Reifen vor ihm hielt.
    Monsieur Pierre schwang sich auf den Rücksitz, hielt seine hohe Kochmütze fest und brüllte: »Gib Gas, Junge!«
    Und genau das tat Tobi.

Kapitel 29
     
    Gina beugte sich über Lilli, die langsam wieder zu sich kam. Sie lag in dem Bereich hinter der Bühne, den Kopf durch mehrere Decken gestützt, die Beine hochgelegt. Gina kniete neben ihr und fächelte ihr Luft zu.
    Lilli war leichenblass, ihr Gesicht glänzte von kaltem Schweiß. Sie versuchte, sich aufzurichten. »Was …, was ist denn passiert? Au!« Sie hielt sich stöhnend den schmerzenden Kopf.
    Gina drückte sie wieder in die liegende Position zurück.
    »Bleib liegen, Lilli. Du bist umgekippt. Was war denn los? Was wollte Vanessa von dir?«
    Lilli versuchte wieder, aufzustehen. »Ich muss nach vorne! Das Essen! Was sollen die denn von mir denken? Ich kann doch nicht …, au, verdammt! Wieso tut mein Kopf denn so weh?«
    Gina hielt ihr ein Glas Wasser hin. »Hier, trink einen Schluck. Du hast dir den Kopf angeschlagen, als du umgefallen bist. Du bleibst jetzt schön hier. Vorne hat keiner etwas bemerkt, die waren alle mit dem Opfer-Hokuspokus von diesem Aushilfsdruiden beschäftigt. Kati kümmert sich ums Essen, und Pierre ist auf dem Weg hierher.«
    Lilli trank kleine Schlucke Wasser. »Pierre? Aber wieso denn? Der muss doch arbeiten.«
    »Er hat gesagt, er kommt sofort, wenn wir ihn brauchen. Ich habe ihn angerufen, und er kommt. Basta. «
    Lilli schüttelte den Kopf. Das war alles zu viel. »Ich verstehe nichts von dem, was du sagst, Gina. Vanessa …«
    »Was wollte die aufgetakelte Schnepfe von dir?«
    »Mich beschimpfen.« Bei der Erinnerung an die peinliche Szene schüttelte Lilli sich. »Sie hat sich aufgespielt wie die Königin von Saba, hat ein paar Beleidigungen losgelassen, vor Scheffler natürlich, und hat behauptet, dass ich das hier allein nie geschafft hätte.« Erschöpft hielt Lilli inne. Wieder sah sie Vanessas rot aufblitzende Schuhsohlen vor sich. Sie holte tief Luft. »Aber das hat ihr noch nicht gereicht. Sie hat mich wissen lassen, dass ich Armin zurückhaben kann. Er langweilt sie, musst du wissen. Und dann wurde alles schwarz.«
    Gina machte Anstalten, aufzustehen. »Ist sie noch hier? Ich kratze ihr die Augen aus.«
    Jetzt war es Lilli, die Gina zurückhielt. »Bleib hier, um Himmels Willen. Womöglich fangt ihr sonst an, euch zu prügeln.«
    Gina hockte sich wieder hin. »Du hast recht. Wir sollten uns nicht auf das Niveau dieser Ziege herablassen. Aber irgendwann … irgendwann erwische ich sie – und dann werde ich meine gute Kinderstube spontan vergessen.«
     
     
    Tobi und Monsieur Pierre rasten durch die Stadt.
    Als sie nach wilder Fahrt vor dem Bühneneingang des Theaters hielten, stieg Monsieur Pierre mit weichen Knien vom Rücksitz des Rollers und wartete ungeduldig, während Tobi die Vespa parkte und abschloss. Der Nachtportier, der sie aufzuhalten versuchte, wurde von den beiden einfach über den Haufen gerannt. Da

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