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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Gewerbegebietes. Keine goldenen Kuppeln, keine Minarette, nichts Auffälliges, außer der Ansammlung von dunkelhaarigen Männern, die aus dem flachen Gebäude strömten. Natürlich bildete sich in der Tür ein Stau, weil erst noch alle ihre Schuhe wieder anziehen mussten.
    »Da drüben, das sind sie«, rief Bülent.
    Er zeigte auf eine Gang von fünf Typen, die alle ganz in Schwarz gekleidet waren. Sie trugen Jeanshosen, Lederjacken, hatten bleistiftdünne Kinnbärtchen und dicke Uhren an den Handgelenken. Ihre Haare klebten ihnen am Kopf wie Entenfedern nach einem Tankerunglück, und sie rauchten grässlich stinkende Zigaretten, die sie mit silbernen Zippos anzündeten.
    Der, den ich für den Anführer hielt, sabbelte irgendwas Türkisches.
    »Was sagt er?«, fragte ich Bülent.
    »Er fragt, ob jemand Mehmet gesehen hat.«
    Allgemeines Kopfschütteln, begleitet von diversen Ös und Üs und Zischlauten der Ölvögel.
    »Er sagt, dass Yasemin den Tod verdient hat«, übersetzte Bülent. »Und Mehmet ist ein Held.«
    »Das denkst du dir aus«, sagte ich.
    Bülent schüttelte den Kopf. Er zitterte. »Und er will meinem Bruder sagen, er soll sich ein Beispiel an Mehmet nehmen.«
    Niclas kicherte irre. »Die killen sich gegenseitig. Geil.«
    »Der hat ja nicht alle Zündkerzen am Start«, versuchte ich Bülent zu beruhigen. »Wer ist das überhaupt?«
    »Şükrü Bozkurt.«
    Bei dem Namen klingelte was. Logo, das war Mehmets Freund, den Jenny nach Mehmets Verbleib gefragt hatte. Ein Fanatiker. Nette Freunde hatte Yasemins Bruder.
    »Sein Vater hat eine Dönerfabrik«, murmelte Bülent. »Er ist ein wichtiger Mann. Viele Leute arbeiten für ihn.« Er war den Tränen nahe. »Şükrü studiert, er wird die Firma übernehmen.«
    »Wir müssen herausfinden, ob er uns zu Mehmet führen kann«, sagte ich. »Wir bleiben an ihm dran.«
    Die letzten Worte musste ich förmlich schreien, denn weiter vorn war ein Tumult entstanden. Dort stand der Vater von Yasemin mit einigen Männern zusammen. Bei ihnen stand der Cordanzug. Er war voll wie ein Formel- 1-Tank vor der Regeländerung und schwankte bedenklich. Ich war hin und her gerissen zwischen weiteren Enthüllungen über Heldentaten zur Familienehre und einem besoffenen Lehrer und entschied mich für die Action.
    Der Cordanzug palaverte schwankend auf Yasemins Vater ein. »…   Leben versaut und jetzt ist sie tot«, bekamen wir gerade noch mit, als wir uns näherten.
    »Bitte gehen Sie«, sagte einer der Männer neben Yasemins Vater. »Herr Özcan trauert um seine Tochter.«
    Tristan spuckte Herrn Özcan vor die Füße. »Puah«, lallte er, und ich fürchtete, dass er ihm gleich einen Schwall Korn auf die Schuhe kotzte. »Dass ich nicht lache! Sie haben sie eingesperrt. Auf eine Eliteschule hätte sie gehört.«
    Der Mann nahm Tristan am Arm, wurde aber von dem wild um sich schlagenden Pädagogen abgeschüttelt.
    »Sie prä-, prä-, prähistorischer Hinterwäldler. Eine Frau wie Yasemin   …«
    Zwei Männer nahmen Tristan nun gleichzeitig mit festem Griff zwischen sich und führten ihn vom Moscheegelände. Bülent, Niclas und ich starrten ihnen hinterher, wollten aber lieber zu unseren Ölmachos zurück. Trotz intensiver Suche fanden wir sie aber nicht mehr. Megadämlich. Wir hatten die Spur zu Mehmet, dem Rächer der Familienehre, verloren.
     
    Ich entließ die Jungs mit dem Auftrag, sofort und auf direktem Weg in ihr Krankenzimmer zu fliegen und bis auf weitere Anweisung dort zu bleiben. Sie gehorchten widerspruchslos. Vielleicht war es für Bonsais in dem Alter doch ein bisschen heftig, Gespräche über Ehrenmorde an der eigenen Schwester zu belauschen, aber ich konnte nichts dafür. Ich hatte das Thema nicht ausgesucht.
    Endlich allein, beeilte ich mich, zu Martin zu kommen.
    »Du musst Doktor Seiler von der Straße retten und ihm ein paar Fragen stellen«, forderte ich.
    »Wer ist Doktor Seiler?«, fragte er unkonzentriert.
    »Der Lehrer von Yasemin, der scharf auf sie war.«
    »Ein Lehrer war scharf auf sie?«, fragte Martin schockiert.
    In welcher Galaxie lebte der Mann?
    »Amelie meint, er hätte sie gekillt, aber danach sah es gerade gar nicht aus. Er hat vor einer ganzen Horde von Zeugen Yasemins Vater angepöbelt und sitzt jetzt besoffen auf dem Bürgersteig und heult.«
    Martin ließ immer noch nicht von seinem Bericht ab.
    »Martin, der Mann ist erstens in Lebensgefahr und zweitens sehr verdächtig.«
    »Dann wird Gregor sich ja um ihn kümmern.«
    Fing das jetzt

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