Kuehe essen Wiese auf
hinüberretten in die dunkle Zeit des Jahres.
Die Erde lebt – und wie! – Eine kleine Bodenkunde
Wer vom Leben auf dem Lande träumt, träumt immer auch von einem Garten. Von einem behaglichen Plätzchen, das grünt und blüht und ein bisschen an einen friedlichen, paradiesischen Ort erinnert, an dem man die Seele mal so richtig baumeln lassen kann. Aber wie bei allem, haben die Götter auch vor diesen Traum den Schweiß der Arbeit gesetzt. Und selbst der nützt dem fleißigsten Paradiesgärtner nichts, wenn er nicht weiß, warum wo was wächst. Oder eben nicht wachsen will.
Alles beginnt mit dem Wissen um den Zustand und die Bedeutung des Bodens, auf dem wir Menschen stehen, gehen, bauen – und ohne den es keine Pflanzen gäbe. Das Zusammenspiel von Boden, Luft und Wasser ergibt ein Kleinklima, das für jedes Pflanzenwachstum eine zentrale Rolle spielt. Dieses Kleinklima, das in jedem Garten anders ist, wird von den meisten Gartenneulingen völlig unterschätzt. Sie setzen ihre grünen Gartenbewohner oft schutzlos Sonne, Wind und Niederschlag aus und wundern sich, warum es im Paradies welkt und kümmert. Unsere Vorfahren wussten noch um diese Zusammenhänge: »Das Grasl beim Stoandl ist guat fürs Boandl!« (Das Gras beim Stein ist gut fürs Bein.) Womit nichts anderes gemeint ist als der Windschutz, den der Stein der Pflanze bietet, und die Sonnenwärme, die er speichert und nachts an die Pflanze abgibt. Dadurch spart sie Kraft, weil sie sich weniger um die Wärmeregulierung ihres Organismus kümmern muss. Kraft, die sie ihrem Wachstum und der Bildung ihrer Inhaltsstoffe zugutekommen lassen kann.
Es ist für jeden Gartenanfänger wichtig zu wissen, dass nicht die Pflanze es ist, die durch Gießen oder Düngen unsere Hilfe annimmt oder ablehnt. Der Boden ist es, den wir mit unseren Zuwendungen oder Unterlassungen in die Lage versetzen, das Leben der Pflanze zu beeinflussen. Zwischen dem Boden und den Pflanzen finden höchst komplizierte, aber lebensnotwendige Kreisläufe statt. Diese Synergien können wir entweder unterstützen oder stören, je nachdem, wie wir eingreifen.
Alles Leben beginnt in und mit der Erde, also der dünnen Humusschicht, die unseren Erdball umhüllt, soweit wir sie nicht zubetoniert, ausgepowert, dem Wind überlassen, in Wüsten verwandelt oder vergiftet haben. Die empfindsame Humusschicht ist die Heimat der Pflanzen. Daher heißt diese leicht verletzbare Schicht auch Mutterboden. Leider wurde im Hinblick auf Gewinnmaximierung schon immer Schindluder getrieben, wenn die Menschheit auch nachweislich noch nie so schlimm gewütet hat wie heute. Den Verantwortlichen scheint nicht klar zu sein, dass dieser Mutterboden es ist, der alles Leben auf der Erde ernährt. Jeder Hobbygärtner sollte sich der Tatsache bewusst sein, dass er Verantwortung trägt für seinen winzigen Anteil an der Erdoberfläche, sein privates Bodenbiotop. Jeder Gärtner ist ein Wächter der Erde.
Es gibt viele Sorten von Erdreich, die alle sehr verschiedene Eigenschaften haben. Der richtige Umgang mit ihnen ist wichtig für Bodenlebewesen, deren Stoffwechsel die Güte der Böden bestimmt und die Nahrung der Pflanzen bildet.
Sandböden
Wie man weiß, ist auf Sand nicht gut bauen. Und genauso wenig ist auf Sandböden gut anbauen. Sie sind wahrlich nicht des Gärtners Liebling. Obwohl für Luft und Wasser durchlässig und dadurch von der Sonne leicht erwärmbar, kühlen Böden mit hohem Sandanteil genauso rasch wieder aus. Was für Pflanzenwurzeln gar nicht gut ist. Abhilfe kann man dadurch schaffen, dass man den Humusanteil der oberen Erdschicht durch Kompostgaben erhöht. Und eine ständige Bodenbedeckung durch Pflanzenmaterial – beispielsweise mit Beinwellblättern, Mulch oder im Herbst mit gefallenem Laub – ist eine gärtnerische Pflichtübung bei sandigen Böden. Eine Abdeckung ist schon deshalb wichtig, weil Sand leicht vom Winde verweht wird. Diese Tatsache zu Ende gedacht, stünden wir in so einem Garten eines Tages auf felsigem Untergrund – kein Krümel Erde weit und breit. Wenn man da tatenlos zuschauen würde, könnte man bald jegliches Säen und Ernten vergessen. Sandböden müssen regelmäßig mit Gießwasser versorgt werden: Sie trocknen leicht aus, weil die feine, glatte Struktur der Mikrosteinchen – Sandkörnchen sind nichts anderes als über Jahrmillionen von Wind und Wetter winzig klein geschliffene Mineralstoffe, also Steinchen – die Feuchtigkeit nicht speichern können. So sehr wir feine
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