Kuehe essen Wiese auf
gesagt ein lebendiger Organismus und er braucht wie alles Leben Nährstoffe in Form von Nahrung, Wasser und Düngung (was in etwa Vitamingaben entspricht). Humus hat nicht nur Durst, er muss auch ständig »gefüttert« werden, um nicht zu »verhungern«. Wenn man weiß, dass allein in einer Handvoll Wiesenboden eineinhalb Milliarden Mikroorganismen leben, die alle versorgt sein wollen, wird man das Fütterungsprinzip besser verstehen.
Natürlich ist das Leben dieser Unsichtbaren im Boden bestens organisiert – ein kleines, wohlgeordnetes Wunderwerk oder anders ausgedrückt: Management vom Feinsten. Die Natur verschwendet nichts. Weder Arbeitskräfte noch Ressourcen.
Die oberste Humusschicht ist immer die Rotteschicht. Hier leben und arbeiten die Mikroben, Pilze, Bakterien und Algen. Sie verrichten die groben Zerkleinerungsarbeiten an den organischen Abfällen. Blätter, Stängel und Blüten werden in ihre Bestandteile zerlegt, sozusagen verspeist und in der Erde verstoffwechselt. Dabei gibt es auch für unsere Augen sichtbare Helfer wie Regenwürmer, Asseln und Tausendfüßler. Wenn wir dieses Gewusel einmal für längere Zeit beobachten könnten, würde das Zerbeißen, Zersägen, das Geknacke und Gemahle fast zu hören sein. Da wäre ein ständiges Geschmatze, Gerülpse und Verdauungsgegluckere. Die Rotteschicht, in der sich all das abspielt, ist die organisch-biologische Müllverwertung des Gartens.
Direkt darunter befindet sich die etwa zehn bis dreißig Zentimeter dicke Humusschicht, die von der Abbauarbeit der Verrottung profitiert, weil sie die frei werdenden Nährstoffe aufnimmt. Der Humus ist das Bett der Pflanzenwurzeln, er gibt die von oben kommenden Stoffwechselprodukte der fleißigen Erdlinge an die Pflanzen weiter. Von der Güte dieses Mists hängt das Wohl und Wehe der Gärtnerei ab. Das Zusammenspiel zwischen Pflanzen und Bodenlebewesen funktioniert reibungslos. Oder besser ausgedrückt: Es funktionierte so lange problemlos, bis der Mensch begann, an diesem ausgeklügelten System herumzupfuschen. Mit dem Beginn von Ackerbau und Viehzucht kam der Wunsch nach Ertragssteigerung auf und damit geriet alles in Schieflage. Das wollte man durch Düngung wieder ausgleichen, der Kunstdünger kam ins Spiel und spätestens ab diesem Zeitpunkt wurde alles unumkehrbar kompliziert … Aber wenigstens in unseren privaten Gärten bestimmen wir selbst, wie wir mit dem Boden umgehen. Wir haben es in der Hand, ob wir die fleißigen Bodenbewohner verhungern lassen oder gar vergiften. Wir können die Lebewesen mit organischen Stoffen wie Mist oder Kompost sanft füttern oder mit der chemischen Keule erschlagen, indem wir Kunstdünger einsetzen.
Der Gärtner als Alchemist – Eine kleine Beetkunde
Der Kompost
Da es für Nichtbauern schwierig ist, an tierischen Bodendünger zu kommen, kann man sich einer Methode bedienen, die einen ähnlichen Effekt aufweist: das Kompostieren. Wenn der Humus das Kapital des Gärtners ist, so ist der Kompost sein Goldvorrat. Dieses Gartengold ist leicht herzustellen, weil die Arbeit wieder einmal die schon erwähnten Mikroorganismen erledigen, unterstützt von Regenwurm und Konsorten. Für Kompostkisten benötigt man einen halbschattigen Platz – und organische Abfälle: Rasenschnitt, Gemüse- und Obstabfälle, Tee- und Kaffeesatz, verwelkte Blumen und Pflanzenblätter, wenn auch einmal ein Stück Papier von der Küchenrolle mit hineinrutscht, ist das kein Unglück. Fast wichtiger für das Gelingen von gutem Kompost ist, zu wissen, was nicht in die gärtnerische Alchemistenkiste gehört: nichts Gekochtes und nichts Gebratenes, kein Fett, keine Fisch- und Fleischabfälle – mit anderen Worten keine Essensreste. Auch Holz- und Kohleasche sind tabu. Ebenso Schalen von rohen Eiern und von Fäulnis befallene Pflanzenwurzeln.
Eine Kompostkistemuss immer über offenem Boden aufgestellt werden, auf Beton oder anderen undurchlässigen Stellen funktioniert das System der Kompostierung nicht, da die mikroskopisch kleinen Arbeiter dieser Erdfabrik Bodenkontakt benötigen. Und nicht nur sie – man denke an die Regenwürmer, auch sie brauchen Reisefreiheit nach unten, von wo sie meistens auch kommen. Alle diese Herrschaften arbeiten nicht gerne in der prallen Sonne, deshalb ist der schon erwähnte halbschattige Standort vonnöten. Ebenso wie ein Regenschutz, weil die erarbeiteten Bodennährstoffe ausgeschwemmt würden, bevor sie zum Einsatz kommen. Für die Umzäunung dieses Kompostierplatzes
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