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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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das gekostet haben muss, überleg doch mal. Und nun so etwas.«
    »Ich frage mich, wie Graham Vernon es aufnehmen wird«, sagte Andrew.
    »Wie meinst du das, Dad?«
    »Es ist so schrecklich. Stell dir doch mal vor, in was für einer Verfassung er jetzt ist. Und dann muss es ausgerechnet mein eigener Schwiegervater sein, der sie findet.«
    »Ich bitte dich, was spielt das denn für eine Rolle? Seine Tochter ist tot, da ist es doch vollkommen egal, wer sie gefunden hat.«
    »Aber unangenehm ist es trotzdem.«
    »Andrew gefällt sich in der Rolle von Graham Vernons treuem Lakaien«, sagte Margaret. »In den Mord an seiner Tochter verwickelt zu sein, passt nicht besonders gut ins Bild.«
    » Verwickelt? Also wirklich nicht«, protestierte Andrew.
    »Wenn auch nur am Rande, natürlich«, sagte Margaret mit einem zufriedenen Lächeln. »Aber das reicht wahrscheinlich, um dir Angst zu machen, es würde etwas an dir hängen bleiben.«
    »Hör auf, Margaret.«
    »Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn Dad einfach weitergegangen wäre und niemandem etwas gesagt hätte. Für dich wäre es auf jeden Fall besser gewesen. Ich bin überrascht, dass er in dem Moment überhaupt nicht an deinen guten Ruf gedacht hat . Wie konntest du nur, Dad?«
    Harry holte seine leere Pfeife heraus, kaute auf dem Stiel herum und sah von einem zum anderen. Helen hatte den Eindruck, dass er der Einzige im Zimmer war, der an dem Gespräch seine Freude hatte.
    »Andererseits ist es um den Ruf der Vernons natürlich auch nicht besonders gut bestellt«, sagte Margaret.
    »Das ist nicht fair. Sie sind angesehene Leute.«
    Margaret schnaubte verächtlich. »Angesehen? Aber nicht in diesem Haus. Was sagst du dazu, Dad?«
    »Verdammte Geldsäcke. Ungehobeltes Gesindel.«
    Helen lächelte. »Das musste auch mal gesagt werden. Sie haben unserer Familie genug angetan. Wieso sollten wir unsere Meinung wegen dieser Sache ändern? Es tut mir Leid für sie, aber es ist ihre Angelegenheit, nicht unsere. Und mit Großvater hat es gleich gar nichts zu tun. Zum Teufel mit den Vernons. Wir müssen uns um Grandma und Granddad kümmern.«
    »Aber natürlich. Andrew?«
    »Schon gut, schon gut.«
    »Wie gut, dass wir eine richtige Familie sind, die zusammenhält«, sagte Margaret. »Nicht wie die Vernons. Das ist nämlich genau das Problem bei denen. Das war auch der Grund für alles, was vorgefallen ist. Sie wissen nicht, was eine Familie ist. Und ihr werdet sehen, das ist auch diesmal wieder der Grund.«
    »Wir müssen darüber reden«, sagte Helen. »Wir hätten schon längst darüber reden sollen.«
    »Er will nicht«, sagte Gwen. »Er will mit keinem darüber sprechen.«
    »Dafür gibt’s keinen Grund«, sagte Harry. »Lasst es gut sein.«
    Helen ging zu seinem Sessel und legte ihm die Hand auf den Arm. »Granddad?«
    Er tätschelte ihre Hand und lächelte ihr zu. »Glaub mir, Kind, es gibt keinen Grund.«
    Sie seufzte. »Nein, wir haben noch nie über irgendetwas Wichtiges gesprochen. Noch nie, die ganze Familie nicht. Außer wenn wir wütend oder aufgeregt sind. Und in so einem Augenblick kann man nichts besprechen. In so einem Augenblick kann man gar nichts tun.«
    »Also, ich weiß wirklich nicht, was du meinst«, sagte Margaret. »Ich bin durchaus in der Lage, über alles zu reden, ohne mich aufzuregen.«
    Ihre Stimme klang schrill. Sie warf den Kopf nach hinten, nestelte an ihrem Ohrring und funkelte ihren Mann an, als ob sie seinen Widerspruch herausfordern wollte. Aber Andrew wandte sich mit hängenden Schultern ab. Sein Blick fiel auf Jess, die sich ins Zimmer geschlichen hatte und ihn mit traurigen Augen ansah. Ihre Ohren zuckten, während sie versuchte, den Klang der Stimmen einzuordnen und die Stimmung zu deuten. Was sie hörte, schien ihr nicht zu gefallen.
    »Es war wirklich nicht nötig, dass ihr hergekommen seid«, sagte Harry. »Überhaupt nicht nötig. Wir sind wunderbar allein zurechtgekommen, wir und Helen.«
    »Wir konnten euch doch nach einem solchen Schreck nicht einfach allein lassen«, sagte Margaret. »Wir sind schließlich eure Familie.«
    Harry stand auf und ging langsam auf die Treppe zu. »Ich gehe mir ein bisschen die Beine vertreten«, sagte er.
    Bevor ihn jemand fragen konnte, was er vorhatte, war er verschwunden. Das Rauschen von Wasser und das Knarren einer Schranktür drangen durch die alten Dielenbretter zu ihnen herunter.
    »Wo will er denn hin?«, fragte Andrew.
    »Doch nicht ins Pub?«, sagte Margaret. »Doch nicht an einem

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