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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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klaut man keine Autos, die ballern auf ihre eigenen Karren, Hauptsache, sie erwischen den Dieb. Und wenn du dann röchelnd und blutend über dem Lenkrad hängst, setzen sie dir die Knarre an die Schläfe und sagen: »Und das ist für die Sauerei in meinem Auto«, und drücken ab.
    Na ja, ob das wirklich so läuft, weiß ich nicht, ich war nicht so dämlich, es auszuprobieren. Aber sie geben sich Mühe, so auszusehen, also lässt man die Finger von ihren Karren. Funktioniert besser als jede elektronische Wegfahrsperre.
    Welche der Karren auf dem Parkplatz wohl seine war? Bestimmt keine von den ganz großen. Eher ein abgehalfterter Mustang in drittklassigem Zustand, denn auch der Kerl selbst sah nicht aus wie eine große Nummer. Große Nummern drücken sich außerdem auch nicht selbst im Schatten herum, sondern überlassen das ihren Wasserträgern. Ich würde den Typ beschatten und mir sein Kennzeichen merken. Sollte ich jemals wieder das Glück haben, aktiv in diese lächerlichen Ermittlungen einzugreifen, hätte ich immerhin eine Information, die man überprüfen könnte.
     
    Die beiden schnell aufeinanderfolgenden Schüsse trafen mich unvorbereitet. Also sie trafen natürlich nicht mich, sondern Akif, aber sie überraschten mich. Ich hatte den Blick über den Parkplatz schweifen lassen und daher nicht gesehen, wer auf wen geschossen hatte, aber die Antwort ergab sich von selbst, weil Akif auf dem Boden lag und der Typ mit dem Gelkopf über ihm stand, ihm einen festen Tritt in die Nierengegend gab, etwas in den hinteren Hosenbund steckte (natürlich nahm ich an, dass es sich um dieWaffe handelte), auf Akif hinunterspuckte und sich dann zum Parkplatz wandte. Ich folgte ihm, registrierte mit Befriedigung, dass er den von mir bereits anvisierten Mustang bestieg, merkte mir das Nummernschild und zischte zurück zu Akif.
    Nach unzähligen Obduktionen, die ich über Martin oder Katrin kreisend beobachtet hatte, kannte ich mich mit dem menschlichen Innenleben ganz gut aus. Ich vermutete daher, dass der Bauchschuss mit ein bisschen Glück gar keine lebenswichtigen Organe verletzt hatte, denn die Stelle, an der Akif sich die Hand auf die Seite drückte, dient bei den meisten Menschen nur als Deponie für überschüssiges Körperfett. Der Schuss in den Oberschenkel sah dagegen ziemlich fies aus, und ich hatte den Eindruck, dass er auch mehr schmerzte als das Loch im Bauchspeck. Akif stemmte sich mit einer Hand auf ein Knie (die rechte Hand drückte weiter gegen das Blut an, das aus dem Speckloch siffte) und kroch in Richtung Straße. Das rechte Bein zog er nutzlos hinter sich her.
    Der fette Sack mit Perlhuhn an der Seite, der ihm fast auf die Hand latschte, als er aus dem Club trat, beachtete ihn gar nicht weiter, aber die Tussi kreischte laut auf.
    »Halt die Klappe, Barbie«, herrschte der Sack sie an, während er ihre Arschbacke betatschte. »Kümmere dich nicht um andere Leute, das gibt nur Stress.«
    Er wollte sie in den Hummer schieben, den ein katzbuckelnder Lackaffe mit cooler Geste für ihn geöffnet hatte, aber sie zickte immer noch herum.
    »Der ist verletzt, der braucht Hilfe.«
    Akif kroch unterdessen ohne rechts oder links zu schauen weiter in Richtung Straße.
    »Der ist ohne dich in diese Scheiße reingekommen, also kommt er ohne dich wieder raus.«
    »Das können wir nicht   …«
    Der fette Sack blieb stehen, fasste den Oberarm der Tussi und drehte mit der anderen Hand ihren Kopf ziemlich ruppig zu sich herum. Sie blickte ihm erschrocken in die Augen.
    »Wenn du dem Kerl helfen willst, nur zu. Ich fahre jetzt. Aber ich komme wieder und bringe dich um, wenn du meinen Namen erwähnst. Ich war nie hier, ich habe nichts gesehen.«
    Dann hielt er ihr die Beifahrertür auf.
    »Ich komme ja, mein Grizzlybärchen, aber ich mach mir ins Höschen, wenn ich nicht schnell noch mal aufs Klo komme nach dem Schreck«, gurrte sie ihn auf einmal ganz geschmeidig an.
    Er überlegte einen Moment, dann lockerte er seinen Griff um ihren Arm. Fünf feine Abdrücke seiner fetten Wurstfinger bildeten ein hässliches Muster auf ihrer Haut. »Dein Handy bleibt hier«, knurrte er, grapschte nach ihrem Täschchen, das sie ihm lächelnd überließ, und stieg in seine Karre.
    Die Tussi stelzte auf ihren Plateausandalen zurück in den Club. Ich war hin und her gerissen zwischen Akif, dem krabbelnden Mistkäfer, und der Aussicht, die rundum gut bestückte Schnalle zu begleiten. Meine Schwellkörper gewannen. Ich saß in ihrer wogenden

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