Kuehler Grund
zum Baulk anfing, war ihm klar, dass er ihnen folgen musste.
Er sah auf seine Uhr. Kurz vor acht. Hatte nicht irgendjemand acht Uhr erwähnt? Er überlegte hin und her, bis ihm schließlich Frys Bericht über die Vernehmung von Charlotte Vernon einfiel. Jeden Abend um diese Uhrzeit besuchte Charlotte die Stelle auf dem Baulk, wo die Leiche ihrer Tochter gefunden worden war.
»Können wir Ihre Aussage noch einmal durchgehen, Mr. Edwards?«, sagte Fry. »Sie standen in der Nähe des Steinhügels auf der Raven’s Side, als sie einen alten Mann mit einem schwarzen Hund am Ende des Wanderwegs vorbeigehen sahen.«
»Nein.«
»Was meinen Sie damit, nein? So haben Sie es in Ihrer Aussage geschildert.«
»Nein, habe ich nicht. Wie kommen Sie darauf?«
Fry starrte durch die Windschutzscheibe auf den Parkplatz und die erleuchteten Fenster der Alten Mühle. Sie wusste immer noch nicht genau, was sie sich von dem Gespräch mit dem Vogelfreund eigentlich versprach. Was die geschätzte Uhrzeit anging, zu der Gary Edwards den alten Mann gesehen hatte, beharrte er auf seinen früheren Angaben. Seine Uhr gehe genau, und er sei sich der Uhrzeit gewiss. Er notiere sich immer die exakte Zeit einer Vogelsichtung.
Jetzt aber schien sie plötzlich einen wunden Punkt berührt zu haben. Sie konsultierte die Notizen, die sie sich von seiner Aussage gemacht hatte.
»Ich habe das Protokoll hier vor mir liegen, Mr. Edwards, die Aussage, die Sie selbst unterschrieben haben. Ich möchte Ihnen ein Stück vorlesen. Hier steht: ›Mit meinem Feldstecher sah ich einen Hundekopf. Er tauchte im Unterholz auf, dicht über der Erde. Er schnupperte an einem abgebrochenen Ast. Er war schwarz.‹«
»Korrekt.«
»Sie fahren fort: »Dann sah ich, dass ein Mann bei dem Hund war. Es war ein alter Mann, der eine Mütze trug. Er bewegte sich langsam nach links aus meinem Blickfeld. Er rannte nicht. Ich nahm den Feldstecher herunter und sah, wie der Mann und der Hund zwischen den Bäumen verschwanden. Es war in der Nähe des Baches, der neben dem Wanderweg verläuft, der Eden Valley Trail heißt.«‹
»Nun …«
»Also war es ein schwarzer Hund.«
»Nein, das habe ich nicht gesagt.«
»Aber es steht hier. Sie haben es unterschrieben. ›Er war schwarz*, haben Sie gesagt.«
»Sie hören nicht zu. Genauso wenig wie der andere – der hat auch nicht zugehört.«
»Detective Sergeant Rennie?«
»Ja, den meine ich. Er hat auch bloß aufgeschrieben, was ihm in den Kram passte. Also, hören Sie zu. Ich habe durch den Feldstecher nur den Kopf des Hundes gesehen. Der Kopf war schwarz.«
»Und?«
»Es ist möglich, dass der Hund nicht ganz schwarz war. Verstehen Sie? Nachdem ich den Feldstecher abgesetzt hatte, konnte ich das nicht mehr erkennen. Ich habe den Hund erst ganz gesehen, als er aus dem Unterholz herausgekommen war. Aber da war das Licht schon nicht mehr sehr gut. Es war spät, und die Sonne stand tief. Da verschwimmen die Farben.«
»Okay, ich verstehe. Aber soweit Sie sehen konnten, war der Hund schwarz, richtig?«
»Nein. Also … ich glaube eher, er war schwarzweiß.«
»Warum? Sie haben doch gerade gesagt …«
»Na, weil diese Hunde normalerweise immer schwarzweiß sind. Wenn man sie im Fernsehen sieht, sind sie schwarz mit weißen Flecken. Das soll gut für die Tarnung sein, damit die Schafe sie am Berg nicht so leicht sehen.«
»Wovon reden Sie denn?«
»One Man and His Dog – die Sendung über Geschicklichkeitsprüfungen für Hütehunde. Es war ein Hütehund, einer mit einem struppigen Fell. Ein Border-Collie.«
»Kein Labrador? Sie müssen einen schwarzen Labrador gesehen haben.«
»Wenn ich es Ihnen doch sage. Ich bestehe darauf, dass Sie es richtig aufschreiben. Ich kann schließlich noch einen Labrador von einem Collie unterscheiden. Und dieser Hund war ein Border-Collie. Ein schwarzweißer Border-Collie. Definitiv.«
Fry seufzte. »Dann müssen wir Sie wohl morgen Vormittag noch einmal aufsuchen und Ihre neue Aussage zu Protokoll nehmen, Mr. Edwards.«
»Wie Sie meinen. Aber Sie müssen sich beeilen. Im Stanton Moor ist ein Schnepfenpärchen gesichtet worden.«
Nachdem Diane Fry das Gespräch mit Edwards beendet hatte, tauchte eine Erinnerung vor ihr auf, die so deutlich vor ihr stand, dass ihr fast das Telefon aus der Hand gefallen wäre. Es ging um das Foto von Laura Vernon, die Originalaufnahme, die man für die Fahndung verwendet hatte. Für die Polizeifotos war lediglich der Ausschnitt mir ihrem Gesicht
Weitere Kostenlose Bücher