Kuehler Grund
Valley Times, auf dem Sportteil, wie es aussah. Der Edendale FC hatte das Eröffnungsspiel der Saison verloren.
»Lag da nur der Turnschuh? Sonst nichts?«
»Sonst habe ich nichts gesehen. Eigentlich hat Jess ihn gefunden. Sie stöbert da immer nach Kaninchen und anderem Viehzeug.«
»Gut«, sagte Cooper. »Wir werden uns das gleich mal ansehen. Sie können mir sicher die genaue Stelle zeigen.«
Helen kam wieder zurück, begleitet von einem völlig erschöpften PC Wragg.
»Bringt euch das weiter?«, fragte sie.
»Wir werden sehen.« Cooper zog eine Plastiktüte aus der Gesäßtasche und ließ den Turnschuh vorsichtig hineinfallen. »Würdest du bitte hier warten? Einer meiner Vorgesetzten wird vermutlich mit dir sprechen wollen.«
Helen nickte und sah ihren Großvater an, der keine Miene verzog. Sein Gesicht war steinern, wie das eines Mannes, der sich in einen unabänderlichen Kummer fügte.
Auf der Straße holte Cooper sein Funkgerät heraus, um die Zentrale der Dienststelle Edendale zu verständigen, wo DI Hitchens seine Meldung sicher schon erwartete. Er hielt den Plastikbeutel ins Licht und starrte auf den Inhalt, während er seine Nachricht durchgab.
Bei dem Turnschuh handelte es sich um einen Reebok, Größe 38, slim fit. Und die braunen Flecken auf der Spitze sahen verdächtig nach Blut aus.
4
Die Polizei-Zentrale der Dienststelle E in Edendale hatte ihrem Architekten in den Fünfziger Jahren einen Preis eingebracht. Aber in den letzten Jahrzehnten hatten vor sich hin gammelnde Akten, Zigarettenqualm und schlechtes Essen ihre Spuren an den Wänden und ihren Geruch im Teppichboden hinterlassen. Vor kurzem waren aus dem knappen Etat der Derbyshire Polizeiverwaltung Mittel bereitgestellt worden, um die Wände zu tapezieren, die Fensterrahmen zu erneuern und in einigen Büros eine Klimaanlage zu installieren. Auch die alten Holzschreibtische waren gegen moderne ausgetauscht worden, die besser zu den neuen Computern passten.
DC Diane Fry las Berichte. Sie hatte mit den aktuellsten begonnen und war dann die Fälle der vergangenen Wochen durchgegangen. Sie wollte sich einen Überblick über die jüngsten Ermittlungen der Abteilung verschaffen. Obwohl sie nun schon seit fast zwei Wochen in Edendale war, fühlte sie sich immer noch fremd, so frisch wie die Farbe an der Außenwand neben dem Fenster, die aus unerfindlichen Gründen nicht trocknen wollte. Alle Fenster auf dieser Seite gingen auf das Tor C und die Osttribühne des Fußballvereins hinaus, dessen Mannschaft in den unteren Regionen einer der zahllosen Ligen herumkrebste.
Ganz oben auf der Prioritätenliste standen zurzeit die Aktivitäten von Autoknackern an beliebten Ausflugsorten. Dem gelangweilten Ton einiger Berichte nach zu urteilen, schien das Problem zu dieser Jahreszeit in der Dienststelle E immer höchste Priorität zu genießen. Die Touristenscharen, die im Sommer den Nationalpark Peak District besuchten, zogen ihre eigene Verbrechenswelle nach sich, wie ein Ozeanriese sein Kielwasser. Die Besucher parkten an abgelegenen Stellen, auf provisorischen Parkplätzen im offenen Gelände, in stillgelegten Steinbrüchen und am Straßenrand. Natürlich waren die Autos mit Kameras, Ferngläsern, dicken Brieftaschen, Kreditkarten und allen möglichen anderen Wertgegenständen voll gestopft. Gleichzeitig reisten aus den Ballungszentren Sheffield im Osten und Manchester im Westen Kriminelle an, die auf eben diese leichte Beute aus waren. Nur wenige Minuten mit einem unbeaufsichtigten Fahrzeug genügten ihnen, dann waren sie schon wieder auf dem Rückweg in die Stadt und ließen verzweifelte Touristen und zerstörte Urlaubsträume hinter sich zurück.
Das Problem schien unlösbar. Es war nicht möglich, die Autobesitzer zu warnen, weil die Touristenströme ständig in Bewegung waren und kaum jemand mehrere Tage an einem Ort blieb . Es war auch nicht möglich, die besonders gefährdeten Stellen zu überwachen, dazu reichten die verfügbaren Kräfte nicht aus. Es gab nur eine praktikable Lösung, nämlich potenzielle Straftäter im Vorfeld zu identifizieren und sie durch die Kollegen in der Großstadt beobachten zu lassen. Das Prinzip Hoffnung.
Diane Fry warf einen Blick auf Detective Sergeant Rennie. Er telefonierte, und das schon seit geraumer Zeit. Sie konnte nicht hören, was er sagte, aber sie war sich ziemlich sicher, dass er sich mit dem Kugelschreiber, auf dem er herumkaute, noch keine einzige Notiz gemacht hatte. Er hatte breite Schultern
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