Kühle Rache - heißes Herz
bringen, Macon. Sein Blutdruck ist viel zu hoch, und wenn er auf der Ranch keine Hilfe bekommt, droht ihm der nächste Schlaganfall, sagt Doc Dickens.” Seine Mutter hätte auch direkt sagen können, dass sein Vater sterben würde, wenn Macon nicht nach Hause kam.
Aus einem anderen Grund wäre er auch niemals nach Pine Hills zurückgekommen, denn der letzte Ort, wo er leben wollte, war dieselbe Stadt, in der auch Hester lebte. “Der Doc sagt, du musst dich wegen deines Bluthochdrucks zur Ruhe setzen.”
“Meinen Blutdruck treibt nur die Erkenntnis in die Höhe, dass du mir meine Ranch wegnehmen willst”, beschwerte Cam sich. “Zum Glück haben die Frauen genug Verstand, um dich nicht zu heiraten.”
“Wenn ich heirate, setzt du dich zur Ruhe”, stellte Macon klar. “Das hast du versprochen.”
“Und Cam bricht nie sein Wort”, bestätigte Ansel.
“Nein, das tue ich nicht”, stimmte Cam zu. “Aber ich bezweifle, dass ich jemals die Hochzeitsglocken für meinen Sohn läuten höre, denn Hester hat ja sogar bis nach China Briefe geschickt, um die Frauen vor Macon zu warnen.”
“Und hier in Pine Hills sind die Frauen sowieso schon vor dir auf der Hut”, fügte Ansel lachend hinzu.
“Moment mal”, warf Cam ein. “Nancy Ludell versucht es immer noch. Und die süße Lehrerin, Betsy, die aus Idaho kommt. Und auch die beste Freundin deiner Frau, Ansel, wie heißt die noch?”
“Lois Potts.” Ansel nickte.
“Stimmt. Du bist mit ihr beim Bowling gewesen, oder, Macon?” Cam bemühte sich um einen ernsthaften Tonfall. “Immerhin ist Lois eine gute Partie, denn sie wird mal das Futtermittelgeschäft erben. Wieso willst du sie nicht heiraten?”
“Vielleicht tue ich das ja noch.” Andererseits überlegte Macon, dass er dann auch genauso gut eine Fremde zur Frau nehmen konnte. Er brauchte sich ja nicht zu verlieben, und im Grunde wusste er auch gar nicht, ob er dazu überhaupt in der Lage war.
Mit einem Mal fuhr Ansel herum, schirmte die Augen mit einer Hand ab und sah blinzelnd durch das schmutzige Fenster zur Pferdekoppel hinüber. “Beeil dich, Macon!”, zog er ihn auf. “Ein paar Frauen in Brautkleidern kommen auf das Haus zugerannt.”
Diego lief zur Tür. “Seht doch! Jetzt heben die Frauen die Schleier, damit sie sich gegenseitig die Augen auskratzen können! Wie Wildkatzen kämpfen sie um Macon.” Der Mexikaner hob die Stimme zu einem schrillen Sopran. “Bitte, bitte”, kreischte er und strich sich über den schwarzen Schnurrbart. “Lass mich Macon heiraten, damit ich ihm die Hemden bügeln und mit ihm schlafen kann!”
“Haltet euch zurück!”, warnte Macon die Männer, obwohl er selbst grinsen musste. Erschöpft streckte er die kräftigen Arme über den Kopf. Heute Mittag war er in der Stadt gewesen, um die Post abzuholen. Und dabei hatte er die Briefe entdeckt.
Diego verdrehte die Augen. “Was wird in den Briefen denn Schlimmes über dich erzählt?”
Macon zuckte mit den Schultern, hob ein pinkfarbenes Blatt hoch und begann laut vorzulesen: “Liebe Gong Zhu, Sie sollten wirklich wissen, dass Macon McCann es aus gutem Grund nötig hat, sich per Anzeige eine Frau zu suchen. Denken Sie einmal gründlich nach. Welcher amerikanische Mann hat es nötig, seine Suche nach einer Frau bis nach China auszudehnen?”
Ansel, Diego und Cam lachten.
Ungeduldig wühlte Macon in den Briefen. “Hier ist noch einer.” Er räusperte sich.
“Liebe Carrie Dawn Bledscoe! In Pine Hills gibt es mehr Frauen als Männer. Wenn Macon McCann ein so guter Fang wäre, hätte er doch bestimmt schon eine Partnerin gefunden, glauben Sie nicht? Er ist jetzt vierunddreißig, hatte also genug Gelegenheiten.”
Wieder wieherten die Männer, und trotz seiner Wut musste Macon auch lachen. “Und wisst ihr, wie sie die Briefe unterschreibt? 'Mit schwesterlichen Grüßen' …”
“Mit Worten kann diese Frau wirklich gut umgehen”, stellte Ansel fest.”
Diese Frau kann noch mit ganz anderen Dingen gut umgehen, dachte Macon. “Wollt ihr mehr hören? Dieser Brief bringt es wirklich auf den Punkt. Liebe Anna Gonzales, kommen Sie nicht nach Amerika! Bleiben Sie in Mexico und halten Sie sich von Macon McCann fern. Er ist eine wahre Plage, und Pine Hills ist nichts als ein großer Haufen Dreck. Hier gibt es keinen Regen, und die Hitze ist unerträglich. Pine Hills”, fuhr Macon fort und las einfach beim nächsten Brief weiter: “Das klingt schon langweilig, finden Sie nicht, Mirabella Morehead? Aber hier
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