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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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vergrößert worden. Fry hatte das Original nur einmal gesehen. Sie hatte heimlich einen Blick in die Akte geworfen, als das Mädchen noch als vermisst galt. Laura stand im Garten der Villa, fröhlich lachend; die Sonne schien. Auf dem Bild lag ein Hund zu ihren Füßen. Ein schwarzweißer Border-Collie.
     
    Stewart Tailby rief DI Hitchens in sein Büro. Es war spät, aber als leitende Beamte bekamen sie ohnehin keine Überstunden bezahlt.
    Die Männer waren müde und angespannt. Sie warteten auf das Resultat der Fingerabdruckanalyse eines Fundes, der am frühen Abend gemacht worden war. Obwohl sie es kaum auszusprechen wagten, war ihnen klar, dass das Ergebnis von entscheidender Wichtigkeit sein konnte. Im Laufe der Ermittlungen hatte Tailby seine Erwartungen schon so oft in die kriminaltechnischen Untersuchungen gesetzt, dass er seine Hoffnung lieber für sich behielt, es könnten sich außer Laura Vernons Fingerabdrücken auch noch die eines anderen auf dem zweiten Turnschuh befinden. Der zweite Turnschuh, dessen Suche sie so viele Arbeitsstunden gekostet hatte. Der Turnschuh, der von der Suchmannschaft schließlich im Garten der Villa gefunden worden war, zwischen den Wurzeln einer Hecke an der hinteren Mauer.
    Ein verheulter Andrew Milner war inzwischen für die Nacht nach Hause geschickt worden, versehen mit der Warnung, man würde am nächsten Morgen eventuell noch einmal mit ihm sprechen müssen, sowie mit dem freundlichen Rat, sich mit seiner Frau auszusprechen.
    »Also hatte Margaret Milner doch Recht, dass er nicht Charlotte Vernons Liebhaber war«, sagte Tailby.
    »Aber von der Sekretärin hatte sie keine Ahnung.«
    »Mmm. Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass Graham Vernon über Andrews Affäre Bescheid gewusst haben könnte?«
    Hitchens schnippte mit den Fingern. »Aber natürlich. Er hatte ihn nicht nur deshalb in der Hand, weil Milner Angst um seinen Arbeitsplatz hatte. Sondern auch, weil er sein schmutziges Geheimnis kannte.«
    »Und das hat er nach Kräften ausgenutzt. Deshalb war Andrew Milner ihm hilflos ausgeliefert, auch nachdem Vernon sich an seine eigene Tochter herangemacht hatte.«
    »Können wir Milner also als Tatverdächtigen ausschließen?«
    »Nein. Dafür ist der Hass zu groß. Hass auf Graham Vernon, aber auch Selbstverachtung. Irgendwo muss er mit diesen Gefühlen hin.«
    Tailby stützte sich müde auf seinen Schreibtisch und ließ die Schultern hängen. Die Klimaanlage lief noch, und je kühler der Abend wurde, desto kälter wurde es auch im Büro. »Nein, er scheidet noch nicht aus, so lieb es mir wäre. Solange wir sein Alibi nicht bestätigen können, steht er weiter unter Verdacht. Der arme Kerl. Er konnte nicht einmal mehr seine Aussage ändern und behaupten, er wäre bei seiner Mätresse gewesen.«
    Verärgert stellte Tailby fest, dass Hitchens ihn verwundert musterte. Der DI schien sich zu amüsieren, entweder über seinen altmodischen Ausdruck oder über sein Mitleid mit dem Verdächtigen. Oder über beides. Wenn seine Untergebenen schon über ihn lachten, wurde er vielleicht allmählich zu alt für den Job. Vielleicht sollte er die Stelle im Corporate Development Department im Polizeipräsidium in Ripley annehmen. Sie suchten einen Chief Inspector als Leiter der »Prozess-Entwicklung«. Was immer das bedeuten sollte.
    »Wir haben gegen Andrew Milner nichts in der Hand«, sagte Hitchens.
    »Das weiß ich, verdammt noch mal.«
    »Von den anderen Namen auf der Liste scheidet Simeon Holmes aus. Er war zur Tatzeit fast 30 Kilometer entfernt, und es gibt genug Zeugen, die das bestätigen.«
    »Motorradfahrer«, sagte Tailby.
    »Aber keine Rocker, Sir. Sie würden sich wundern, was für Typen sich am Wochenende in ihre beste Lederkluft schmeißen, um sich in Matlock Bath zu treffen. Einige, die wir befragt haben, waren Ehepaare mit Kindern. Andere waren schon Mitte fünfzig.«
    Tailby entschied, dass er Hitchens nicht leiden konnte. Es lag an seiner Jugend und an seinem herablassenden Lächeln. Wahrscheinlich würde er es noch weit bringen. Wahrscheinlich würde er schon bald zum DCI befördert werden. Was könnte »Prozess-Entwicklung« eigentlich bedeuten? Die drei anderen Abteilungen im Corporate Development Department hießen »Planungs-Strategie«, »Polizei-Entwicklung« und »Qualitätsverbesserung«. Das half ihm auch nicht weiter.
    Hitchens zählte die Verdächtigen an seinen Fingern ab wie ein Grundschullehrer. »Wir wissen, dass Lee Sherratt am Tatort gewesen sein

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