Küchenfee
am Stand live ein paar Enten schlachten. Immer zur vollen Stunde werden hier Hälse umgedreht und Federn gerupft. Sehr authentisch.«
Verena Küpper lachte mit. »Na ja, das wäre vielleicht ein bisschen zu viel Mittelalter. Aber ansonsten sind wir eigentlich für jede Schandtat zu haben.«
Wie erwartet, war speziell Monsieur Pierre wenig begeistert von der Vorstellung, dass mehrmals im Laufe des Tages ein Fernsehteam am Stand auftauchen sollte. »Na toll, ständig irgendwelche Kameraleute auf den Füßen rumstehen haben, wie soll man denn da in Ruhe arbeiten«, brummelte er, während er in rasender Geschwindigkeit einen Berg Lauchstangen in feine Ringe zerteilte.
»Hör auf zu maulen, du alter Miesepeter«, schimpfte Gina mit drohend zusammengezogenen Augenbrauen.
»Ich dachte, der Mann heißt Miese pierre «, sagte Mike, der am Rand des Standes zusammen mit Gina dabei war, ein Dutzend Kürbisse dekorativ zu arrangieren. Gina stieß Mike in die Rippen und brach in Gelächter aus. Monsieur Pierre wurde rot und holte Luft. Ehe er wieder lospoltern konnte, erklärte Lilli schnell: »Niemand, der nicht will, muss sich filmen lassen, Pierre. Wenn du zu schüchtern bist …«
»Nicht zu schüchtern, aber dieses Wams ist derart lächerlich.«
»Ach, komm, Pierre, sei nicht so«, rief Gina herüber. »Wir machen alle mit und verkleiden uns ein bisschen. Und ich finde, du siehst im Kostüm richtig lecker aus, ehrlich.«
Die Röte in Monsieur Pierre Gesicht vertiefte sich noch. Er räusperte sich verlegen und murmelte: »Verarschen kann ich mich alleine.«
»Was hat er gesagt?«, fragte Gina.
»Dass er sich alleine verarschen kann«, half Lilli aus.
Gina richtete sich auf und stemmte die Hände in die Hüften. »Also, das ist doch … Ich finde wirklich, dass unsere Mannsbilder in den Kostümen hervorragend aussehen. Und wenn ihr euch schämt, dann zieht eben diese Kapuzenkragen an. Scharfrichter-Cuisine, das ist doch DER Hingucker!«
Lilli warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Also, Herrschaften, gleich kommt das Fernsehteam. Letzte Möglichkeit zur Flucht, Pierre.«
Monsieur Pierre stellte eine Kiste Karotten auf die Arbeitsplatte. Dann murmelte er: »Ich habe zu tun, ich kann mir keine Pause leisten«, und fing an, die Karotten zu schrappen. »Die sollen mir ja nicht im Weg rumstehen«, fügte er drohend hinzu.
Lilli beobachtete Mike, der mit Gina zusammen das gerade gelieferte Geschirr auspackte. Die beiden scherzten miteinander und verstanden sich offensichtlich prächtig. Mike war mit Gina so viel lockerer als mit ihr, manchmal konnte sie es kaum ertragen, die beiden zusammen lachen zu sehen. Es war keine Eifersucht. Aber sie vermisste den vertrauten Umgang mit ihm, der ihr so gutgetan hatte. Und diese Nacht vor ihrem Geburtstag … Auch wenn sich zwischen Mike und ihr seitdem alles verändert hatte, wollte sie diese wunderbaren Stunden nicht missen.
In diesem Moment sah Mike sie an, als hätte er ihren Blick gespürt. Sein Gesicht, gerade noch lachend, wurde ernst. Alles um Lilli herum verschwamm, sie sah nur noch ihn, seine blauen Augen, die sie ernst und traurig anblickten. Alles, was sie hörte, war das Rauschen ihres Blutes und der Schlag ihres Herzens. Dann wurde Mike von Gina angesprochen und wandte sich ab. Der magische Augenblick war vorüber.
Zur vereinbarten Zeit tauchte das Fernsehteam auf. Sie drehten verschiedene Aufnahmen des Standes, der mittlerweile fertig dekoriert war, sie filmten Monsieur Pierre, während er Gemüse schnitt, und Mike, wie er die Kühlschränke mit Flaschen füllte, die Met und Obstwein enthielten. Dann folgte ein kurzes Interview mit Lilli und Gina. Nach zehn Minuten war der Spuk vorbei.
Verena Küpper zeigte sich begeistert. »Wunderbar, das ging ja superschnell! Frau Berger, Frau Wilhelmi, falls das wirklich Ihr erstes Interview vor einer Kamera war, sind Sie echte Naturtalente. In zwei Stunden kommen wir wieder vorbei, ist Ihnen das recht?«
Lilli und Gina stimmten zu, und der Fernsehtross zog zwei Stände weiter zu einem Patissier. Sein Stand war mit filigranen Kunstwerken aus Schokolade dekoriert, die sämtliche bekannten Gesetze der Schwerkraft zu verhöhnen schienen.
Kati, die während der Aufnahmen eingetroffen war und hinter der Kamera gewartet hatte, umarmte Lilli. »Guten Morgen, Ma. Was war denn das? Hollywood?«
»Nicht ganz. Regionalfernsehen – immerhin. Die finden unseren Stand schick.«
»Das ist er aber auch. Ihr habt ganze Arbeit
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