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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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konkreten Spuren konzentrieren und zum Beispiel gezielt gegen ausgewählte Einzelpersonen ermitteln. Mr. Tailby hatte seine Prioritäten gesetzt und die Ermittlungsstrategie festgelegt. Alles in allem sah es recht viel versprechend aus. Unterschwellig ließ er sich auch vom Vertrauen in die Kriminaltechnik leiten, die schon die nötigen Beweise bringen würde, um den Fall abschließen zu können.
    »Dann wäre da noch der Rest von Daniel Vernons Aussage«, sagte Tailby, »der sich als vollkommen irrelevant herausstellen könnte. Aber wenn er die Wahrheit sagt, deutet einiges darauf hin, dass Sherratt lügt. Die Frage ist doch, wenn Sherratt eine Affäre mit der Mutter hatte, warum dann nicht auch mit der Tochter? Er muss uns erst einmal vom Gegenteil überzeugen. Bis wir Holmes’ Alibi überprüft haben, könnte jeder von beiden der junge Mann gewesen sein, der an dem fraglichen Abend mit Laura gesehen wurde. Natürlich könnte es auch jemand anderer gewesen sein. Ohne greifbare Beweise tappen wir im Dunkeln. Irgendwo da draußen ist die Tatwaffe, aber irgendwo ist auch Laura Vernons zweiter Turnschuh. Beide sind von größter Wichtigkeit, aber der Turnschuh dürfte leichter zu identifizieren sein.«
    Der DCI hielt inne und sah von einem Beamten zum anderen. Manche hielten seinem Blick stand, andere lasen in ihren Notizen oder starrten auf die Fotos und Landkarten an der Wand.
    »Wir gehen folgendermaßen vor«, sagte er. »Wir befragen noch einmal die Leute in Moorhay. Bei der Publicity und dem ganzen Wirbel im Dorf hat sicher niemand Lust, solche Beweismittel zurückzuhalten – und ich rechne damit, dass die Sachen in Tatortnähe weggeworfen wurden. Wir werden Bäche, Teiche und Gräben nach ihnen absuchen. Außerdem interessieren wir uns dafür, ob in jüngster Zeit irgendwo etwas vergraben oder verbrannt wurde. Das wäre die einfachste Methode, sich eines Turnschuhs zu entledigen. Vergraben oder verbrennen. Und zwar in den letzten paar Tagen.«
    Tailby heftete ein weiteres vergrößertes Foto hinter sich an die Wand. »Das ist Holmes. Unsere Nachforschungen beziehen sich von nun an auch auf ihn, nicht nur auf Sherratt. Aber vernachlässigen Sie dabei auch andere Alternativen nicht.«
    Beim Anblick des Fotos von Simeon Holmes setzte sich Ben Cooper kerzengerade hin. Er hatte ihn schon einmal gesehen, und zwar in Moorhay. Und nicht nur das, der Junge hatte etwas vergraben. Und sein Freund hatte etwas verbrannt. Cooper zögerte kurz. Es erschien ihm zu weit hergeholt – aber wenn er seine Beobachtung melden wollte, dann war jetzt der richtige Augenblick dafür.
    »Ich habe ihn gesehen«, sagte er. »Heute Morgen. Er muss direkt von der Farm zur Vernehmung gekommen sein.«
    Alle Augen richteten sich auf Cooper. Zögernd berichtete er von dem riesigen Komposthaufen, der am Vormittag auf der Thorpe Farm aufgeschichtet worden war. Er erzählte, dass er gesehen hatte, wie Simeon Holmes eine Schubkarrenladung frischen Dung nach der anderen auf den Haufen gekippt und wie die alten Männer den Mist sorgfältig verteilt und festgetreten hatten. Er erzählte von dem anderen Jugendlichen mit dem kleinen Feuerchen und von dem Gespräch, in das ihn die alten Männer verwickelt hatten, möglicherweise um ihn abzulenken.
    Während er redete, verzogen seine Kollegen das Gesicht und rückten immer weiter von ihm ab, als ob der Mistgestank noch an ihm haftete.
    Als er mit seinem Bericht fertig war, wartete er auf eine Reaktion. Er dachte an die Worte, die Sam Beeley und Wilford Cutts ein paar Mal wiederholt hatten. »Blut und Knochen«, hatten sie gesagt. Und noch einmal: »Blut und Knochen.«
    Tailby starrte ihn an und stöhnte.
    »Oh Gott«, sagte er. »Wir müssen den Haufen umgraben.«
     
    Etwa eine Stunde später traf ein eilig zusammengetrommeltes Team in den unterschiedlichsten Fahrzeugen auf der Thorpe Farm ein. Sie parkten auf dem Weg zwischen den Nebengebäuden. Ein Sergeant von der Sondereinheit, der einen Overall und Gummistiefel trug, ging zum Haus, wo er bereits von Wilford Cutts und Sam Beeley erwartet wurde, die vor der Tür standen und sich über den unangekündigten Besuch wunderten. Der Sergeant präsentierte Wilford einen Durchsuchungsbefehl.
    »Sie wollen mein Haus durchsuchen?«, sagte Wilford. »Wozu denn das?«
    »Nicht das Haus«, sagte der Sergeant. »Das Grundstück.«
    »Das Grundstück?«
    »Wir fangen mit dem Feld dort drüben an.«
    Die Beamten sammelten sich auf dem Feldweg, zogen die

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