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Kuehles Grab

Titel: Kuehles Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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zu können. Es kommt nicht oft vor, dass ich mich mit jemandem unterhalte, der Dori gekannt hat. Sie war noch so jung, und es ist so viele Jahre her … Aber ich muss los, Liebes. Ich habe diese Sitzung.«
    Ich schob meinen Stuhl zurück, und Mrs. Petracelli begleitete mich zur Tür. Auf halbem Wege sah ich auf. Mr. Petracelli kam die Treppe herunter; er trug eine dunkle Hose, ein blau kariertes Hemd und eine dunkelblaue Strickweste. Er sah mich, machte kehrt und ging die Treppe wieder hinauf – ein leerer Kaffeebecher hing an seinem Zeigefinger.
    Ich warf einen Blick auf Mrs. Petracelli – es stand ihr im Gesicht geschrieben, dass sie sich für ihre Lüge schämte. Ich sagte nichts, drückte ihr nur die Hand.
    An der Tür fiel mir noch etwas ein. »Mrs. Petracelli, meinen Sie, ich könnte ein Foto von Dori haben?«

18
    Am Phoenix International Airport schlängelten wir uns durch Familien, Geschäftsreisende und Jugendgruppen und schoben den Gepäck-Trolley durch das Terminal. Alles war grau und deprimierend. Arizona hatte ich mir viel bunter vorgestellt. Dunkle Betonwände gaben einem das Gefühl, in einem Verlies zu sein.
    Nichts konnte meine Stimmung aufhellen. Lauf, dachte ich ständig. Lauf weg, solange du noch kannst.
    Ich schaffte es nach meinem Besuch bei den Petracellis gerade noch rechtzeitig in meine Wohnung, ehe Detective Dodge klingelte. Ich ließ ihn unten warten, während ich hektisch ein paar Sachen in eine Reisetasche warf. Dann erklärte ich ihm, dass wir Bella auf dem Weg zum Flughafen bei meinem Tierarzt, der eine Hundepension hatte, abliefern mussten. Detective Dodge schien das nichts auszumachen; er verstaute meine Tasche im Kofferraum und öffnete meinem begeisterten Hund die hintere Wagentür.
    »Warum nennen sie mich nicht Bobby?«, schlug er auf dem Weg zur Tierpension vor. Wir setzten Bella ab, die mich mit einem letzten niedergeschlagenen Blick strafte, ehe die Assistentin des Tierarztes sie wegführte, dann fuhren wir weiter.
    Am Flughafen erwartete uns D. D. mit düsterer Miene.
    »Annabelle«, grüßte sie knapp.
    »D. D.«, erwiderte ich. Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    In der Maschine öffnete D. D. ihre Aktentasche, breitete ein paar Unterlagen aus und machte sich an die Arbeit. Bobby hatte eigene Akten dabei und gab ab und zu ein unmutiges Brummen von sich, während er sie studierte.
    Ich las die letzte Ausgabe von People durch und versuchte mich abzulenken.
    Ich hatte noch nie zuvor in einem Flugzeug gesessen. Mein Vater war nie fürs Fliegen gewesen. »Zu teuer«, pflegte er zu sagen und meinte damit in Wahrheit: zu gefährlich. Um zu fliegen, musste man Tickets besorgen, und über Tickets konnte man die Passagiere ausfindig machen. Er bevorzugte es, alte, klapprige Autos zu kaufen und bar zu bezahlen. Wann immer wir eine Stadt verließen, machten wir bei einem Gebrauchtwagenhändler halt.
    Mein Vater entwickelte sich zum Fachmann und lernte Bremsen zu reparieren, Ersatzteile auszutauschen und Fenster, Türen und Stoßstangen mit Klebeband zu reparieren. Heute wunderte ich mich, wie aus einem Mathematiker ein so guter Handwerker werden konnte. Macht Not erfinderisch? Vielleicht wollte ich damals auch nur all das nicht wissen, was mich heute so brennend interessierte.
    Zum Beispiel würde ich gern wissen, warum ich die Möbel aus meiner Kindheit nie wiedergesehen habe, obwohl Umzugsleute, die offenbar von meinem Vater beauftragt worden waren, unser Haus in Arlington ausgeräumt hatten.
    Endlich erreichten wir den Ausgang. Schiebetüren glitten auf. Sofort wurden wir von der Hitze eingehüllt. Ein Mann in Chauffeursuniform kam mit einem weißen Schild, auf dem Bobbys Name stand, auf uns zu.
    »Was soll das?«, wollte D. D. wissen und verstellte dem Chauffeur den Weg.
    Der Mann blieb stehen. »Detective Dodge? Sergeant Warren? Wenn Sie mir bitte folgen würden.« Er deutete auf die schwarze Limousine, die auf dem Mittelstreifen parkte.
    »Wer hat das veranlasst?«, erkundigte sich D. D. schneidend.
    »Mrs. Catherine Gagnon selbstverständlich. Darf ich Ihnen mit Ihrer Tasche behilflich sein?«
    »Nein. Ganz bestimmt nicht.« D. D. drehte sich zu Bobby um und erklärte aufgebracht: »In den Departmentvorschriften steht ausdrücklich, dass ein Officer keine Geschenke annehmen oder kostenlose Dienstleistungen in Anspruch nehmen darf.«
    »Ich bin kein Police Officer«, warf ich ein.
    »Sie«, zischte D. D., »sind mit uns hier.«
    D. D. ging weiter, Bobby trottete hinter ihr

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