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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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würde ich das auch zutrauen) mir vier quengelnde Rotznasen an den Arsch getackert. Das musste eine Strafe sein   – ich wusste bloß nicht, wofür. Eins wusste ich aber ganz genau: Ich brauchte Ruhe. Noch nie hatte ich einen derartig überwältigenden Drang verspürt, mich in ein Körbchen mit flauschigen Decken zu verkriechen, zwischen die Falten zu schlüpfen und absolut nichts mehr zu hören und zu sehen. Natürlich hätte ich das überall haben können, aber zusätzlich sehnte ich mich nach meinem Zuhause. Nach der vertrauten Umgebung, von der ich wusste, dass mich dort die ewig gleiche, einschläfernde Routine erwartete, die Martins Privatleben prägte. Martin und Birgit kommen von der Arbeit nach Hause, kochen gemeinsam etwas, essen, setzen sich auf die Couch im Wohnzimmerund lesen oder schauen in die Glotze. Oder Birgit liest und Martin sortiert die Stadtpläne, die er sammelt. Gegen zehn Uhr kocht Martin seinen Schlaftee, trinkt ihn in kleinen Schlückchen, gibt Birgit ein Tässchen ab und spätestens um elf geht das Licht aus. Sterbenslangweilig   – und genau das, was ich jetzt brauchte.
     
    Natürlich hatte ich wieder Pech. Ich hörte Birgits Stimme schon, als ich noch im Landeanflug war, denn ich kam von Süden und zischte daher durch die riesigen Altbaufenster direkt ins Wohnzimmer hinein.
    »Nein, ich rege mich nicht ab!«, schrie sie Martin an.
    Martin stand mit hängenden Armen vor ihr und schien mit den Tränen zu kämpfen.
    »Aber du weißt doch, dass Katrin nur eine nette Kollegin ist und mir ansonsten gar nichts bedeutet«, stammelte er.
    Für diejenigen, die Katrin nicht kennen, muss gesagt werden, dass sie ein echt heißes Häschen ist   – was Martin allerdings tatsächlich nicht bemerkt. Ich kann Ihnen versichern, er glotzt ihr nie auf die wohlgeformten Hupen oder auf die langen Beine oder den knackigen Arsch. Er wünscht sich auch nie, seine Finger in ihre lange Wuschelmähne zu graben oder in ihren dunklen Augen zu versinken. Stattdessen bewundert er ihre fachliche Kompetenz und ihre kollegiale Hilfsbereitschaft. Die geilen Sachen denkt Gregor, der Bulle, denn der ist Katrins Lover.
    »Nein, das weiß ich eben nicht«, brüllte Birgit. »Seit ich nach Hause gekommen bin, höre ich nur: Katrin hier und Katrin da. Sie hat so tolle Arbeit gemacht, sie hat den winzigen Einstich gefunden, sie hat den Fall gelöst, blablabla.«
    Martin presste die Lippen zusammen. »Entschuldige, ich wollte dich nicht mit den Geschichten von der Arbeit langweilen.«
    »Langweilen?«, brüllte Birgit. »Ich bin SAUER, verdammtnoch mal!« Dann brach sie in Tränen aus, drehte sich um, rannte ins Schlafzimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
    Martin ließ sich kraftlos auf das Sofa sinken und stierte mit glasigen Augen Löcher in die Luft. Na super!
    »Was hast du denn angestellt?«, fragte ich Martin ohne Begrüßung.
    Martin zuckte zusammen. »Wie lang bist du schon da?«
    »Für die letzten drei oder vier Sätze hat’s gereicht. Also?«
    »Nichts. Ich habe nur von der Arbeit erzählt.«
    »Von Katrin.«
    Er nickte   – und checkte natürlich mal wieder gar nichts.
    »Weiber mögen es nicht, wenn man ihnen von anderen Weibern vorschwärmt«, erklärte ich.
    »Aber ich habe doch nicht von Katrin geschwärmt, sondern nur   …«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Aber das reicht schon.«
    »Aber das habe ich auch früher schon getan, und Birgit mag Katrin, und sie weiß ganz genau, dass ich in ihr nur die Kollegin sehe und   …«
    »Und jetzt wohnt ihr zusammen und sie lässt die Zicke raushängen«, sagte ich. »Das ist normal.«
    »Nein, ist es nicht«, patzte Martin mich an.
    »Mit wie vielen Weibern hast du denn schon zusammengewohnt?«
    Schweigen. Das war Antwort genug.
    »Glaub mir, ich kenne die Weiber«, sagte ich. Auch wenn ich mir bei Birgit fast sicher gewesen war, dass sie keine Zickenterroristin werden würde. Aber da sieht man mal wieder: Bei Weibern gibt es echt keine Ausnahmen.
     
    Birgit schlief schon tief und fest, als Martin eine halbe Stunde später nach ihr sah. Sie hatte sich nicht gewaschen, nicht die Zähne geputzt, nur ihre Klamotten ausgezogenund war in die Poofe gekrochen. Martin konnte die ganze Nacht nicht schlafen, während Birgit neben ihm ratzte wie ein Russe nach einem Wettsaufen mit achtzigprozentigem Selbstgebrannten. Ich machte mich aus dem Staub, bevor der Wecker losging. Auf Weiberzicken hatte ich im Moment echt keinen Nerv.

VIER
    Donnerstag, 6   Uhr 00
    »Martin,

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