Kuehler Grund
wissen, dass bald die Entscheidung über DS Osbornes Nachfolge ansteht. Anfang nächsten Monats hört er definitiv auf. Hatten wir nicht DC Cooper für die Stelle vorgesehen?«
»Er war in der engeren Wahl«, sagte Hitchens.
»Wie stehen Sie heute dazu?«
»Offen gesagt, kommt er mir in letzter Zeit etwas labil vor. Gestern war er sehr bedrückt. Und alles wegen nichts und wieder nichts, wenn ich es richtig sehe.«
»Und wie ist Ihre Neue? DC Fry?«
»Sie hat bessere Qualifikationen als Cooper. Und sie macht einen ausgesprochen belastbaren Eindruck, trotz ihrer Vorgeschichte.«
Jepson nickte ernst. »Ach ja, die Sache in den West Midlands. Natürlich.«
»Eine wirklich üble Sache«, sagte Tailby. »Aber sie ist darüber hinweg. Meinen Sie nicht auch, Paul?«
»Für meinen Geschmack ein bisschen zu unterkühlt, aber ansonsten sehr stabil, Sir. Sie hat alles im Griff. Ein echter Profi. Keine Spätfolgen, wie sie sagt.«
»Dann haben Sie mit ihr darüber gesprochen?», fragte Jepson.
»Ja, Sir.«
»Gut gemacht. Ausgezeichnet.«
»Laut ihrer Personalakte hat sie die übliche Therapie bekommen. Allerdings geht aus einer Notiz hervor, dass sie die Behandlung abgebrochen hat, nachdem sie sich von ihrem Freund getrennt hatte. Im Gegensatz zu ihr wurde er mit der Sache offenbar nicht fertig.«
»Ich könnte mir vorstellen, dass man aus einer solchen Erfahrung gestärkt hervorgeht«, sagte Tailby.
»Ja, gut möglich. So etwas ist eine echte Bewährungsprobe. Setzen Sie Diane Frys Namen auch auf die Kandidatenliste. Wir wollen mal abwarten, wie sie sich bei den Auswahlgesprächen schlägt.«
»Aber Ben Cooper … Seine Beförderung würde großen Anklang finden.«
»Mm. Er ist labil, sagt Paul. Das gefällt mir gar nicht. Ich denke, Cooper ist noch ein wenig unreif für den Posten. Aber es ist ein Jammer. Ein Einheimischer mit erstklassigen Ortskenntnissen. Pflichtbewusst, fleißig, intelligent.«
»Aber das reicht nicht«, sagte Hitchens.
Jepson seufzte. »Vermutlich haben Sie Recht. Dann sind wir uns also einig, dass DC Cooper als Nachfolger von DS Osborne nicht in Frage kommt?« Tailby und Hitchens nickten. »In dem Fall müssen wir es schnell hinter uns bringen. Ich werde ihm die schlechte Nachricht bei der Frühbesprechung möglichst schonend beibringen, damit er es nicht zu schwer nimmt. Er soll eben noch ein bisschen seinen Horizont erweitern.«
Die drei Männer genossen das Gefühl, eine schwierige Aufgabe erfolgreich bewältigt zu haben. Nach einer Weile drückte Jepson den Rücken durch und deutete damit an, dass das Thema Cooper fürs Erste erledigt war.
»Wie ist der Ermittlungsstand in Sachen Laura Vernon, Stewart?«
»Augenblicklich benötigen wir keine zusätzlichen Kräfte, Sir. Heute müsste das zahnmedizinische Gutachten vorliegen. Das dürfte uns einer Lösung des Falles näher bringen.«
»Sie haben zwei Tatverdächtige?«
»Ich gehe davon aus, dass wir mit Hilfe des Gutachtens entweder Lee Sherratt oder Lauras Freund Simeon Holmes überführen können«, sagte Tailby. »Das wäre endlich der Durchbruch, den wir so bitter nötig haben. Möglicherweise stehen wir kurz vor einer Festnahme.«
»Das klingt nach einer guten Pressemitteilung«, sagte Jepson hoffnungsvoll. »Wenn wir die Medien heute noch damit füttern könnten, vergessen sie vielleicht das Fiasko mit den Schweinen.«
»Ich bin durchaus zuversichtlich, Sir«, sagte Tailby.
Harry Dickinson trug eine schwarze Brille, hinter deren Bifokalgläsern seine Augen vergrößert und verschwommen aussahen, wie glatte Steine im tiefen Wasser.
»Weißt du was, Kind? Wenn du den jungen Polizisten das nächste Mal siehst, kannst du ihm sagen, dass seine Kollegen und er auf dem Holzweg sind, wenn sie Lee Sherratt den Mord anhängen wollen.«
Helen hatte am Abend zuvor im Supermarkt in Edendale für ihre Großmutter eingekauft. Dort war alles sehr viel billiger als in dem kleinen Dorfladen. Normalerweise wäre Gwen selbst mit dem Bus in die Stadt gefahren, um Geld zu sparen, aber in dieser Woche hatte sie sich geweigert, weil sie Angst vor den Bemerkungen ihrer Mitfahrerinnen hatte und glaubte, die Verkäuferinnen würden hinter ihrem Rücken über sie tuscheln und sie nicht bedienen. Es war Helen nicht gelungen, sie zu überzeugen, dass alles nur Einbildung war. Manchmal konnte Gwen genauso stur sein wie Harry.
»Er hat oben in der Villa als Gärtner gearbeitet, aber Graham Vernon hat ihn entlassen«, sagte Helen.
»Lee Sherratt?
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