Kühle Rache - heißes Herz
heute heiraten musst, damit er dir die Ranch überlässt, dann sei es eben so. Außerdem erweist du dieser jungen reizenden Frau hier einen großen Dienst.” Ohne weiteres Zögern senkte er das Buch wieder und fuhr lächelnd mit lauter Stimme fort: “… um diese Frau und diesen Mann …”
Macon hörte nicht mehr zu. Er konnte nichts mehr wahrnehmen, bis der Reverend sich mit strahlendem Lächeln an die Braut wandte: “Willst du, Chantal Morris, diesen Mann, Macon McCann, zu deinem Ehemann nehmen, in guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheidet?”
Chantal schwieg. Sie hielt ihre Blumen krampfhaft fest, und auf einmal strich sie sich den Schleier aus dem Gesicht und sah Macon an. “Ich kann dich nicht heiraten! Ich kann nicht.” Flehend sah sie mit ihren großen braunen Augen zu den versammelten Menschen, von denen sie kaum jemanden kannte.
Erst jetzt fiel Macon auf, wie schön Chantal war. Gleichzeitig merkte er, unter welcher Anspannung sie in diesem Augenblick stand.
“Ich habe darüber nachgedacht, Macon”, sagte sie, und ihre Stimme überschlug sich fast. “Da ich ein Baby bekomme, muss ich unbedingt meinen Schulabschluss machen. Außerdem lieben wir uns nicht, Macon. Ehrlich gesagt, habe ich im Moment von Jungs ohnehin genug. Ich muss mich um mein Baby und die Schule kümmern, und damit habe ich sicher genug zu tun.”
Macon war zutiefst erleichtert und auch stolz. Bewundernd sah er Chantal an. Sie war noch so jung, und trotzdem schon so einsichtig und mutig. Sie wollte für sich und ihr Baby das Beste, genau wie Hester vor all den Jahren.
“Ich kann gar nicht glauben, dass meine Familie hierhergekommen ist.” Tränen traten ihr in die Augen. “Mein Onkel hat für alle die Flugtickets gekauft.” Hastig wischte sie sich eine Träne von der Wange.
“Natürlich sind wir gekommen, mein Liebes!”, rief ihre Mutter ihr zu.
Chantal sah wieder zu Macon. “Meine Eltern lieben mich.”
“Ja.” Er nickte. Genau wie er Cordy und Hester liebte. “Natürlich tun sie das.”
“Sie kamen gestern Abend hier an, und wir haben uns lange unterhalten. Judith möchte hier bleiben und ein neues Leben anfangen. Cordy hat mich auf der Pool-Party einigen von seinen Freunden vorgestellt. Vorausgesetzt, mein Onkel unterstützt mich ein bisschen, dann kann ich hierbleiben und mir mit Judith eine Wohnung nehmen. Meine Eltern mochten sie auf Anhieb, und sie will sich bis zu meinem Schulabschluss um mich kümmern.”
Erleichtert seufzte Mrs. Morris auf, und Chantals Vater tätschelte ihr den Arm. “Wir wussten, dass Chantal zur Vernunft kommt. Sie ist ein gutes Mädchen, und wir vertrauen ihr.”
Macon konnte über Chantals Plan nur staunen. Sie hatte sich um ihre Zukunft gekümmert, dennoch wirkte sie nicht glücklich.
“Macon, es tut mir leid”, fuhr sie fort. “Wir hätten es nicht so weit kommen lassen dürfen. Aber Cordy dachte, wenn er dich bittet, mich zu heiraten, dann …”
Misstrauisch sah er zu Cordy. “Dann was?”
Nervös trat Cordy von einem Fuß auf den anderen. Er sah trotz seiner Jugend in dem Smoking umwerfend aus. “Wir dachten, dann erkennst du, dass du Mom liebst.” Er runzelte die Stirn. “Stimmt das denn? Liebst du sie, Macon?”
Macon musste schlucken. “Ja”, sagte er schließlich. “Das tue ich. Chantal, dir muss nichts leidtun. Ich wollte dich auch schon bitten, das Ganze abzubrechen.”
Chantal lächelte erleichtert.
Seufzend wandte Macon sich wieder an seinen Sohn. “Ob ich deine Mutter liebe? Ich liebe sie seit dem Tag, an dem ich sie zum ersten Mal gesehen habe, Cordy. Und ich würde sie auf der Stelle heiraten, wenn sie mich will.”
“Dann rühr dich nicht von der Stelle, Macon.”
Hester hatte hinten in der Kirche gestanden und alles mitgehört. Sie hatte sich das Sommerkleid angezogen, das Macon so mochte, war in Schuhe geschlüpft und zum Auto gerannt. Sie hatte nicht denselben Fehler wie vor sechzehn Jahren machen wollen.
Einen Moment lang war sie unsicher geworden, als sie Macon und Chantal vor dem Altar stehen sah, aber dann hatte sie mitbekommen, wie Chantal den Schleier aus dem Gesicht strich und die ganze Hochzeit beendete.
Und gerade eben hatte Macon gesagt, dass er sie liebte.
“Hester.” Durch den langen Kirchengang sah er sie an.
“Ich liebe dich”, versicherte sie ihm und ging auf den Altar zu. Sie hörte Lois Potts schluchzen und sah die vielen fassungslosen Gesichter rings um sich herum. Dann lief sie nach vorn und
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