Kuehe essen Wiese auf
waren die größtmöglichen Katastrophen. Sie hatten Hungersnöte zur Folge und schrieben politische Geschichte rund um den Globus. Menschen verließen zu Tausenden ihre Heimat, um in der Ferne Überlebensmöglichkeiten zu finden.
Die Missernten und Hungersnöte, von denen uns heute in den Medien berichtet wird, spielen sich in anderen Teilen der Welt ab (haben aber mit unserem gegenwärtigen Wohlstand sehr viel zu tun, dessen sollten wir uns bewusst sein). Der moderne Trend zur Selbstversorgung und die Sehnsucht nach dem Leben auf dem Land basieren nicht auf Quantitäts-, sondern auf Qualitätsfragen. Während darüber gestritten wird, welche Inhaltsangaben auf die abgepackten und vorgefertigten Lebensmittel im Supermarkt aufgedruckt werden müssen, steigt die Zahl der Allergiker. Das wichtigste Küchengerät in vielen Haushalten ist heute die Mikrowelle. Kochen hat Unterhaltungswert (man denke nur an die vielen Kochshows im Fernsehen), Köche können zu Popstars werden, von Millionen Fernsehzuschauern bewundert, während sie selbst laut Gerhard Polt »Fertigschmeck« in sich hineinlöffeln. Die chemischen Haltbarmacher mit Sämigkeits- und Glattstreicheffekten sind so zahlreich geworden, dass man ihnen schon (E-)Nummern verpassen musste, um nicht durcheinanderzukommen und ihre schrecklichen Eigennamen nicht aussprechen zu müssen. Diejenigen Menschen, die sich und vor allem ihre Kinder diesem Designverfahren der Lebensmittelindustrie mit ihren langfristigen Nebenwirkungen nicht mehr aussetzen wollen, streben – zumindest teilweise – die Selbstversorgung an. Aber sie müssen die Methoden der Haltbarmachung erst wieder mühsam erlernen.
Früher war die Lage der Vorratsräume von großer Wichtigkeit für das Gelingen der Lagerung. Die Kellerräume wurden in die Erde gebaut, mit festgestampften Lehmböden und kleinen, vergitterten Fenstern versehen, die für Luftzufuhr sorgten. In jedem Landhaushalt gab es zudem eine kalte Speisekammer für besonders leicht verderbliche Lebensmittel und eine küchennahe Vorratskammer. Auf den Regalen standen Gläser und Töpfe mit Eingemachtem in Reih und Glied, auf dem Boden ruhten Fässer mit Pökelfleisch und Sauerkraut. Gedörrtes, geräucherte Schinken und Würste hingen von der Decke, ebenso wie Zwiebel- und Knoblauchzöpfe. Getreide wurde in mäusesicheren Truhen auf dem Dachboden gelagert. Heute ist alles immerzu und jederzeit erhältlich und wir denken beim Lebensmitteleinkauf nur mehr von einem Tag auf den nächsten oder bunkern lange haltbare Fertiggerichte, Dosen und Tiefgefrorenes. Die meisten Haushalte haben ihre Vorratshaltung in Gefrierschränke oder Gefrierfächer verlagert, der Kühlschrank ersetzt die ehemals kalte Speisekammer. Im Keller, so vorhanden, lagern keine Kartoffeln mehr. Ihren Lagerplatz hat die Heizungsanlage eingenommen.
Vorratshaltung durch Einkochen oder Einlegen ist heute keine Sache mehr von armen Leuten, sondern Luxus. Luxus deshalb, weil das Einkochen von Marmelade und die Herstellung von Obst-, Beeren- und Gemüsesäften zeitaufwendig ist. Und Zeit ist Geld, so wird uns zumindest allenthalben suggeriert.
Die wichtigsten Utensilien
Wer sich den eigenbrötlerischen (ein Wort, das sich Träumer vom Landleben auf der Zunge zergehen lassen sollten!) Luxus des Selberkochens und -machens leisten will, braucht ein paar Küchengeräte, die im Zeitalter des Dosenöffners nicht mehr selbstverständlich in jedem Haushalt vorhanden sind. (Man denke nur an den großartigen Billy-Wilder-Film »Das Appartement«, in dem Jack Lemmon für Shirley McLaine die Spaghetti über einem Tennisschläger abgießen muss …) Um beispielsweise Marmelade einzukochen, benötigt man einen etwas größeren Topf, einen Kochlöffel und eventuell einen Schneebesen, eine Schöpfkelle und ein Sieb. Das Verbrennen der Finger beim Abfüllen in Gläser und Flaschen lässt sich mithilfe von Trichtern mit verschieden großen Ein- und Abflussöffnungen und ein wenig Geschicklichkeit verhindern. Zur Not können die Trichter jedoch auch von steifen, selbst gedrehten Tüten aus Pergament- oder Backpapier mit einer abgeschnittenen Öffnung nach unten ersetzt werden. Eine Küchenwaage und ein Küchenthermometer komplettieren die Marmeladen- und Einmach-Grundausstattung. Steril gemachte Gläser müssen natürlich auch vorbereitet sein, egal ob mit oder ohne Schraubverschluss. Für das Einwecken von Obst sind Gläser mit Gummiabdichtring und Schnappverschluss ideal, wenn auch teuer. Auch
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