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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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und einen Stiernacken und war, wie sie einem seiner Gespräche mit einem anderen Detective Constable entnommen hatte, ein altgedienter Stürmer im Rugby-Team der Dienststelle. Außerdem wusste sie, dass er mit Vornamen David hieß, verheiratet war und zwei halbwüchsige Kinder hatte.
    Es hatte nicht lange gedauert, bis ihr aufgefallen war, wie er sie heimlich von der Seite ansah, wie sein Blick zu ihr hinüberwanderte, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Sie kannte diese Blicke von früher, zaghafte erste Annäherungsversuche an eine jüngere Kollegin, die, wenn es nach den Männern ging, in einem Techtelmechtel endeten. Natürlich ging es bei vielen nie über dieses erste Manöver hinaus; es drückte eher eine vage Hoffnung als eine konkrete Absicht aus. Aber es gab auch Kollegen, die lästig werden konnten, und Fry vermochte noch nicht einzuschätzen, zu welcher Sorte Rennie gehörte. Immerhin war sie nun vorgewarnt und konnte selbst entscheiden, wann es Zeit wurde, ihm eine Abfuhr zu erteilen. Affären mit Kollegen standen bei ihr nicht auf der Tagesordnung. Ganz und gar nicht.
    Obwohl ein Detective Chief Inspector im Haus war, der jeden Augenblick hereinkommen konnte, machte Rennie sich noch nicht einmal die Mühe, so zu tun, als ob er arbeitete.
    »Sergeant?«, sagte Fry, als er endlich den Telefonhörer aufgelegt hatte.
    Rennie sah sich um, als wäre er erstaunt, dass sie noch da war. Dann grinste er und rang sich fast so etwas wie ein Zwinkern ab. Er trug eine dunkelgrüne Krawatte mit einem kleinen Goldwappen; sein Anzug war zwar gut geschnitten und kaschierte seine breiten Schultern, aber er hatte eine Reinigung nötig. Er steckte sich einen Streifen Kaugummi in den Mund, eine leidige Angewohnheit, aus der Fry schloss, dass er sich erst vor kurzem das Rauchen abgewöhnt hatte.
    »Was kann ich für Sie tun, Diane?«
    »Es geht um die Projektgruppe, die sich um die Autoknacker kümmert.«
    »Ja?«
    »Ich habe mich gefragt, ob die Sache wohl schon mal mit dem Computer gecheckt worden ist. Ein Abgleich von Orten und Zeiten. Eine Analyse der Vorgehensweisen. Wir könnten ein Computermodell erstellen.«
    »So was macht bei uns normalerweise Ben Cooper«, sagte Rennie. »Am besten lassen Sie den Computer in Ruhe, bis Sie mit ihm gesprochen haben.«
    »Mit Hilfe eines Computermodells könnten wir die Taten vielleicht vorhersagen und bestimmte Zielorte anpeilen. Es wäre einen Versuch wert, Sergeant.«
    »Wie ich schon sagte, fragen Sie Ben. Er musste nach Moorhay raus, aber Gott sei Dank kommt er später noch mal ins Büro.«
    Während ihrer ersten Woche in Edendale hatte Fry Ben Coopers Namen bereits des Öfteren gehört. Anscheinend war er ein Ausbund an Tugend und wusste einfach alles. DC Cooper kannte die Gegend wie seine Westentasche, hieß es. Er kannte offenbar alle einheimischen Straftäter und sogar ihre Familien. Er wusste, wie alles im Büro funktionierte. Er bewältigte Berge von Papierkram, über denen die anderen Kripobeamten verzweifelten, mit links. Nun war er offenbar auch noch der einzige, der wusste, wie man einen Computer bediente. Aber Diane Fry hatte eine Informatikausbildung, und sie hatte auf der Polizeiakademie in Bramshill einen Kurs über Datenanalysen absolviert. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit würde sie ihnen schon zeigen, wer sich hier mit dem Computer auskannte. Vorläufig wollte sie es aber erst einmal mit einer anderen Taktik probieren.
    »Jemand vom NCIS hat über dieses Problem vor ein paar Monaten einen Bericht verfasst. Ich habe in Bramshill davon gehört.«
    »Ach, ja?«
    Rennie schien nicht interessiert.
    »Vom National Criminal Intelligence Service.«
    »Danke, ich weiß, was der NCIS ist.«
    »Ich habe mich nur gefragt, ob jemand die Sache recherchiert hat. In den Unterlagen steht nichts davon. Vielleicht hat die Arbeitsgruppe den Ansatz aufgegriffen?«
    »Glaube ich kaum.«
    »Ich könnte es nachprüfen, wenn Sie wollen, Sergeant.«
    Rennie zerrte mürrisch an seiner Krawatte, wühlte auf seinem Schreibtisch nach einem Zettel und griff wieder zum Telefonhörer.
    »Soll ich, Sergeant?«
    »Von mir aus.«
    Fry machte sich eine Notiz und markierte den Eintrag mit einem Sternchen. Dann legte sie die Akten über die Autoknacker zur Seite und vertiefte sich in den Bericht über das vermisste Mädchen, Laura Vernon. Sie hatte ihn bereits einmal gelesen und sich die spärlichen Einzelheiten eingeprägt, die darin enthalten waren. Für solche Dinge hatte sie ein

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