Küchenfee
finde schon etwas. Köche werden immer gesucht. Zur Not heuere ich als Smutje auf einem Containerschiff an.« Er grinste schief. »Kümmere dich lieber um Lilli. Am besten, du bringst sie nach Hause. Gibt es jemanden, den ihr anrufen könnt, damit sie nicht allein ist?«
»Nicht nötig«, sagte Kati. »Oma ist bei uns zu Hause. Sie passt auf Svenja auf, die liegt mit Grippe im Bett.«
Gina war sich sicher, dass Käthe nicht unbedingt Lillis erste Wahl war. Aber das Wichtigste war, dass Lilli aus diesem Trubel herauskam. »Also gut. So machen wir es.«
Sie ging hinter die Bühne, wo Lilli noch immer mit geschlossenen Augen lag. Tränen liefen ihr die Wangen hinab. Tobias saß neben ihr. Er sprang sichtlich erleichtert auf, als er seine Mutter kommen sah. »Kann ich sonst noch etwas tun, Mum?«
»Wieso? Wartet Mandy auf dich?«
Tobi wich dem Blick seiner Mutter aus, kniff die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
»Frag doch bitte vorher noch bei Monsieur Pierre nach, ob du ihnen irgendetwas helfen kannst. Ich bring Lilli nach Hause, und komme dann so schnell wie möglich wieder zurück.«
»Alles klar. Tschüss, Tante Lilli. Gute Besserung.« Tobi verschwand.
»Elisabeth? Frau Wilhelmi? Mein Gott, was ist denn passiert?« Käthe hatte nach dem ersten kurzen Klingeln die Haustür geöffnet.
»Ich will mich umziehen«, murmelte Lilli, die noch immer ihre dunkelrote Tunika trug.
»Ich mache einen Tee«, sagte Käthe und verschwand in der Küche.
Gina begleitete Lilli ins Schlafzimmer und half ihr aus der Tunika in ihren bequemen Morgenmantel.
»Willst du dich hinlegen? Möchtest du schlafen?«
Lilli schüttelte den Kopf. »Lieber auf die Couch. Kann nicht schlafen.«
Gina führte Lilli ins Wohnzimmer und bettete sie auf das breite Sofa. Sie stopfte ihrer Freundin etliche Kissen in den Rücken und breitete eine Wolldecke über sie. »Liegst du bequem? Was kann ich noch für dich tun?«
»Nichts. Fahr zurück ins Theater, du wirst dort gebraucht.« Lilli schlug die Hände vors Gesicht. »Mein Gott, das ist mir alles so peinlich. Aber als Vanessa … Ich habe das einfach nicht ausgehalten.«
»So weit kommt es noch, dass dir das peinlich ist. Vanessa hat sich unmöglich benommen, ganz bestimmt nicht du! Taucht da auf wie die böse Fee auf Dornröschens Taufe. Das wird sie noch bereuen.«
»Wer kümmert sich denn jetzt um das Essen? Das kann Kati doch nicht alleine.«
»Mal abgesehen davon, dass Kati das mit Sicherheit souverän machen würde – Pierre ist da.«
»Pierre? Wieso das denn?«
»Weil ich ihn angerufen habe.«
Lilli richtete sich auf. »Hat er denn nicht gearbeitet? Ich dachte, er hat Dienst im Camelot .«
Gina grinste. »Hatte Dienst, hatte. Vergangenheit. Das Beste hast du nämlich verpasst: die Begegnung zwischen Vanessa und Pierre. High Noon am Büffet. Es endete damit, dass Pierre gekündigt hat. Vanessas Gesicht – unbezahlbar.«
»Ach du liebe Güte!« Lilli sank wieder in die Kissen zurück. »Und alles in der Öffentlichkeit!«
»Keine Sorge«, sagte Gina und tätschelte Lillis Hand. »Niemand hat etwas bemerkt.« Sie beugte sich über Lilli und gab ihr einen Kuss auf die Wange. » Ciao, carissima, ich muss wieder los. Ruh dich aus. Pierre und ich kümmern uns um alles. Komm ja nicht auf die Idee, morgen zum Aufräumen im Theater aufzutauchen.«
Käthe kam ins Wohnzimmer und stellte ein Tablett mit dampfender Teekanne, drei Tassen und einem Teller voller Plätzchen auf dem Couchtisch ab. Sie entzündete das Teelicht im Porzellanstövchen. »Darf ich Ihnen auch eine Tasse Tee anbieten, Frau Wilhelmi?«
Gina schüttelte den Kopf. »Vielen Dank, Frau Berger, aber ich muss wieder zurück ins Theater.«
Käthe verließ mit Gina das Wohnzimmer. Lilli hörte die beiden leise sprechen, dann fiel die Haustür ins Schloss, und Käthe kam zurück. Sie goss Tee in eine Tasse und reichte sie ihrer Schwiegertochter. »Frau Wilhelmi sagt, euer Theaterfest ist geradezu ein Triumph, alle sind hingerissen von eurer Arbeit. Das freut mich für dich. Für euch.«
Lilli trank einen Schluck. »Schwarzer Tee? Lecker.«
Käthe schenkte sich selbst ein und setzte sich in den Sessel zu Lilli Füßen. »Sechs Minuten gezogen. Beruhigend.«
»Hm. Wie geht es Svenja?«
»Sie schläft. Sie hat heute noch gehustet, aber es ist schon viel besser geworden. Sie hat kaum noch Fieber. Eine Erkältung darf höchstens drei Tage dauern. Ab ins Bett, viel Ruhe, Wärme und täglich eine gute
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