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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Uniklinik.
     
    Ich traf alle vier in trauter Gemeinsamkeit in Zimmer eins an. Edis Mutter hockte im Schneidersitz am Fußende des Krankenbetts und las ihrer Tochter vor. Offenbar war die Geschichte spannend (es klang wie ein Krimi, in dem eine neunmalkluge Göre mit Hund ermittelte), denn die Zwerge waberten aufgeregt um sie herum.
    »Hey, Leute, ich brauche eure   …«
    »Psssst!«, wurde ich niedergezischt.
    »Es geht um die   …«
    »Pssssst!«
    Ja, war das denn zu fassen? Ich starrte mit offenem Mund auf meine Assistenten, die mir den Gehorsam verweigerten. Dabei war ich derjenige, der sie gerettet hatte. Ohne mich wären die Blagen doch schon längst in alle Winde zerstreut   …
    »Seid ihr nicht viel zu alt, um euch so einen Scheiß vorlesen zu lassen?«, fragte ich mit einem, wie ich gern zugebe, gehässigen Unterton.
    »Mensch, Pascha, nun sei doch nicht gleich beleidigt«, raunte Jo mir zu. »Ist doch total nett, dass Edis Ma hier bei uns ist und das nervtötende Piepen von den Geräten übertönt. Die Geschichte dauert auch bestimmt nicht mehr lang und dann   …«
    »Pah!« unterbrach ich ihn.
    Der Kerl war ein echter Ghandi oder Mandela oder Jesus oder wie diese ganzen Typen heißen, die immer von Love und Peace und Strawberry Fields schwafelten, aber so leicht ließ ich mich nicht einlullen.
    »Dann ist es zu spät«, ranzte ich ihn an, drehte ab und schaltete mich weg. Auf diesen Kindergarten war ich doch gar nicht angewiesen. Ich, Pascha, hatte doch schon ganz andere Fälle gelöst, und zwar allein. Na ja, manchmal mit ein bisschen Hilfe, aber bestimmt brauchte ich keine komatösen Kindsköpfe, um hinter das Geheimnis der verschwundenen Lehrerin zu kommen. Ein bisschen Observation und schwups, würde ich sie aus dem Teich zaubern. So lange konnten sich die Bambinis ja von der Mami mit Gutenachtgeschichten einschläfern lassen. Sowieso besser, wenn ich die Typen mal eine Weile los war.
     
    Ich verließ die Klinik und hing einen Moment unschlüssig herum. Wohin nun? Warum nicht einfach mal einen Blick in die Wohnung der Lehrerin werfen? Das war eine gute Idee, und so zischte ich zu dem Haus, in dem Gregor und Jenny heute Morgen den Batteriesäuretee geschlürft hatten.
    Die Wohnung war leicht zu finden, denn die Klingeln waren nicht nur an der Eingangstür, sondern auch im Treppenhaus ordentlich mit Namensschildchen versehen. S.   Akiroglu war die Wohnung oben rechts unter dem Dach.
    Der Einrichtungsstil war nicht ganz so gruselig wie bei Mama und Papa, aber immer noch ziemlich plüschig. Die Tapete war hellblau mit Flitterglitter, die Teppiche dick und flauschig und mittelblau, das Sofa im Wohnzimmer dunkelblau mit ungefähr zwanzigtausend Kissen in Weiß und Silber. Vor der Couch ein Glastisch, dessen Glas so sauber war, dass man meinen konnte, die Kerze darauf schwebe in der Luft. Eine ganze Wand voller Bücher und Ordnerund ein ordentlich aufgeräumter Schreibtisch, auf dem ein Telefon und ein Laptop standen.
    Im ganzen Wohnzimmer keine Glotze. Gut, die stand vermutlich im Schlafzimmer, also düste ich nach nebenan. Ein weißes Bett mit Sternchen-Bettwäsche, zwei schmale Kleiderschränke aus weiß lasiertem Holz, eine Kommode mit einem Spiegel drauf. Keine Glotze. Alles wieder plüschig und flauschig und himmlisch weiß und blau.
    Ob ich mich überhaupt ins Badezimmer trauen sollte? Aber natürlich war ich ein unerschrockener Held, der sich vor nichts fürchtete, also schaltete ich mich rüber. Ich erwartete einen plüschigen Klobrillenpelz, aber da hatte ich mich getäuscht. Die Fliesen waren weiß, Dusche, Klo und Waschbecken auch, nur die Kunstpelzvorleger waren   – richtig geraten   – blau. Überall standen Flaschen und Dosen und Bürsten und Schälchen mit Haargummis, Haarklammern, Gesichtsfarben und Wattebällchen herum, aber alles war sauber und ordentlich. Keine Haarklammer bei den Wattebällchen, kein Wattebällchen in der Dusche, das Klopapier sauber aufgewickelt.
    Die Küche war wie das Bad. Vollgestellt, aber supersauber und ordentlich. Ich hätte in den Kühlschrank fliegen können, um dort nachzusehen, ob die Tussi auf Joghurt oder Schweinemett stand, aber im Kühlschrank ist das Licht aus, wenn er zu ist, da sehe ich genauso wenig wie Sie.
    Es gibt Selbstmörder, die ihre Wohnung nur ein einziges Mal im Leben aufräumen, nämlich bevor sie sich umbringen. Das tun sie nicht, weil sie lieber in einem aufgeräumten Zimmer von der Decke hängen, sondern damit die Nachwelt

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