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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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wollen Şükrü sprechen«, sagte die Kleine auf Türkisch. Kein Problem, Bülent dolmetschte. Tatsächlich erhob sich jetzt der Häuptling. Der Alte kam breitbeinig und mit gesenktem Kopf auf die Kripos zu und drängte sie in die Eingangshalle zurück. Er fragte, wer seinen Sohn zu sprechen wünsche.
    »Kripo Köln.«
    »Worum geht es?«
    »Den Mord an Yasemin Özcan.«
    »Was hat mein Sohn damit zu tun?«
    »Genau das wollen wir ihn fragen.«
    Şükrü war inzwischen aufgetaucht, genauso ölig wie am Freitag vor der Moschee. Seine rechte Hand war verbunden.
    »Steckt da vielleicht noch einer von Doktor Seilers Zähnen drin?«, fragte Gregor mit einem Blick auf den Verband. »Ihm fehlt nämlich einer.«
    Bülent hielt vor Schreck die Luft an. Der Kleine hatteselbst als Geist noch einen Heidenrespekt vor der Ölkanne. Das Kümmelchen müsste deutlich geschmeidiger werden, wenn er im Leben was werden wollte. Hoffentlich schnallte er das noch.
    »Glauben Sie, ich riskiere eine Alkoholvergiftung?«, fragte Şükrü.
    »Was haben Sie letzte Woche zwischen Montagnachmittag, fünf Uhr, und Dienstagabend, sieben Uhr, gemacht?«
    Şükrü Bozkurt blinzelte verächtlich auf Jenny herab, die die Frage gestellt hatte. »Warum wollen Sie im Dreck wühlen?«
    Ich hätte ihm so viel Selbsterkenntnis nicht zugetraut, aber man kann sich ja täuschen.
    »Eine hübsche Frau wie Sie sollte Kinder haben und im Schutz ihrer Familie ein sicheres Leben führen.«
    Jenny sah aus, als würde sie jeden Moment einen Mord begehen.
    Bülent war unentschlossen, ob er Şükrü recht geben sollte oder nicht, aber als er spürte, dass ich seinem Gedankengang gefolgt war, sagte er hastig: »Nein, gar nicht.«
    »Wir warten auf Ihre Antwort«, sagte Gregor lässig.
    »Ich war am Montag bis acht Uhr an der Uni, das kann mein gesamter Statistikkurs bezeugen. Um halb neun war ich hier, habe mit der Familie zu Abend gegessen und dann habe ich gelernt bis ungefähr ein Uhr. Dann habe ich geschlafen und am Dienstag war ich wieder den ganzen Tag an der Uni.«
    »Wir benötigen Namen von Zeugen für jede Sekunde dieser Zeit«, sagte Gregor.
    Şükrü Bozkurt spulte eine ganze Liste von Namen und Telefonnummern aus dem Gedächtnis herunter, Jenny nahm die ganze Litanei mit ihrem Handy auf. Mit Todesverachtung im Blick. Jennymaus musste auch noch viel lernen, zum Beispiel ein Pokerface.
    »Finden Sie wirklich, dass Yasemin Özcan den Tod verdient hat?«, fragte Gregor.
    »Natürlich. Sie hat in der Öffentlichkeit mit diesem Lackaffen herumgemacht. Kein anständiger Mann wird sie jetzt noch heiraten wollen. Sie hat Schande über ihren Vater und ihre Familie gebracht.«
    »Waren Sie und Dominic Nolde nicht mal beste Freunde?«, hakte Gregor nach. »Und jetzt nennen Sie ihn einen Lackaffen?«
    »Er hat sich sehr verändert, seit er aus Amerika wiedergekommen ist.«
    »Wie hat er sich verändert?«
    Şükrü überlegte einen Moment. »Früher stand er zu seinen Überzeugungen. Das hat ihm Freunde, aber auch Feinde eingebracht. Heute ist er weich gespült, ohne Ecken und Kanten, will Harmonie mit allen, geht nicht mehr auf Kollisionskurs. Das ist voll krank, Mann.«
    Diesmal hatte er die geballte Sympathie von Bülent, mir und vielleicht sogar Gregor auf seiner Seite.
    »Sie hingegen haben Ihre Überzeugungen noch, zum Beispiel, wenn es um das Verhalten von jungen Frauen geht, ja?«
    Şükrü nickte.
    »Wenn Ihre Schwester das täte, was Yasemin getan hat   – würden Sie Ihre Schwester für so ein Fehlverhalten töten?«, fragte Gregor lässig.
    Bülent verschluckte sich vor Schreck.
    »Selbstverständlich«, sagte Şükrü ebenso lässig.
    Bülent zerriss es förmlich zwischen Schock und Bewunderung.
    »Das ist in diesem Land verboten«, sagte Gregor.
    »Genau das ist euer Problem«, gab Şükrü zurück. Damit drehte er sich um und trat durch den Vorhang, durch den er eben gekommen war.
     
    »Glaubst du, dass er etwas mit dem Mord an Yasemin zu tun hat?«, fragte Jenny draußen.
    Gregor überlegte länger als normal. »Nein. Ist ja nicht seine Familienehre, um die es da geht.«
    »Das stimmt«, bestätigte Bülent. »Şükrü hat kein Recht, sich in eine fremde Familienangelegenheit einzumischen. Es sei denn, er wäre selbst betroffen, also Yasemin hätte ihn entehrt. Sonst nicht.«
    »Dann überprüfen wir sein Alibi nicht?«, fragte Jenny.
    Gregor schüttelte den Kopf. »Im Moment haben wir Dringenderes zu tun. Wenn ich mich irre, kommen wir darauf zurück,

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