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Kuehles Grab

Titel: Kuehles Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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über meinen Ausbruch. Sergeant Warren richtete sich langsam auf. Sie und der andere Detective tauschten wieder einen vielsagenden Blick.
    Warren erhob sich und verließ den Raum. Ich starrte an die Wand – ich würde dem anderen Detective ganz bestimmt nicht die Genugtuung geben und das Schweigen zuerst brechen.
    »Wasser?«, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Es muss schwer gewesen sein, erst die Mutter auf diese Weise und dann noch den Vater bei einem Unfall zu verlieren«, sagte er.
    »Guter Cop, böser Cop. Denken Sie, das habe ich noch nie in Filmen gesehen?«
    Wir schwiegen, bis sich die Tür wieder öffnete. Warren kam mit einer großen Papiertüte in der Hand herein.
    Sie streifte Latexhandschuhe über, stellte die Tüte ab, öffnete sie und beförderte einen Gegenstand zutage. Er war nicht groß. Ein dünnes Silberkettchen mit einem kleinen ovalen Anhänger. Kinderschmuck.
    Sie legte den Anhänger auf ihre Handfläche und hielt ihn mir hin, zeigte mir die Vorderseite, in die kleine Kringel graviert waren. Dann öffnete sie das Medaillon und legte die beiden kleinen ovalen Aussparungen für Fotos frei. Schließlich drehte sie ihn um. In die Rückseite war ein Name graviert: Annabelle M. Granger.
    »Was können Sie uns über dieses Medaillon erzählen?«
    Ich betrachtete das kleine Schmuckstück lange. Es fühlte sich an, als würde ich durch dichten Nebel waten und nach einer verschütteten Erinnerung suchen.
    »Es war ein Geschenk«, murmelte ich. Unbewusst fasste ich mir an den Hals, als könnte ich das kühle, silberne Medaillon noch dort spüren. »Er sagte, ich dürfte es nicht behalten.«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Mein Vater. Er war wütend.« Ich blinzelte und strengte mich an, mir mehr ins Gedächtnis zu rufen. »Ich … ich weiß nicht, warum er so wütend war. Ich bin nicht sicher, ob ich es damals wusste. Mir gefiel dieser Anhänger. Ich fand ihn sehr hübsch. Aber als mein Vater ihn sah, zwang er mich, die Kette abzunehmen und sie sofort wegzuwerfen.«
    »Und das haben Sie getan?«
    Ich schüttelte den Kopf, sah zu den beiden Detectives auf und bekam plötzlich Angst. »Ich ging hinaus zu den Mülltonnen«, flüsterte ich. »Brachte es aber nicht übers Herz, das Medaillon wegzuwerfen. Es war so hübsch … Ich dachte, ich müsste vielleicht nur ein wenig warten, dann würde er sich beruhigen und mir erlauben, die Kette zu tragen. Meine beste Freundin kam aus dem Nachbarhaus, um nachzusehen, was ich im Hof machte.«
    Beide Detectives neigten sich nach vorn; ich fühlte förmlich ihre Anspannung und wusste, dass sie begriffen, wohin das alles führte.
    »Dori Petracelli. Ich gab Dori das Medaillon und sagte ihr, ich wolle es ihr borgen. Ich stellte mir vor, dass sie es mir irgendwann zurückgeben würde und ich es tragen könnte, wenn mein Vater nicht in der Nähe war. Es gab jedoch kein Später. Innerhalb weniger Wochen hatten wir unsere Sachen gepackt. Dori habe ich nie wiedergesehen.«
    »Annabelle, wer hat Ihnen diesen Anhänger geschenkt?«, fragte Detective Dodge leise.
    »Ich weiß es nicht.« Ich massierte meine Schläfen mit den Fingerspitzen. »Ein Geschenk. Auf der vorderen Veranda. Eingewickelt in einen Peanuts- Comic. Nur für mich. Ohne Karte. Das Geschenk gefiel mir. Aber mein Vater … war wütend. Ich weiß nicht … ich erinnere mich nicht. Da waren noch andere Sachen … Kleinigkeiten, Unwichtiges. Über all das hat sich mein Vater nicht so aufgeregt wie über den Anhänger.«
    Es entstand eine Pause, dann meldete sich Detective Dodge erneut zu Wort: »Sagt Ihnen der Name Richard Umbrio etwas?«
    »Nein.«
    »Und Mr. Bosu?«
    »Nein.«
    »Catherine Gagnon?«
    Warren funkelte ihn feindselig an, allerdings erkannte ich den Grund dafür nicht. Auch den Namen Catherine Gagnon hatte ich nie gehört.
    »Haben Sie … haben Sie den Anhänger bei einer Leiche gefunden? Dachten Sie deshalb, dass ich es bin?«
    »Wir dürfen keine Informationen über laufende Ermittlungen weitergeben«, gab Sergeant Warren schroff zurück.
    Ich ignorierte sie und wandte mich an Detective Dodge. »Haben Sie Dori gefunden? Ist ihr etwas passiert? Bitte …«
    »Das wissen wir nicht«, erwiderte er sanft.
    Warrens Blick verfinsterte sich erneut, dann zuckte sie jedoch mit den Schultern. »Es wird Wochen dauern, bis wir die Leichen identifiziert haben«, erklärte sie unvermittelt. »Zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir noch nicht viel.«
    »Also wäre es möglich.«
    »Ja, möglich wäre es.«
    Mir

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