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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Bar des Rugby-Clubs, um noch einen Saft zu trinken, bevor sie nach Edendale zurückfuhren. Cooper, der einen kurzen Blick auf Frys Wohnung erhascht hatte, glaubte, sich vorstellen zu können, warum sie es nicht eilig hatte, nach Hause zu kommen. Was für Gründe er selbst hatte, konnte sie nicht wissen, und bislang hatte sie auch keinerlei Interesse daran bekundet. Sie wollte über die Arbeit sprechen, die Ergebnisse des Tages noch einmal durchgehen.
    »Mann, dieses Moorhay«, sagte sie. »Sind die Leute hier alle so ruppig und schwierig? Dieser Dickinson war der Schlimmste. Alles andere als eine große Hilfe.«
    »Er ist ein alter Mann«, sagte Cooper. »Ein alter Mann, der unter Schock stand. Was hatten Sie denn von ihm erwartet? Die meisten Leute sind freundlich und hilfsbereit.«
    »Das glaube ich, wenn ich es sehe.«
    Cooper fand ihre Einstellung Harry Dickinson gegenüber oberflächlich. Sein Eindruck war ein völlig anderer gewesen. Er dachte daran, wie er Laura Vernons Leiche gefunden hatte, als Harry sich wie ein schwarzes Zeichen von der sonnenüberfluteten Berglandschaft abgehoben hatte. Ruppig und schwierig? Vielleicht. Aber mit Sicherheit auch verstört.
    »Augenblick mal«, sagte Fry. »Das hörte sich aber heute Nachmittag bei der Besprechung noch ganz anders an. Sie waren es doch, der wollte, dass Dickinson härter angepackt wird.«
    »Das ist etwas anderes.«
    »Ach ja? Ein alter Mann, der unter Schock steht. Und den wollen Sie härter anpacken? Das hört sich für mich doch sehr nach unnötiger Schikane an, Kollege. Was ist denn plötzlich aus Ben Cooper, dem Freund und Helfer, geworden? Geben Sie es zu, Sie fanden ihn auch nicht gerade hilfsbereit.«
    »Ich glaube, dass er etwas weiß, was er nicht sagt«, gab Cooper zu.
    »Und das ist nicht das Gleiche?«
    »Vielleicht haben Mr. Tailby und Mr. Hitchens nicht die richtigen Fragen gestellt«, sagte er nachdenklich. »Vielleicht hat es gar nichts mit Laura Vernon zu tun. Ich weiß es nicht.«
    »Warum fragen Sie nicht einfach Ihre Freundin?«
    »Wen?«
    »Na, Sie wissen schon – die Enkelin, Helen Milner. Die hat doch sowieso ein Auge auf Sie geworfen. Sie ist Ihnen in Moorhay ja wie ein herrenloses Hündchen nachgelaufen.«
    »Quatsch.«
    Fry zuckte mit den Schultern. »Die Beweislage ist eindeutig, Euer Ehren.«
    Cooper ließ sich nicht aus der Reserve locken.
    »Und wie fanden Sie die beiden anderen – Harry Dickinsons Freunde?«, fragte er.
    »Mein Gott, erinnern Sie mich bloß nicht. Auf der Farm kam man sich ja vor wie ins Mittelalter versetzt. Als ich aus den West Midlands weggezogen bin, haben mich alle gewarnt, wie primitiv es auf dem Land wäre. Jetzt weiß ich, dass es stimmt. Dieses tote Huhn. Wie Wilford Cutts’ Frau es mit so einem Mann aushält, kann ich mir nicht vorstellen. Bestimmt musste sie ihm heute Abend eine Hühnersuppe kochen.«
    »Und dem Huhn vorher den Kopf abhacken, es rupfen und ausnehmen«, sagte Cooper. »Das ist Frauenarbeit. So sagt man zumindest hier.«
    »Das wird ja immer schöner. Ich würde ihn zwingen, sich sein totes Huhn dahin zu schieben, wo es am meisten wehtut.«
    Cooper schnupperte an seinem Orangensaft, der verdächtig metallisch schmeckte.
    »Wissen Sie was?«, sagte er. »Ich glaube, wir kommen mit den Ermittlungen kein Stück weiter, bis wir Lee Sherratt gefunden haben.«
    »Er ist ein aussichtsreicher Kandidat.«
    Cooper schüttelte den Kopf. »Da bin ich mir nicht so sicher. Wir verlassen uns allein auf Graham Vernons Aussage und hoffen, dass sich die Beweise irgendwie von selber finden. So etwas nenne ich denkfaul.«
    »Okay, Sherlock. Sie wissen anscheinend mehr als Mr. Hitchens und Mr. Tailby zusammen. Was haben Sie für eine Theorie?«
    »Was ich für ein Gefühl bei der Sache habe, wollen Sie vermutlich nicht wissen, hm?«
    »Richtig vermutet. Ich will eine Theorie. Etwas, das auf Tatsachen beruht.«
    »Geht es bei Ihnen eigentlich immer streng nach Vorschrift? Handeln Sie nie aus dem Bauch heraus, folgen Sie nie Ihren Instinkten?«
    »Alles streng nach Vorschrift«, sagte Fry.
    »Nehmen wir mal an, Sie sitzen plötzlich in der Klemme. Rufen Sie dann nur über Funk Hilfe und drehen Däumchen, bis die Verstärkung kommt?«
    »Normalerweise schon«, sagte Fry. »Das wäre wohl das Gescheiteste.«
    »Auf jeden Fall wäre es für Sie das Sicherste. Würden Sie nie gegen die Vorschriften verstoßen?«
    Sie überlegte. »Okay, es könnte vorkommen, dass man selbst die Initiative ergreifen

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