Küchenfee
Giuseppe Arcimboldo hatte sie zwei riesige Gemälde geschaffen, die seinen berühmten Bildern »Frühling« und »Sommer« nachempfunden waren. Die beiden abgebildeten Figuren, eine Frau und ein Mann, hatte sie ausschließlich aus Gemüse, Obst, Blüten und Blättern gestaltet. Gina war gerade dabei, die empfindlichen Kunstwerke noch einmal mit Wasser zu besprühen, bevor sie endgültig am dafür vorgesehenen Platz aufgestellt werden sollten.
Auf die Frage der Unbekannten hin schüttelte Gina den Kopf und deutete auf Lilli. Die junge Frau mit dem Headset sagte noch: »Spektakuläre Deko, Kompliment«, und kam dann auf Lilli zu. »Frau Berger? Verena Küpper mein Name, von Brainstorm Media .« Sie deutete auf den Ausweis an ihrer Jacke. »Wir drehen einen Bericht über diese Veranstaltung, und ich bin auf der Suche nach interessanten Motiven. Ihr Stand ist ein echter Eyecatcher. Ich würde gleich gern unser Team vorbeischicken, wenn Sie einverstanden sind.« Verena Küpper sah sie erwartungsvoll an, während ihre Hand mit dem Kugelschreiber über dem Klemmbrett mit einer Standbetreiberliste schwebte, bereit, den Namen Berger mit einem Haken zu versehen.
Lilli legte das Messer, mit dem sie gerade Lauch geschnitten hatte, beiseite und wischte sich die Hände an der Schürze ab. »Das möchte ich nicht ohne meine Mitarbeiter entscheiden. Können Sie mich gleich noch einmal ansprechen?«
»Natürlich, natürlich.« Verena Küpper malte hinter Lillis Namen auf der Liste ein geheimnisvolles Symbol, vermutlich ihr Kürzel für »vielleicht«. Dann lächelte sie freundlich und sagte: »Falls jemand aus Ihrem Team nicht gefilmt werden möchte – kein Problem. Der bleibt dann einfach so lange aus dem Bild.«
»Was genau wollen Sie denn filmen?«, fragte Gina, die sich zu ihnen gesellt hatte.
»Meine Geschäftspartnerin Gina Wilhelmi«, stellte Lilli vor. »Gina ist verantwortlich für die Dekoration.«
Verena Küpper nickte anerkennend. »Die habe ich ja schon bewundert. Das wollen wir unseren Zuschauern natürlich nicht vorenthalten. Wir stellen uns das so vor: Wir brauchen ein paar Bilder von den Vorbereitungen, bevor das Publikum eingelassen wird. Dazu ein paar Fragen über Ihr Angebot, darüber, was Sie sich von der Messe erhoffen, warum Sie das Thema Mittelalter gewählt haben und so weiter. Dann würden wir Sie immer mal wieder kurz besuchen kommen und dann natürlich am Ende der Veranstaltung noch einmal zu einem kleinen Fazit vorbeischauen.«
»Warten Sie ab, bis Sie uns erstmal in unseren Kostümen sehen, die sind der Knaller«, sagte Gina.
»Kostüme? Das wird ja immer besser.« Verena Küpper schlug die Seiten der Papiere auf ihrem Klemmbrett bis zu einem leeren Blatt um und ließ den Kugelschreiber wieder einsatzbereit darüberschweben.
»Der Fundus des hiesigen Theaters war so freundlich, uns bei der Ausstattung behilflich zu sein«, erklärte Lilli. »Auch ein Teil des Standaufbaus besteht aus Theaterkulissen.«
Verena Küpper machte sich rasend schnell Notizen und murmelte beim Schreiben: »Mittelalter …, Kostüme …, Theaterfundus …« Sie sah kurz auf und fragte: »Und Sie sind die Geschäftsinhaberin, Frau Berger?«
Lilli nickte. »Frau Wilhelmi und ich bieten mit unserem Catering-Service Genuss für alle Sinne an, verstehen Sie? Das ist unser Konzept. Es wird nicht nur gekocht, sondern es werden außerdem Räume inszeniert – wenn es vom Kunden gewünscht ist. Falls nicht, beschränken wir uns auf die Tischdekoration und kochen einfach lecker.«
Verena Küpper nickte und schrieb murmelnd: »Für alle Sinne …, Gesamtkunstwerk …, Räume inszenieren …«
»Komm, Lilli«, sagte Gina. »Lass uns das machen. Denk doch mal an den Werbeeffekt! Wo wird der Beitrag denn dann gesendet?«
»Die dritten Programme sind immer an guten Dokumentationen interessiert. Vielleicht auch der eine oder andere Privatsender. Sie beide sind interessant, Ihr Konzept ist mal was Neues, und Ihr Stand ist wirklich außergewöhnlich.«
»Na also«, sagte Gina. »Sollen die Kerle sich doch verstecken, wenn sie nicht ins Fernsehen wollen.«
»Also gut«, sagte Lilli. »Wir erwarten Sie dann später. Im Kostüm?«
Verena Küpper schüttelte den Kopf. »Aus dramaturgischer Sicht ist es besser, wenn nicht. Dann ist der Effekt größer, wenn wir Sie während des Messebetriebs besuchen. Planen Sie noch irgendwelche Showeinlagen?«
Lilli schüttelte den Kopf, während Gina lachend sagte: »Vielleicht könnte Pierre hier
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