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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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gegenseitig.«
    Da zu jeder Zeit in jeder Schule Streber neben Strebern und Riffelnixen neben Nixrifflern sitzen, hatte dieser Schwachsinn schon zu meiner Schulzeit nicht funktioniert, aber manche planetaren Belästigungen lassen sich vermutlich auch durch den nuklearen Overkill nicht ausrotten und dazu gehört, neben den Kakerlaken, Ratten und Filzläusen, die schulische Missbildung.
     
    »Yasemin? Ja, natürlich kenne ich sie gut. Sie ist allerdings heute nicht da.«
    »Ich weiß«, sagte Gregor. Er stand dem leicht nach nassem Schaf riechenden Wollknäuel auf dem stillen Flur gegenüber.
    »Was ist mit ihr?«
    Ich musste mich doch sehr wundern   – und ich bewunderte Gregor, der es offenbar geschafft hatte, die Identität des Mordopfers geheim und aus den Medien herauszuhalten. Das ist eine wahnsinnige Leistung, seit das Schwafelkistenknipsen zum Volkssport geworden ist. Offenbar hatte die Gassitante mit dem Hund jedoch kein Objektiv auf das Opfer gerichtet, sonst wäre Yasemin inzwischen längst der Star auf YouTube.
    »Wir würden uns gern mit Schülerinnen und Schülern unterhalten, die viel Kontakt zu ihr haben. Also ihre beste Freundin, Leute, mit denen sie in den Pausen zusammen ist, ihr Freund   …«
    »Mit dem ist sie nicht mehr zusammen.«
    Gregors linke Augenbraue zuckte nur ganz kurz. »Ich brauche seinen Namen und wo ich ihn finden kann.«
    »Was ist denn nun mit Yasemin?«
    Jenny hatte die Klassentür geschlossen und trat mit Block und Kugelschreiber zu Gregor und dem bunten Schaf.
    Gregor antwortete nicht auf die Frage. Nicht, weil er unhöflich war, sondern weil er in einem Mordfall ermittelte. Er wollte Antworten bekommen, nicht geben. Und das bitte zügig, wenn es recht ist.
    Das Farbschaf kapierte endlich, dass sie sich in einer für Lehrer undenkbaren Situation befand, in der nicht sie die Fragen stellte. Sie seufzte und sagte: »Amelie Görtz hat die meisten Kurse mit ihr zusammen. Sie ist aber nicht ihre beste Freundin, das ist Zeynep Kaymaz. Und Dominic Nolde war ihr Freund.«
    »Wie lang ist die Trennung her?«, fragte Jenny, und notierte die Antwort: ungefähr zehn Tage.
    »Zeynep ist gerade in meinem Kurs, wollen Sie direkt mit ihr sprechen?«
    Gregor nickte.
    Die Filzkugel sah aus, als wolle sie noch einmal nach dem Grund für Yasemins Abwesenheit fragen, überlegte es sich aber anders, deutete auf eine Tür am Ende des Ganges und schlug der Kripo vor, die Gespräche im leer stehenden Klassenzimmer E17 zu führen. Dann trollte sie sich in ihre Klasse. Der Geruch nach Landluft verschwand mit ihr.
    Einen Augenblick später trat eine kleine Türkin auf den Flur. Sie war höchstens eins fünfzig groß, hatte aber genau an den richtigen Stellen einige sehr ansehnliche Rundungen, die sie in einer hautengen Jeans und weißem Rollkragenpullover deutlich zeigte. Ihre großen dunklen Augen waren schwarz geschminkt, die schwarzen Haare offen und mit einem Seitenscheitel halb ins Gesicht gekämmt. Ihre Haltung war eindeutig abweisend, aber sie folgte Gregor und Jenny in den leeren Raum.
    »Du bist Yasemins beste Freundin, sagt Frau Doktor Wegen-Heinrich?«, begann Jenny.
    »Wenn die das sagt«, nuschelte Zeynep um eine Haarsträhne herum, die sie sich in den Mund gesteckt hatte.
    »Siehst du das anders?«
    Schulterzucken.
    »Worüber habt ihr in der letzten Zeit geredet?«
    »Alles Mögliche.«
    »Kannst du das etwas konkreter sagen?
    »Typen, Musik, Schule   …«
    »Warum ist das zwischen Dominic und Yasemin zu Ende gegangen?«
    »Das weiß keiner.«
    »Du auch nicht?«
    »Nö.«
    »Wer von den beiden hat Schluss gemacht?«
    »Keine Ahnung.«
    Soll man das einer besten Freundin glauben? Sabbeln die Perlhühner nicht ständig über ihre Beziehungen? Wie ihr Typ im Bett ist, ob er nachher lieber raucht oder furzt oder innerhalb von Nanosekunden einpennt?
    »Hat sie Stress mit ihren Eltern?«
    »Wer hat das nicht?«
    »Und mit ihrem Bruder?«
    »Der ist ganz okay«, sagte Zeynep.
    »Hat er nichts dagegen, dass seine kleine Schwester einen deutschen Freund hat?«
    Sie lachte laut auf. »Der ist Dominics größter Fan.«
    Jenny notierte die Antworten, während Gregor die beiden nur beobachtete.
    »Was ist denn eigentlich los? Die beiden sind seit Tagen verschwunden und dann taucht die Polizei hier auf. Haben die was ausgefressen?«
    »Seit wann genau sind sie nicht in der Schule gewesen?«, fragte Jenny.
    »Montag habe ich sie noch gesehen.«
    »Wo könnten die beiden sein?«, fragte Jenny.
    »Ach

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