Kühle Rache - heißes Herz
Anrichte und blies über den Löffel, bevor er kostete. Unwillkürlich machte Hester sich Sorgen, ob es ihm auch schmeckte. Möchtest du nachwürzen, hätte sie fast gefragt und hasste sich selbst dafür.
“Was tust du hier?”, fragte sie stattdessen.
“Wie gesagt, meine Mutter hat mich geschickt. Cordy und sie machen sich Sorgen.”
Ich vermisse ihn, schoss es Hester bei der Erwähnung ihres Sohns durch den Kopf. “Seit wann hörst du auf deine Mutter?”
“Vielleicht macht mich das bevorstehende Eheleben weich.”
Daran zweifelte sie stark. “Sicher steckt noch etwas anderes dahinter. Du hast doch irgendetwas vor.” Sie sah zu, wie Macon seinen Teller leer aß, und war stolz darauf, wie gut sie sich unter Kontrolle hatte. Zumindest bis er den Teller in die Spüle stellte. Und ich soll ihn abwaschen, dachte Hester. Ihre Gefühle spielten Achterbahn, und sie konnte nichts dagegen tun.
“Was sollte ich denn vorhaben?”, fragte er ruhig nach.
Er will mich nur auf die Palme bringen, erkannte sie. “Vielleicht die ganzen kleinen Reissäckchen füllen und zubinden?”, schlug sie vor.
Er verschränkte die Arme. “Chantal hat mir angeboten, das für mich zu erledigen, damit ich herkommen und mit dir reden kann. Ich habe ihr gesagt, dass es zwischen uns noch ein paar Dinge zu klären gibt.”
Auf solche Informationen konnte Hester gut verzichten. “Dann hol doch schon mal die Torten ab. Oder nimm die Blumengestecke aus meinem Kühlschrank mit zur Ranch.”
“Deshalb gibt's bei dir also Suppe zu essen.”
Das stimmte tatsächlich. Nachdem der Florist gekommen war, hatte Hester das Gemüse verbrauchen müssen, um Platz im Kühlschrank zu schaffen. “Nimm die Blumen einfach mit, Macon.”
“Kann es sein, dass meine Hochzeit dir zu schaffen macht?”
“Wie kannst du so dreist sein, hier überhaupt her zu kommen?”, fuhr sie ihn an.
“Das war nicht schwer. Ich brauchte mich nur ins Auto zu setzen und loszufahren.”
“Aber das letzte Stück im Leerlauf rollen”, stellte sie richtig. “Heute früh hast du ganz Pine Hills erklärt, dass du morgen heiratest. Findest du nicht, dass der Vorabend solch eines Tages der falsche Zeitpunkt für den Besuch bei einer alten Freundin ist?”
“Bist du das denn für mich?”
“Wahrscheinlich bin ich auch die Person, die wegen Mordes an dir verhaftet wird.” Wie üblich artete die Unterhaltung in Streit aus. Normalerweise schrien sie sich an und hatten anschließend Sex. Misstrauisch rückte Hester noch einen Schritt weiter von Macon ab. “Ab morgen werde ich jedenfalls nicht mehr deine Freundin sein.”
“Wenn ich heirate”, erwiderte er, “dann ist das deine Schuld.”
“Du hast es allen erzählt. Und mich trifft daran keine Schuld. Eine Frau kann keinen Mann zwingen, eine Fremde zu heiraten, die er nicht liebt.”
“Du hast es trotzdem geschafft.”
“Dann bin ich anscheinend sehr begabt.”
“Allerdings.” Diesmal klang Macons Stimme vielsagend und heiser. Hester zog sich noch mehr zurück, weiter in Richtung Gasherd.
Nach einer Weile stellte Macon fest: “Du stehst in Flammen.”
“Das kann gut sein, Macon.” In ihr brodelte es, und auch ihre Haut fühlte sich immer heißer an. Und irgendwann würde Macon es noch schaffen, dass sie tatsächlich explodierte.
“Nein, Hester”, wiederholte er. “Ich meine es ernst. Du brennst.”
“Feuer?”, wiederholte sie. “Feuer! Oh, ich brenne!” Sie sprang vom Herd weg, und auf den weiten Ärmeln ihres Nachthemds tanzten Flammen. Hester stürzte zu Macon und in Richtung Spüle, als könne sie vor ihrer Kleidung weglaufen oder in dem kleinen Spülbecken untertauchen. “Macon!”, schrie sie und fuhr herum. Dadurch fachte sie das Feuer noch mehr an. Das Seidennachthemd knisterte, und eine Sekunde lang dachte Hester an den entsetzlichen Autounfall, bei dem Bruce ums Leben gekommen war. Schreiend hob sie den Arm und schlug sich damit auf die Seite.
“Halt still!”, befahl Macon ihr.
Sie hörte gar nicht zu. Immer deutlicher fühlte sie die Hitze auf der Haut, dann spürte sie Macons starke Hände. Etwas Feuchtes traf ihren Ärmel und erstickte die Flammen. Eiskaltes Wasser spritzte ihr auf die Brust und die Hüfte und durchnässte sie. Erst jetzt bemerkte sie, dass Macon ein Geschirrhandtuch nass gemacht hatte. Mit beiden Händen strich er ihr über die Arme, und Hester fühlte sich völlig sicher und beschützt und war so gerührt, dass ihr die Tränen kamen. Er hatte sie gerettet,
Weitere Kostenlose Bücher