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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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erklärte er.
    Mir fiel vor Staunen fast der Unterkiefer auf den Fußboden. Virtuell, versteht sich.
    »Das wirst du leider nicht mehr kennenlernen, dieses Gefühl, aber ich sage dir: Es verändert dein ganzes Leben.«
    Diese Veränderung sah ich ja auch mit Schrecken kommen, aber im Moment wollte ich nur eins: Akif Akiroglu in Amsterdam.

VIERZEHN
    Keine Ahnung, wie Martin an Akifs Nummer gekommen war (über Rektor Bieberstein, erfuhren wir später), wen Akif überzeugt oder erpresst hatte (seinen alten Schulkollegen Bernhard, der Fluglehrer und Charterpilot in Bonn-Hangelar war), jedenfalls setzte die Cessna 425   Conquest I in dem Moment auf der Rollbahn von Schiphol International Airport auf, in dem Dominic die Autobahnausfahrt nahm. Wir bekamen das nur mit, weil Niclas bereits im Tower herumhing und darauf wartete, dort wieder sein Unwesen zu treiben. Er hörte von der Ankunft der privaten Chartermaschine aus Bonn-Hangelar, düste rüber, um sich das Teil anzuschauen, und sah Akif, der mit dem Handy am Ohr und einem irren Blick aus dem Flieger kroch. Und zwar buchstäblich. Auf seinem Hemd befanden sich Flecken, deren Herkunft sofort klar wurde, wenn man die grünliche Gesichtsfarbe in die Überlegungen einbezog. Entweder hatte Akif, der Schreckliche, mal wieder furchtbar gepegelt, bevor Martins Weckruf ihn erreicht hatte, oder er litt unter Reiseübelkeit   – oder beides. Egal, jedenfalls war er da.
    Ich teilte Bülent zu Akifs Überwachung ein, Edi und Jo blieben bei Dominic und Jenny   – Niclas ließ sich von mir sowieso nichts sagen. Bei ihm konnte ich nur hoffen, dass er keinen Blödsinn anstellte.
    Ich zerriss mich zwischen den vieren und Martin, der weiter Wache hielt und endlich Gregor erreicht hatte.
    »Dominic und Jenny sind auf dem Weg ins Terminal«, meldeten Edi und Jo. »Er hat ihr eine Mütze übergezogen, man sieht die Wunde nicht mehr.«
    Mist. Frauen mit Mützen liefen an diesem rattigen Novembertag zu Tausenden auf dem Flughafen herum, sie wurden nicht von besorgten Helfern angesprochen, niemand zeigte mit dem Finger auf sie, kein Sanitäter fragte, ob er helfen könne. Ab sofort war Jenny praktisch unsichtbar.
    »Er geht in Halle 3.«
    »Was ist da?«, fragte ich.
    »Check-in-Schalter«, erklärte Jo aufgeregt. »Wir sind auch mal geflogen, da muss man sich melden und dann bekommt man die Boarding Card und dann   …«
    »Welche Ziele?«, fragte ich.
    »Pari-, äh, Paromoriba«, stammelte Jo.
    »Paramaribo«, korrigierte Edi flüssig. »Und Port of Spain, Curaçao und Aruba. Das ist in der Karibik.«
    »Äh, klar.«
    »Mensch, da gab es Piraten. Das musst du doch wissen, das haben wir doch in der Schule gehabt bei unserem Piratensommerfest   …«
    »Wohin sonst noch?«, fragte ich streng.
    Curaçao hatte ich immer für ein Getränk gehalten, das wie aufgelöster Klostein aussieht und auch so ähnlich schmeckt, aber Fräulein Klugscheißer wusste natürlich wieder alles besser.
    »Iran, Marokko, Indonesien, Kuba«, las Edi flüssig von irgendwelchen Anzeigetafeln ab.
    »Haltet die Stellung, ich informiere Martin.«
    Inzwischen hatte ich die Blitzschaltung perfektioniert, es grenzte fast an beamen, wie ich in Lichtgeschwindigkeit hin und her raste.
    »Wie lange müssen wir denn noch warten?«, fragte Martin besorgt. »Der Arzt will mich rausschmeißen und dann wecken sie die Kinder   …«
    »Das haben wir gleich«, sagte ich. Dann drehte ich wieder eine Runde an den Sensoren der Überwachungsgeräte vorbei und flog auch noch den Rest der Station ab. Als auch wirklich alle elf Geräte ihren Fehlalarm abgegeben hatten, düste ich zurück nach Amsterdam. Langsam ging mir die ständige Hetzerei auf den Sack.
    Dominic und Jenny standen inzwischen eng umschlungen in Halle drei. Keine Ahnung, ob Dominic Jenny ein paar Pillen gegeben oder sie nur eine ausgewachsene Gehirnerschütterung hatte, jedenfalls war sie kaum bei Bewusstsein, ließ sich hierhin und dorthin stellen und lehnte sich einfach ständig irgendwo an. Meist leider an Dominic.
     
    Akif hatte inzwischen das Flughafengebäude erreicht. Seine Gesichtsfarbe war wieder das übliche käsige Nachtschattenweiß. Er hatte eins von diesen Mini-Headsets am Ohr und sah wacher aus, als ich ihn je gesehen hatte. Sein Gang war dynamisch und sein Blick lauernd. Auch wenn die bekotzten Klamotten scheiße und die Bartstoppeln nicht cool, sondern einfach unrasiert aussahen, konnte ich mir plötzlich vorstellen, dass der Kerl gefährlich war.

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