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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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langsam, als er feststellte, dass die gedrückten Knöpfe wieder das taten, wofür sie ursprünglich erfunden worden waren. Er stieg mit schlotternden Knien aus der Superschüssel aus, kippte den Angstschweiß aus den Korkfußbetten und wankte zurück ins Wohnzimmer. Falls ich die Zeit fände, müsste ich unbedingt morgen zuhören, wie er dem Kundendienst die Vorkommnisse des heutigen Abends schilderte. Nach dem ersten Zwischenfall dieser Art würde man ihn vielleicht noch nicht einweisen, weshalb ich also gedanklich eine Notiz in meinem virtuellen Kalender machte, in regelmäßigen Abständen hier vorbeizuschauen. Jetzt war aber erst mal die nächste Station unseres Abendprogramms dran.
    Meine Azubis folgten mir mehr oder weniger widerwillig und Niclas erst nach dem Versprechen, ihm nun das Autoknacken beizubringen.
    Wir zogen ein Stückchen weiter, wo ein nicht ganz neuer Porsche Cayenne Turbo stand, der noch nie in seinem Leben den Asphalt verlassen hatte. Egal, für solche Anwendungen werden die Teile auch nicht gebaut. Er war gewaschen, poliert und vermutlich frisch gewachst und schluckte mit seinem tiefschwarzen Lack das Licht der Straßenlampe einfach weg. Wie ein schwarzes Loch.
    »Geil«, raunte Bülent. »Wie machen wir den auf?«
    Ich hatte inzwischen eine Entdeckung gemacht, die mich in einem Meter Entfernung von der Karre stoppte, als sei ich gegen eine Wand geflogen.
    »Das ist ein No-go«, sagte ich. »Diese Karre ist tabu.«
    »Warum?«, fragte Edi neugierig. Sie flog im Abstand von nur einem Zentimeter um die getönten Scheiben herum und spähte interessiert hinein.
    »Gefährlich«, sagte ich. Ich hörte selbst, dass meine Stimme zitterte. »Lebensgefährlich.«
    »Kapier ich nicht«, flüsterte Jo. »Warum?«
    »Weil sie einem wirklich gefährlichen Menschen gehört.«
    »Einem Gangster?«, fragte Niclas aufgeregt.
    »Einem Drogenhändler?«, schlug Bülent vor.
    Die vier umschwirrten die Karre inzwischen wie ein Schwarm Wespen ein Stück Pflaumenkuchen.
    »Schlimmer«, erklärte ich mit Grabesstimme. »Seht ihr das Ding auf dem Rücksitz?«
    Ich spürte ihre Verwirrung.
    »Genau«, sagte ich. »Ein Kindersitz. Das Auto gehört einer Mutter.«
    »Kapier ich nicht«, maulte Niclas.
    »Du kannst dem Drogenkönig die Karre klauen oder dem Bundeskanzler, aber nie, wirklich niemals darfst du einer Mutter ihre Babyschleuder klauen. Den Capo kannst du überleben, der Bundeskanzler ist ein Witz, aber die Mutter bringt dich um.«
    Die vier glotzten mich an, als warteten sie auf die Pointe, aber mir war es todernst. Ein einziges Mal hatte ich versucht, eine A-Klasse vor einer Kita zu klauen. Nur als Notbehelf, weil der Ferrari, auf den ich es abgesehen hatte, gerade vor meiner Nase vom Ordnungsamt abgeschleppt worden war und ich ihn kriegen musste, bevor er auf dem überwachten Parkplatz landete.
    Ich hätte den Versuch fast mit dem Leben bezahlt. Die Mutter rannte hinter mir her, und als ich an der Hauptstraße abbremsten musste, riss sie die Fahrertür auf, griff mit der rechten Hand in meine Haare und gab mir mit derLinken zwei schallende Ohrfeigen. »Wie soll ich Lisa-Marie zur Ballettstunde bringen, wenn du ihr Auto klaust?«, keifte sie nur leicht außer Atem, während sie mich zu Boden stieß und mit den spitzen Pumps meine Nieren perforierte. »Und danach ist Klavierstunde und um sechs kommt die Fotografin für die Castingfotos   …«
    Der Rest ging an mir vorbei, während ich in Todesangst zwischen zwei geparkte Autos kroch und hoffte, dass die Polizei käme und mich verhaftete.
    »Und?«, fragte Edi. »Hat sie dich verhaftet?«
    Oh, Megaoberpeinokacke! Die Bonsais hatten meine Gedanken gelesen!
    Jo und Bülent grinsten von einem Ohr bis zum anderen, Niclas ließ ein verächtliches Grinsen sehen und Edi wartete neugierig auf den Rest der Geschichte.
    »Nee«, antwortete ich einsilbig. Die Mutti hatte keine Zeit mehr gehabt, mich weiter zu verfolgen, da sie ja Lisa-Marie zu ihren Terminen kutschieren musste, und so blieb ich blutend und halb ohnmächtig auf dem Bürgersteig liegen. Der Ferrari war natürlich weg. Die einzige Bestellung, die ich je versiebt habe.
    »Ich würde gern mal so eine richtig coole Gangsterkarre klauen«, sagte Niclas.
    »Klar«, entgegnete ich, für jede Ablenkung dankbar. »Dann lasst uns mal den Tatort wechseln.«
     
    Es gibt Gegenden in Köln, da lässt du dich ohne Einladung besser nicht blicken. Schon gar nicht mit ein paar Kids im Schlepptau.
    Genau da zogen wir

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