Kuehler Grund
und Sam Beeley. Sie reckten die Köpfe nach ihm, als er hereinkam, und folgten ihm mit den Blicken bis zur Theke. Während er bestellte, machte einer von ihnen eine Bemerkung, die bei den anderen keckerndes Gelächter hervorrief. Er biss die Zähne zusammen, das Blut schoss ihm in die Wangen, aber er beherrschte sich. Er würde sich nicht von ihnen provozieren lassen.
Der Wirt, Kenny Lee, versuchte Konversation zu machen, aber als Cooper nicht darauf einging, wandte er sich gekränkt ab. Nachdem Cooper sein Bier bezahlt hatte, ging er zu dem Tisch in der Ecke hinüber. Die drei alten Männer sahen ihm entgegen, der Blick erwartungsvoll, aber den Mund fest zusammengepresst. Harry stand auf.
»Suchen Sie mich?«
»Eigentlich nicht. Ich wollte nur ein Bier trinken.«
Harry machte ein enttäuschtes Gesicht und nahm wieder Platz. Während Cooper sich einen abgewetzten Hocker an den Tisch zog, sich darauf niederließ und einen kräftigen Schluck Bier trank, ließen ihn die Männer nicht aus den Augen.
»Ein gutes Bier«, sagte er. »Das dachte ich mir schon. Aber als ich im Dienst war, konnte ich es nicht probieren.«
Die alten Männer nickten bedächtig. Hustend bot Sam ihm eine Zigarette an, die Cooper höflich ablehnte.
»Nicht viele Touristen hier, heute Abend, was?«
»Es ist Mittwoch«, sagte Sam.
Er spürte die unausgesprochenen Botschaften, die zwischen den drei Männern hin und her gingen. Dazu genügte ihnen ein kurzer Blick, ein knochiges Fingerklopfen auf dem Tisch. Sie waren wie eine eingespielte Gruppe Pokerspieler, die sich daran machten, einen Fremden bis auf das Hemd auszunehmen. Aber Cooper interessierte sich nicht dafür, was sie ihm nicht sagen wollten. Heute Abend nicht.
Er hüllte sich in Schweigen und baute darauf, dass die alten Männer früher oder später etwas sagen würden. Normalerweise saßen sie vermutlich stundenlang zusammen, ohne ein unnötiges Wort zu verlieren. Aber er war Gast an ihrem Tisch, und sie waren die Gastgeber. Er verließ sich auf ihre Höflichkeit.
»Na, wie kommen Sie voran?«, fragte Wilford schließlich.
»Womit?«
»Das wissen Sie doch, mein Junge. Mit dem Mord.«
»Überhaupt nicht«, sagte Cooper und hob sein Glas.
»Bitte?«
»Aber Sie haben doch Verdächtige«, sagte Sam. »Die können Sie verhören. Grelles Scheinwerferlicht, die Nummer mit dem netten Bullen und dem bösen Bullen. Bis sie klein beigeben.«
Cooper schüttelte den Kopf. »Das können wir uns heutzutage nicht mehr erlauben. Es liegt an den neuen Vorschriften. Verdächtige haben auch Rechte.«
»Rechte?«
»Wenn wir nicht genügend Beweise haben, um Anklage zu erheben, müssen wir sie laufen lassen.«
»Und? Haben Sie keine Beweise?«, fragte Wilford.
»Nicht genug. Längst nicht genug.«
»Das ist schade.«
»Das ist sehr entmutigend. Manchmal würde man am liebsten die Brocken hinschmeißen.«
Harry hatte bis jetzt noch gar nichts gesagt. Er beobachtete Cooper genau, seine Lippen, sein Gesicht, als ob er hinter seine Worte blicken wollte.
»Das war nicht unsere Schuld, die Sache mit den Schweinen.«
»Nein. Ich weiß.«
»Haben Sie Ärger gekriegt?«, fragte Wilford.
Cooper zuckte mit den Schultern. »In der nächsten Zeit werde ich unter den Kollegen wohl nicht sehr beliebt sein.«
»Das war nicht unsere Schuld«, echote Sam.
»Wir hatten es Ihnen ja gesagt. Blut und Knochen.«
»Das verrottet auch auf dem Misthaufen, so lange es nicht zu groß ist. Sonst muss man den Abdecker dafür bezahlen, dass er das Zeug mitnimmt.«
»Und wozu soll man dem Abdecker Geld in den Rachen schmeißen, wenn man es auch auf natürliche Weise beseitigen kann?«, sagte Sam.
»Wahrscheinlich waren sie auch noch nicht schlachtreif«, sagte Cooper.
»Nein, nein. Längst nicht schlachtreif. Die hätte man nicht verkaufen können.«
»Aber es ist schon eine komische Sache mit den Schweinen«, sagte Wilford. »Ihre Haut ähnelt unserer sehr.«
»Ihre Kollegen haben sich auf jeden Fall mächtig gegruselt«, sagte Sam lächelnd.
»Sie dachten ja auch zuerst, sie hätten ein paar Leichen gefunden«, sagte Cooper.
»Meine Herren, war die Ärztin sauer.«
»Die Pathologin. Es war falsch, sie zu holen.«
»Solche Ausdrücke habe ich im Leben noch nicht gehört«, sagte Wilford.
»Jedenfalls nicht von einem Arzt.«
»Und schon gar nicht von einer Ärztin.«
»Wussten Sie eigentlich, dass sie auch Sonnenbrand kriegen können?«, fragte Wilford. »Die Schweine, meine ich. Man darf sie nicht in
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