Kühle Rache - heißes Herz

warf sich Macon in die Arme. Sein unrasiertes Kinn fühlte sich herrlich an ihrer Wange an. “Lois Potts”, flüsterte sie ihm ins Ohr, “hat mir vorhin verraten, dass du mich damals heiraten wolltest.”
    “Das stimmt.” Er nickte.
    Ihr Herz verkrampfte sich. “Warum hast du mir das nie gesagt?”
    “Hättest du es mir denn geglaubt? Ehrlich, Hester.”
    “Nein”, gab sie zu und schüttelte bedrückt den Kopf. “Aber jetzt glaube ich dir.”
    Der Reverend wandte sich an die Gemeinde. “Tut mir leid, aber es sieht so aus, als wäre die heutige Hochzeit geplatzt.”
    “Nein”, widersprach Hester und ließ den Blick nicht von Macon. “Ich will diese Zeremonie beenden.” Gerührt lächelte sie. “An diesen Tag werde ich mich für immer erinnern.”
    Der Reverend lächelte, als hätte er die ganze Zeit schon damit gerechnet. “Na, Hester, Hauptsache, der Junge heiratet jemanden.” Er lachte leise. “Es wird Zeit, dass er ein Rancher wird, und mit dir an seiner Seite kann ihm sicher nichts passieren.”
    Lächelnd hob Hester den Kopf und gab Macon einen Kuss.
    “Erst das Ehegelübde, dann der Kuss”, stellte der Reverend tadelnd fest.
    Aber die beiden vertieften den Kuss noch und bewiesen den Einwohnern von Pine Hills, was sie schon immer geahnt hatten. Dass sie sich aus vollem Herzen liebten. Schließlich trat Hester einen Schritt zurück. “Willst du mich wirklich heiraten, Macon?”
    Er lächelte, und aus seinen braunen Augen sprach die tiefe Liebe zu ihr. “Niemand kann mich davon abhalten. Tun wir's, Hester.”
    “Ja”, flüsterte sie. “Tun wir's.”

EPILOG
    Sechs Monate später.
    “Auch wenn du es nicht glaubst”, sagte Mirabella, “hier ist noch ein Schwung Briefe für Lois.”
    Hester lächelte. Nach der Hochzeit hatte sie sich bei Lois Potts bedankt, und vor Kurzem hatte Lois genau wie Macon eine Kontaktanzeige aufgegeben. Hester freute sich für sie, dass sie so viele Antworten erhielt. “Doc Dickens hat dir solche Anstrengungen verboten”, sagte sie zu Mirabella, als die den schweren Postsack anhob.
    Lächelnd strich Mirabella sich über den gewölbten Bauch. “Wieso können Menschen nicht wie die Insekten Babys bekommen. Die legen nur winzige Eier ab, und das war's dann.”
    “Das wäre wirklich toll.” Hester seufzte, denn sie war im sechsten Monat. Cordy freute sich riesig darauf, endlich ein Geschwisterchen zu bekommen, und die Aussicht, mit Macon dieses Kind aufzuziehen, machte Hester unsagbar glücklich.
    Mirabella arbeitete jetzt seit drei Monaten in der Poststelle weil sie während der Schwangerschaft nicht mit den Chemikalien in einem Friseursalon zu tun haben wollte. Demnächst wollte sie neben der Eisdiele ihren eigenen Salon eröffnen, und dann brauchten die Menschen aus Pine Hills nicht mehr nach Opossum Creek zum Friseur zu fahren.
    Judith und Chantal lebten in Hesters früherem Haus, und Cam und Blanche McCann erholten sich in Acapulco, während Hester mit Cordy und Macon auf der Ranch lebte. Diego schien nur noch Augen für seine schöne Anna zu haben.
    Während Chantal zur Schule ging, kümmerte Judith sich um Evan Eldorado Morris, der nach Chantals Vater benannt worden war. Chantals Lehrer waren sich einig, dass Chantal sehr intelligent war und gute Aussichten auf ein Stipendium am College in Opossum Creek hatte.
    Hester sortierte die Post weiter. “Sieh mal, hier ist eine Postkarte von Carrie Dawn!”, rief sie aufgeregt, als Macon hereinkam. Er wirkte ernst.
    “Was ist denn?”, fragte sie sofort besorgt.
    “Ich wollte nur nachsehen, ob du dich auch gut benimmst.” Jetzt musste er lächeln.
    Auch Hester lächelte und schwenkte die Postkarte. “Die kommt ans Schwarze Brett”, beschloss sie und steckte die Karte dort fest.
    Liebe Freunde,

danke für die Briefe. Wir vermissen Euch auch, aber hier läuft alles blendend. Das Baby kommt erst nächsten Monat, und wir können es kaum erwarten. Charlie und ich richten gerade gemeinsam das Kinderzimmer ein, um uns abzulenken. Charlie ist befördert worden. Anscheinend haben seine Vorgesetzten mehr Vertrauen in einen Familienvater. In der Nähe von Pine Hills gibt es eine Ranch mit Gästezimmern, und dort wollen wir drei unseren ersten Urlaub verbringen.

Dann sehen wir alle uns hoffentlich wieder.

In Liebe, Carrie Dawn
    Hester lächelte und lehnte sich an Macon, der sie von hinten umarmte. Als sie sich in seinen Armen umdrehte, verließ Mirabella den Raum. “So viele Babys”, stellte Hester fest. “Und