Kühlfach betreten verboten
anderen Amphetaminen wie MDMA später einsetzt, glaubt der User, es wirke nicht, und wirft weitere Pillen nach.«
»Dann war es vielleicht doch ein Unfall«, murmelte Gregor.
»Das herauszufinden ist deine Aufgabe.«
Gregor nickte. »Danke.«
Katrin neigte den Kopf in einer Geste, die wohl huldvoll sein sollte. »Jetzt bin ich dran mit Fragen: Was stinkt hier so?«
Gregor hielt ihr die Frischhaltetüte aus Plastik hin, die er in einer Bäckerei erbettelt und in die er das Ohr gesteckt hatte. Katrin nahm die Tüte und blickte hinein. Natürlich verzog sie nicht das Gesicht. Natürlich ließ sie sie nicht fallen. Natürlich quiekte sie nicht und rief auch nicht »igitt« oder so was. Sie betrachtete das Ohr mit professionellem Interesse.
»Woher hast du das?«
Gregor zuckte die Schultern. »Auf der Straße gefunden. Vor der Wohnung von jemandem, der in unserer Sache vielleicht eine Rolle spielt. Aber da mein Boss mir verboten hat, in der Sache zu ermitteln, stehe ich jetzt mit einem Ohr in der Bäckertüte da und weiß nicht, was ich damit anfangen soll.«
Katrin hatte ihm mit gerunzelter Stirn zugehört und lachte jetzt laut auf. »Mann, du hast Probleme.«
Gregor grinste sie an. »Was machen wir da?«
»Wegen des Ohrs oder gegen deine Probleme?«, fragte Katrin mit einem kecken Augenaufschlag.
»Was du gegen meine Probleme tun kannst, weiß ich genau. Also lass uns über das Ohr reden.«
In dem Moment betrat Martin das Gemeinschaftsbüro und stutzte. »Was stinkt denn hier so?«
Ich machte die Düse.
Nach dem Besuch bei den Bozkurts hatte ich meine Assistenten zusammengetrommelt und zwei Teams gebildet, Jo und Niclas sowie Edi und Bülent. Niclas und Bülent hatte ich trennen müssen, denn sie verballerten ihre gesamte Aufmerksamkeit auf ihr verbales Wettpinkeln und vernachlässigten ihre Mission. Dabei waren die Missionen wichtig: Team eins beschattete Jos Angebetete, Team zwei beschattete Mehmet. Ich schaute zuerst bei Team zwei vorbei.
»Hallo, Pascha«, begrüßte Edi mich, als ich in Mehmets Zelle eintrudelte. Sie gähnte.
»Was geht?«, fragte ich.
»Nix geht«, antwortete Bülent. »Es ist todlangweilig hier. Er hockt die ganze Zeit auf der Matratze und guckt in die Luft.«
Es tat mir zwar leid für die beiden Überwacher, aber ich hatte nichts anderes erwartet. Mit wem sollte Mehmet auch reden? Er war allein. Okay, es gibt eine ganze Menge Leute, die mit sich selbst reden, aber die haben meist sowieso einen Schaden, da weiß man dann auch nicht, ob man ihnen glauben soll.
»Wie vertreibt ihr euch die Zeit?«, fragte ich, um sie bei Laune zu halten.
»Ich lerne Türkisch«, erklärte Edi todernst. »
Merhaba. Benim adım Edi. Sen aptal sın.
«
»Häh?«, fragte ich.
»Das heißt: Hallo, ich heiße Edi, wie geht es dir.«
Ich glotzte Bülent an, er grinste.
Ich glaubte ihm nicht.
»Du bist doof«, sagte Edi. »Du denkst bestimmt, dass er mich veräppelt. Tut er aber nicht, oder?«
Sie blickte Bülent mit siegessicherer Miene an, Bülents Grinsen zerbröckelte, dann blickte er zerknirscht zu Boden.
»Was heißt es denn?«, fragte sie mit schneidender Stimme.
»Hallo, ich heiße Edi. Du bist doof«, murmelte Bülent.
»Nette Begrüßung«, sagte ich.
»Ihr seid alle beide doof«, rief Edi.
»Edi, das war doch nur ein Spaß, nun sei nicht beleidigt«, rief Bülent.
Edi schmollte.
Na super. Und dabei waren diese beiden noch nicht einmal das Problemteam. Zu dem düste ich jetzt. Anders gesagt: Ich suchte Team zwei.
Ich hatte sie gestern höchstpersönlich beim Kirchenasyl in Position gebracht, wo Jos Traumfrau die Kinder beruhigte, nachdem Gregor Mehmet abgeführt hatte. Dort hätte ich sie auch jetzt erwartet, aber weder die Traumfrau noch mein Überwachungsteam waren da. Nun bestanden die Teams nicht nur deshalb aus zwei Personen, damit ich alle vier beschäftigt hatte, sondern damit einer weiter beobachten konnte, während der andere als Bote unterwegs war. Ich stieg also über dem Kirchenasyl auf und rief Team zwei.
Keine Reaktion.
Ich sandte meine Gedankenwellen mit mehr Nachdruck.
Keine Reaktion.
Na super. Da war mir also nicht nur das Überwachungsobjekt, sondern auch die Überwacher abhandengekommen. Und nun?
»Hey Mann, ich komme ja schon. Wir sind am Flughafen«, hechelte es plötzlich ziemlich atemlos neben mir.
»Niclas!«, rief ich. Nie hätte ich gedacht, dass ich mich über das Erscheinen des Feuerlöschers mal so freuen würde.
»Mariam ist heute
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