Kuehles Grab
verschmierte Wimperntusche wegwischte. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie bedachte ihn mit einem bebenden Lächeln.
»Wie geht es Ihrer Tochter, Mrs. Eola?«, erkundigte sich Bobby vorsichtig.
Die ältere Dame überraschte ihn mit einer hartherzigen Antwort: »Sie ist eine Lesbe, Detective. Was haben Sie erwartet?«
Mrs. Eola erhob sich. Der Ärger verlieh ihr neue Energie. Eola senior schob sie durch die Tür hinaus. Die Anwälte sowie die Sekretärin folgten ihnen zu den Aufzügen – eine kostspielige Entourage.
Sinkus durchbrach als Erster die Stille, die sich über den Konferenzraum gesenkt hatte. »Heißt das jetzt, dass ich in die Schweiz fahren darf?«, fragte er D. D.
26
Die Besprechung der Sondereinheit begann verspätet, da die Befragung der Eolas lange gedauert hatte. Die meisten Ermittler waren jedoch rechtzeitig eingetroffen, und als Bobby, D. D. und Sinkus den Raum betraten, waren die Pizzaschachteln leer. Nicht einmal eine Salzstange war noch übrig.
»Also«, sagte D. D. »Setzten Sie sich! Zur Abwechslung haben wir Neuigkeiten zu besprechen, also lassen Sie uns sofort anfangen.«
Detective Rock gähnte. »Ich habe gehört, wir haben eine Nachricht erhalten. Ist das ernst zu nehmen, oder geht's um einen Wichtigtuer?«
»Wir haben Annabelle Grangers Namen nur einmal ganz am Anfang der Ermittlungen genannt, Details über das Medaillon oder die anderen persönlichen Gegenstände haben wir nie veröffentlicht. Demnach dürfte der anonyme Absender Insider-Informationen haben oder der wahre Täter sein.«
Plötzlich schienen alle hellwach zu werden. Jeder richtete sich auf.
»Ich habe Kopien von der Nachricht, die verteilt werden müssen«, fuhr D. D. fort. »Aber eins nach dem anderen. Erst finden wir heraus, was wir bis jetzt wissen, dann überlegen wir, wie dieses kleine Manöver –«, sie wedelte mit den Fotokopien durch die Luft, »– ins Puzzle passt. Sinkus, Sie fangen an.«
Sinkus fasste das Wesentliche aus der Vernehmung der Eola-Eltern zusammen und wies darauf hin, dass die Personenbeschreibung des ehemaligen Kindermädchens auch auf Annabelle Granger zutreffen könnte. Noch interessanter war, dass Eola über ein großes Geldvermögen verfügte. Das Schweizer Bankkonto und der Multi-Millionen-Dollar-Treuhandfonds ermöglichten ihm auch auf der Flucht einen hohen Lebensstandard – oder er konnte sich irgendwo unter falschem Namen sesshaft machen. Genau genommen war unter diesen Umständen alles denkbar, das mussten sie in ihre Überlegungen mit einbeziehen.
Die nächsten Schritte: Anruf beim State Department, um Eolas Reisepass zu überprüfen; eine Anfrage bei Interpol, ob Eola in ihr Visier geraten war oder ein Fall mit ähnlichem Hintergrund vorlag; und schließlich mussten sie sich mit der Schweizer Bank in Verbindung setzen, um herauszufinden, ob von dem Konto Beträge in andere Länder überwiesen wurden – am besten, sie erwirkten einen richterlichen Beschluss und froren das Konto ganz ein.
»Wir erklären Eola zum Terroristen«, schlug McGahagin vor.
Ein paar Jungs lachten.
»Das ist kein Witz«, beharrte der Sergeant. »Ein Mordfall juckt die Schweizer Regierung nicht. Schreibt man hingegen in einen Bericht, dass Grund zu der Annahme besteht, Eola habe radioaktives Material in eine größere Stadt geschmuggelt, wird das Konto blitzschnell eingefroren. Sind Leichen nicht radioaktiv? Weiß das noch jemand aus dem Schulunterricht?«
Niemand meldete sich. Offenbar guckte keiner von ihnen den Discovery Channel.
»Also«, beharrte McGahagin, »ich glaube, das ist so. Und ich sage euch, das funktioniert.«
Sinkus zuckte mit den Achseln. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie die Vorschriften auf ihre Art auslegten. Gesetze wurden festgeschrieben, damit findige Mordermittler eine Möglichkeit fanden, sie zu umgehen.
Sinkus hatte auch die Aufgabe, Adam Schmidt ausfindig zu machen – den ehemaligen Pfleger, der gefeuert worden war, weil er mit einer Patientin vom Boston State Mental geschlafen hatte. Jetzt kam er zu diesem Punkt.
»Mir ist es gelungen, Jill Cochrane, die ehemalige Oberschwester, zu finden«, berichtete er. »Wie ich erfuhr, hat sie die meisten Patienten- und Personalakten an sich genommen, als die Klinik dichtgemacht wurde. Ich treffe mich morgen mit ihr, um mehr über Mr. Schmidt in Erfahrung zu bringen.«
»Und was hat die Überprüfung von Schmidt ergeben?«, fragte D. D. nach.
»Dabei ist nichts herausgekommen. Entweder ist Adam seit seiner Zeit im
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