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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Rabe – Raven – das Symbol Odins war, des höchsten Wikingergottes. Und die Dänen waren nicht die Einzigen gewesen, die den Bergen übernatürliche Kräfte zuschrieben.
    Auf der gegenüberliegenden Talseite fielen die letzten Strahlen der untergehenden Sonne auf die Witches und malten blutrote Streifen auf ihre westlichen Hänge, sodass die Spitzen fast melodramatisch wie in einem Relief hervorgehoben wurden. Sie sahen wirklich beinahe wie Hexen aus, die sich jeden Augenblick auf ihren Besenstielen in die Luft schwingen konnten. Kein Wunder, dass die Bewohner des Tals sie in früherer Zeit gefürchtet hatten. Die Felsen strahlten etwas Düsteres, Böses aus und wirkten noch an den sonnigsten Tagen schwarz und bedrohlich. Es war verständlich, dass abergläubische Dorfbewohner sie für alles erdenkliche Missgeschick und Unheil verantwortlich machten.
    Cooper saß unweit der Stelle, wo Gary Edwards am Abend des Mordes an Laura Vernon gestanden haben musste. Der Blick reichte zu den Gärten der Cottages in Moorhay in der einen Richtung bis zum Dach der Alten Mühle in Quith Holes in der anderen, über die ausgedehnten Wälder bis hinunter zu der kurvenreichen Straße im Tal. Der Bach war von hier aus nicht zu sehen, und am Fundort der Leiche standen die Bäume dicht an dicht.
    Das letzte Abendlicht auf den dunkleren Teilen des Waldes verzerrte die Schatten und löschte die Farben aus, bis alles Grün und Braun zu einem dunklen, stellenweise violett getupften Gewirr verschmolzen war. Das Licht fiel fast senkrecht vom Berg hinunter, flachte die Perspektive ab und reduzierte die Wälder auf eine zweidimensionale Landschaft, in der Farbe keine Bedeutung mehr hatte.
    Cooper sah noch einmal zum Gipfel von Win Low und den Witches hinüber. Es gab dort drüben einen alten Saumpfad, unterhalb des Schattens, den die zerklüfteten Felsen warfen. Doch nur ein mutiger Reisender hätte es gewagt, diesen Weg in der Nacht zu beschreiten. Nur allzu leicht konnte man der Einbildung erliegen, dass auf dem dunklen Grat die schwarzen Hunde aus der Legende auf der Lauer lagen, zum Sprung bereit.
    Und wenn man die schwarzen Höllenhunde erst im Nacken hatte, wurde man sie nie wieder los.

20
    Mein Gott«, sagte Superintendent Jepson. »Das wird man uns ewig unter die Nase reiben. Diese Geschichte macht die Dienststelle zur Lachnummer der Nation. Es wird in allen Zeitungen stehen, ob in den Lokalblättern oder in der überregionalen Boulevardpresse, und in den Fernsehnachrichten bringt man unsere Blamage als lustige Meldung des Tages. Und für den Police Review ist es erst recht ein gefundenes Fressen. Wir haben uns zum Gespött sämtlicher Polizeibehörden des Landes gemacht. Ich kann die Witze jetzt schon hören. Die werden uns noch Jahre begleiten. Jahre!«
    Der Superintendent hatte DCI Tailby und DI Hitchens vor der Morgenbesprechung in sein Büro bestellt, wo sie mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert waren, dem Leiter der Dienststelle zu erklären, warum zwei Dutzend Polizeibeamte einen riesigen Misthaufen umgraben und wieso die Gerichtsmedizinerin zwei tote Schweine hatte untersuchen müssen.
    »Es ließe sich bestimmt ein Grund finden, Cutts wegen irgendetwas zu belangen«, sagte Hitchens. »Um die Aktion gewissermaßen im Nachhinein zu rechtfertigen.«
    »Nein, nein, nein. Das würde alles nur noch schlimmer machen. Am besten spielen wir das Ganze herunter und hoffen, dass in ein, zwei Tagen Gras über die Sache gewachsen ist. Ist die Pressestelle im Bilde?«
    »Das habe ich gestern Abend noch erledigt«, sagte Tailby. »Sie sind über die nackten Fakten informiert, sollen aber alle konkreten Fragen direkt an mich weiterleiten. Ich werde sie dann schon abblocken.«
    »Gut, Stewart. Ich kann trotzdem nicht begreifen, wie so etwas passieren konnte.«
    »Ben Cooper hatte mal wieder eine seiner Eingebungen«, sagte Hitchens.
    »Ach, der junge Cooper. Ihm haben wir doch auch die Sache mit Sherratts Festnahme zu verdanken.«
    »Ohne DC Fry hätte es ein Unglück geben können.«
    »Wenn Cooper angeschossen worden wäre …« Jepson schüttelte sich. »Das wäre die totale PR-Katastrophe gewesen. Jeder weiß doch schließlich noch, was mit seinem Vater passiert ist.«
    »Wir können uns solche Zwischenfälle nicht leisten, ganz egal, wie man es auch dreht und wendet«, pflichtete Tailby ihm bei.
    Jepson wandte sich Hitchens zu. »Sie halten sich doch über Ihre Mitarbeiter auf dem Laufenden, Paul?«
    »Ich versuche es, Sir.«
    »Sie

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