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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Dingen nicht aus.«
    »Keine Ursache«, sagte Martin, gab ihr einen schlabberigen Händedruck und verschwand.
     
    »Ich bin gleich wieder da«, rief ich Edi und Jo zu und düste hinter Martin her.
    »Ich begreife es nicht«, murmelte er vor sich hin. »Sie sind stabil, vollkommen lebendig, aber ihre Seelen sind frei.«
    »Vielleicht sind bei den Kurzen die Seelchen noch nicht so fest mit dem Körper verbunden wie bei den Erwachsenen«, schlug ich vor. Ich hatte doch auch keine Ahnung, wieso diese Trennung von Körper und Geist bei Bonsais funktionierte, es war mir allerdings auch vollkommen egal. Ich hatte die Brut am Hals und damit basta.
    »Pascha, du weißt, dass du eine enorme Verantwortung trägst«, sagte Martin in einem melodramatischen Tonfall. »Du musst dafür sorgen, dass die Seelen der Kinder zum rechten Zeitpunkt bereit sind, wieder in ihre Körper zu schlüpfen.«
    »Ja, ja. Wir könnten übrigens wirklich mal deine Hilfe   …«
    »Das darfst du nicht auf die leichte Schulter nehmen«, fuhr Martin fort. »Es gibt keine größere Verantwortung auf der Welt als die für ein Kind.«
    »Wir müssen nämlich dringend mal mit Gregor   …«
    »Und es gibt für Eltern keine schlimmere Sorge als die um ihr Kind.«
    »Also, wann triffst du dich endlich mal wieder mit ihm?«
    »Mit wem?«
    Er hatte mal wieder überhaupt nicht zugehört.
     
    Donnerstag, 07   Uhr 50
    Heute war ein normaler Schultag, und der würde   – ich warf einen Blick auf die Uhr im Klinikflur   – in wenigen Minuten beginnen. Ich war ganz sicher, dass Gregor und Jenny in Yasemins Schule auftauchen würden, um die Mitschüler und Lehrer zu befragen. Informationen über Teenager sindimmer glaubwürdiger, wenn sie von außerhalb der Familie kommen. Auch wenn die Eltern das naturgemäß nie so sehen.
    Ich überlegte, ob ich die Bonsais brauchte, entschied mich aber dagegen.
    »Und was sollen wir dann machen?«, fragte Niclas entrüstet. »Hier ist es total langweilig!«
    »Wir gehen in die Schule«, sagte Edi.
    Niclas starrte sie einen Moment verdutzt an, dann lachte er laut auf. »Du bist so bescheuert, das gibt es gar nicht.«
    Dann schaltete er sich weg.
    »Kommst du mit?«, fragte Edi an Jo gewandt. Er nickte. Ob Bülent sich der Lernfraktion anschloss oder den Tag lieber im Dämmerschlaf verbringen wollte, bekam ich nicht mehr mit und es war mir auch egal.
    Ich düste zum LAZY, schaute auf der Pinnwand nach, auf welche Schule Yasemin gegangen war, und zischte los.
    Gregor und Jenny kamen bereits aus dem Sekretariat der Nelson-Mandela-Gesamtschule, als ich endlich vor der Tür ankam. Hatten eigentlich alle Schulen heutzutage endlos lange Bindestrichnamen? Und dann auch noch solche. Die Fineke-Trineke-Irgendwas-Grundschule war ja einfach nur lächerlich, aber wofür stand Nelson-Mandela-Schule? Für zehn Jahre Kerkerhaft mit Folter?
    Die Kripos wurden von einem Typen im pädagogisch wertvollen Cordanzug begleitet, der einen angemessen bestürzten Gesichtsausdruck zeigte.
    »…   fragen am besten Frau Doktor Wegen-Heinrich, mit wem Yasemin am meisten Kontakt hatte. Wenn Sie wissen wollen, in welchen Kursen Sie die Schüler finden, kommen Sie wieder zu mir.«
    Er lächelte Jenny an, zeigte auf die Tür, vor der sie angekommen waren, und ging den Flur zurück.
    »Er macht dir schöne Augen«, brummte Gregor.
    »Dann ist er in die Sache verwickelt«, entgegnete Jenny angespannt. »Zumindest im Fernsehen ist das immer so.«
    »Also los.«
    Sie klopften an die Tür und betraten das Klassenzimmer. Jenny blieb an der Tür stehen, um die Jugendlichen zu beobachten, Gregor blinzelte kurz, riss die Augen erst ungläubig auf und kniff sie dann entsetzt zusammen, ging zögernd zu der zweibeinigen Farborgie am Lehrerpult und flüsterte ihr etwas zu. Sie blickte ihn erschrocken an, erhob sich, wobei die roten, orangen, lilafarbenen und blauen Filzlappen, aus denen sich ihre Kleidung zusammensetzte, in Wallung gerieten, und fummelte nervös mit beiden Händen an dem großen, schweren Stein, den sie an einem dicken Lederband um den Hals trug.
    »Es dauert nur einen Moment, aber es ist wirklich sehr wichtig«, flüsterte Gregor ihr zu.
    In der Klasse war es mucksmäuschenstill geworden, die Jugendlichen starrten interessiert auf das unerwartete Schauspiel.
    Frau Doktor Wegen-Heinrich räusperte sich und sagte: »Entschuldigt mich einen Moment. Bitte tauscht inzwischen die Hefte mit euren Nachbarn aus und korrigiert die Hausaufgaben

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