Kühle Rache - heißes Herz
findet nicht in Pine Hills in Texas statt. Macon McCann ist nicht der richtige Mann für dich, und er wäre auch kein guter Vater für dein Baby. Weder für deines noch für das einer anderen Frau.
1. KAPITEL
Macon McCann ging ruhelos durch das Büro auf der Ranch. Seine Bewegungen wirkten wie die einer Raubkatze, und seine tiefe Stimme hatte einen drohenden Unterton. “Ich hätte es mir denken können, dass unsere Postamtsleiterin dahinter steckt.”
Diego, der Vormann, wischte sich mit einem Stirnband den Schweiß ab. “Jetzt bleib doch mal locker.”
Locker bleiben, das passte schlecht zu Macon und der Witwe Moody. Er hatte sich von seinem Vater dazu drängen lassen, diese Anzeige aufzusetzen, um eine Frau zu finden. Das war schon schlimm genug, aber als niemand auf die Einladung in der Anzeige antwortete, hätte Macon gleich Verdacht schöpfen müssen.
Er hatte der Zeitschrift ein Foto von sich geschickt. Das war kein Problem, denn er sah besser aus als die meisten anderen Inserenten, und er war auch wohlhabender.
Trotzdem gab es keine Antworten auf seine Anzeige.
Jetzt allerdings war dieses Rätsel gelöst. “Hester Moody!”, stieß Macon zwischen den Zähnen hervor und zwang sich dazu, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Füße auf dem Tisch. Teilnahmslos blickte er auf die pinkfarbenen Briefbögen, die er vor einer Stunde von Hesters Schreibtisch in der Poststelle genommen hatte. Nicht einmal der Duft von Heu und Pferden konnte den Kaugummigeruch überdecken, der von den Bögen ausging. Vor allem beunruhigte Macon allerdings, dass er auch noch einen anderen Duft wahrnahm, den er am liebsten für immer vergessen wollte: Hesters Duft.
Da jede Postsendung in Pine Hills durch ihre Hände ging, hätte Macon sich denken können, dass sie etwas unternehmen würde, wenn er auf einmal Berge von Briefen mit weiblichen Absendern erhielt. Aber dass sie tatsächlich die eingehenden Briefe öffnete und seinen möglichen Bräuten antwortete, war schon ein starkes Stück.
Als die Tür aufging, hob Macon den Blick und sah seinen Vater, Cam McCann, zusammen mit Ansel Walters, dem Besitzer der Nachbarranch, hereinkommen. Er hatte den beiden bereits kurz von Hesters Aktion erzählt. Ansel sah zu den Briefen und dann scherzend zu Diego und Cam. “Als Macon die Anzeige in die Zeitung gesetzt hat, dachte er sicher, dass die Frauen hier in Scharen auftauchen.”
“Wahrscheinlich glaubte er, sie stoßen Begeisterungsschreie aus und kämpfen um ihn”, fügte Diego hinzu. Seine funkelnden dunklen Augen schimmerten so schwarz wie die Locken, die unter seinem alten Strohhut hervorlugten. “Ja”, fuhr er fort, zog sich das schweißnasse T-Shirt vom drahtigen Körper, legte es über die Rückenlehne eines Schaukelstuhls und ließ sich ausatmend darauf nieder. “Alle Frauen träumen davon, sich einen reichen Rancher wie dich zu angeln, stimmt's, Macon?”
“Da kannst du jede Frau fragen.” Cam warf seine Arbeitshandschuhe neben die Briefe. “Es gibt nichts Schöneres für sie, als meinen Sohn zu heiraten. Ihr Jungs würdet es nicht glauben, wie viele Bräute ich von der Straße vertreiben musste, nur um heute Morgen zur Arbeit zu kommen.”
Wütend sah Macon seinen Vater an.
Cam lachte. “Ach komm, reg dich nicht auf, Macon. Ich habe dir nie gesagt, dass du eine Anzeige aufgeben sollst.”
“Nein, das hast du nicht.” Besorgt fuhr Macon sich über den Kopf und strich sich die blonden Strähnen nach hinten. “Aber du hast gesagt, dass du mir die Ranch nicht überschreibst, solange ich nicht verheiratet bin.”
“Allmählich begreifst du's.” Seit einem Schlaganfall konnte Cam seine linke Hand fast nicht mehr bewegen, doch mit der anderen schlug er sich lebhaft aufs Knie.
Lange blickte Macon seinen Vater an. Cams Schultern waren einst so breit und kräftig wie die von Macon gewesen, aber jetzt wirkten sie schmal und eingefallen. Sein schütteres Haar war stahlgrau; sein Gesicht wirkte alt und faltig wie ein altes Paar Stiefel. Als er jetzt so deutlich sah, wie sehr sein Vater gealtert war, wünschte Macon sich, er hätte die Ranch nie verlassen. Er bereute die Jahre, die er nicht hier gewesen war, um gemeinsam mit Cam die Ranch zu bewirtschaften. Macon war ein Einzelkind, und seine Eltern waren bei seiner Geburt schon vergleichsweise alt gewesen. Jetzt war Cam dreiundsiebzig.
In Gedanken hörte er seine Mutter sagen: “Ich kann ihn nicht zur Vernunft
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