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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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jetzt hin.
    »Ich will so eine richtig geile Karre sehen. Von einem großen Gangsterboss. Mit versteckten Gewehren und Raketenwerfern und einer Bar und gepanzerten Scheiben   …«, sagte Niclas und machte eine Geste, als ballere er mit einemMaschinengewehr um sich. »Der fährt dann in die Kanakenviertel und ballert die Türken ab.«
    »Du bist ein blöder Wichser«, brüllte Bülent.
    »Selber Wichser und noch dazu ein Kümmelwichser«, brüllte Niclas zurück.
    »Ihr wisst doch beide nicht, was ein Wichser ist«, stellte Edi genervt fest.
    Das saß. Die Streithähnchen waren still, bis Niclas sich wieder aufplusterte und zurückzickte: »Du vielleicht?«
    »Ja«, sagte Edi. »Meine Mami hat es mir erklärt.«
    Die Vorstellung, dass die eigene Mutter einem erklärte, was ein Wichser ist, schockierte Niclas, Bülent und mich gleichermaßen. Jo grinste. Entweder wusste er etwas, was wir nicht wussten, oder er freute sich, dass Edi endlich mal die Coolste von allen war.
    »So ein Gangsterauto gibt es sowieso nur im Film«, fuhr Edi fort. »James Bond hat so ein Auto.«
    Niclas hatte sich inzwischen wieder gefangen. »James Bond ist doch kein Gangster«, gab er genervt zurück.
    »Willst du nun den Gangster oder die Autos sehen?«, fragte Jo.
    Die Kurzen waren wirklich schlimmer als Flöhe am Sack: Sie quasselten Schwachsinn ohne Punkt und Komma. Und das alles ohne einen Power-Off-Knopf. Ich musste Martin dazu bringen, dass er mit seinen Kittelkollegen ein ernstes Wörtchen redete und die Brut wieder zum Leben erweckte. Lange hielt ich dieses ewige Gezanke jedenfalls nicht mehr aus.
     
    »Wow!« Das war Niclas.
    Wir hatten unser Ziel erreicht. Hier hingen die schweren Jungs mit ihren dicken Karren herum. Der Zappelbunker mit dem Hinterzimmer war noch nicht allzu voll, schließlich war es noch vor Mitternacht, aber einige schicke Schlittenwaren schon da. Ein knallroter Opel Rekord C, von dem ich wusste, dass er einen nicht serienmäßigen Austauschmotor mit zweihundertfünfundneunzig PS unter der Mütze hatte. Niclas starrte das Teil an, als wolle er drauf spucken, aber dann machte er eine Stippvisite unter der Motorhaube und kam begeistert wieder hoch.
    »Hey, Pascha, wie knacken wir diese Karre?«, rief Niclas.
    »Gar nicht«, antwortete ich zerstreut. »Man klaut keine Gangsterkarren.«
    »Oooch«, maulten Niclas, Bülent und Jo. Edi betrachtete uns mit einem Blick, als wären wir sechsbeinige Tiere, die an Wänden hochlaufen.
    »Na gut, wenn die Karre nicht gerade einem von diesen Psychos gehören würde, könnte man es so machen.«
    Ich düste rüber und erklärte ihnen die Grundbegriffe des Autoknackens erst an diesem Modell, was einfach war, weil zu grauer Vorzeit, als dieses Schätzchen das Licht der Werkshalle erblickte, Begriffe wie elektronische Wegfahrsperre, Bewegungssensor oder Fahreridentifikationssystem noch gar nicht erfunden waren. Dann nahmen wir uns vier weitere Modelle vor, zwei davon mit dem gerade genannten elektronischen Schnickschnack. Sie kapierten schnell, am schnellsten Niclas und Edi. Niclas gab sich Mühe, die einzelnen Handgriffe im Geiste immer wieder durchzugehen. Ich war mir sicher, dass er es ausprobieren würde, wenn er wieder dazu in der Lage wäre.
    Leider hatte die Zahnspange zwar den besten Durchblick, aber die falsche Einstellung. Sie lag uns dauernd in den Ohren, dass das alles illegal sei und kindisch und Verbrecher sowieso immer geschnappt würden.
    »Quatsch«, sagte ich, »mich hat nie einer geschnappt.«
    »Dann eben abgemurkst«, erklärte sie trotzig. Dass Weiber immer das letzte Wort haben müssen.
    Trotz unserer Spaßbremse war es geil, mein hochexklusivesExpertenwissen weiterzugeben. Außerdem konnte man nie wissen, ob den Rotzlöffeln das in ihrem späteren Leben nicht doch mal nützlich sein könnte.
     
    Nach gut vier Stunden hatte meine Begleitung genug vom Kölner Nachtleben und ich brachte sie zurück in ihre Krankenzimmer. Sie wirkten erschöpft, wobei ich nicht wusste, ob das an ihrem Schlummerkoma lag (ich bin ganz tot und werde nie müde, aber vielleicht brauchen Lebende ihren Schlaf) oder an ihrem Alter oder an der Reizüberflutung. Immerhin waren wir unter anderem in einem Stripschuppen gewesen (in dem den Jungs die Kauleisten auf den siffigen Teppich gefallen waren und Edi überraschend schweigsam blieb), in einer Russendisko und   – auf ausdrücklichen Wunsch von Jo   – einer Transen-Revue. Unterwegs hatten wir Männer Edi mal erklärt, wie eine

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