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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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gegen Alzheimer und MDMA ist das, was Ecstasy so beliebt macht. Zeynep hat alles konsumiert. Frag ihre Mutter, aber ich wette, dass sie weder an ADHS noch an Alzheimer litt.«
    Gregor hatte fleißig mitgestiftet.
    »Du sagtest, dass es eine Steigerung der Fallzahlen gab. Über welche Zunahme reden wir?«
    »Zweihundertfünfzig Prozent in zwölf Monaten.«
    Gregor pfiff zwischen den Zähnen.
    »Gibt es eine besondere Klientel?«
    »Ja. Diese Smart Pills, wie die Methylphenidat- und Donepezildrogen heißen, verbessern die Denk- oder Gedächtnisleistung. Du bekommst sie auf Rezept gegen die erwähnten Krankheiten oder illegal übers Internet. Sie hatten bisher eine Verbreitung bei Menschen, die meinen, den Anforderungen ihres Jobs nicht gewachsen zu sein. Also Börsenfuzzis, Manager und so. In geringerem Ausmaß auch Studenten in höheren Semestern. Aber die Zahlen der letzten zwölf Monate lassen eine Verschiebung in der Konsumentenstruktur erkennen: Die Probanden, die wir hier hatten, waren zu fünfundachtzig Prozent unter einundzwanzig.«
    Jetzt hätte ich selbst gern gepfiffen, aber das hatte ich noch nie gekonnt und als Geist lernt man einige Dinge leider auch nicht mehr dazu.
    »Jetzt wird mir einiges klar«, murmelte Gregor.
    »Was?«, fragte Katrin, aber da hatte Gregor schon mental abgeschaltet. Sie würde ohne Antwort auskommen müssen.

ZWÖLF
    »Drogen«, sagte Gregor.
    »Drogen«, sagte Jenny.
    Dann sagte lange Zeit keiner etwas.
    Gregor war der Erste, der wieder den Mund aufmachte. »Yasemin wusste etwas, obwohl sie keine nahm. Zeynep nahm sie, wusste also auf jeden Fall etwas, nämlich mindestens den Namen ihres Dealers. Beide Mädchen sind tot. Sibel Akiroglu, deren Telefonnummer Yasemin bei sich trug, als sie ermordet wurde, ist verschwunden. Und Sibels Bruder ist ein verurteilter Dealer.«
    Jenny hatte die Augen geschlossen und nickte. »Alles deutet auf Akif Akiroglu.«
    »Oh, Mann«, flüsterte Bülent neben mir.
    Hey, das Dickerchen hatte ich ja ganz vergessen.
    »Mann, der bringt doch nicht seine eigene Schwester   …«, murmelte Bülent.
    »Meinst du Mehmet oder Akif?«, fragte ich.
    Bülent begann unkontrolliert zu zittern. Ich hatte den Eindruck, dass er jetzt erst realisierte, dass vielleicht seine geliebte Lehrerin auch von ihrem Bruder abgeschlachtet worden war. Jede türkische Frau ist eine Schwester, wenn ich das mal so formulieren darf.
    »Bülent, das Leben ist nicht witzig«, erklärte ich ihm.»Selbst ich wurde ermordet, obwohl ich dem, der mich umgebracht hat, gar nichts getan hatte. Was soll man dann erwarten von einem Bruder, der mit Drogen dealt und dessen Schwester ihn auffliegen lassen will? Soll er sie bitten, doch lieber nichts zu sagen?«
    Bülent fing an zu flennen.
    Auch das noch! Aber irgendwie   – und das sage ich jetzt ganz im Vertrauen   – tat er mir leid. Es ist schon ein ziemlicher Schock festzustellen, dass praktisch jeder der Mörder seiner Schwester sein kann. Besonders bei den Kanaken.
    »Sag nicht noch mal Kanaken, du Doofmann«, stammelte Bülent zwischen seinem Geschluchze.
    »Hey, jetzt lass deinen Frust nicht an mir aus«, ranzte ich ihn an. »Ich kann nix dafür, wie ihr mit euren Weibern umgeht.«
    »Arschloch.«
    Na, wo blieb denn da der Respekt vor dem Alter? Ich setzte gerade zu einer Erwiderung an, als ich Gregor sagen hörte: »…   Doktor Seiler auch.« Mist, jetzt hatte ich was verpasst. »Immerhin hat er als Lehrer Zugang zu vielen Schülern und damit eine ideale Position als Verteiler.«
    Jenny nickte, aber ihr Gesichtsausdruck zeigte, dass sie nicht einverstanden war. »Du solltest da nicht allein hingehen   …«
    »Du kannst nicht mitkommen, Jenny, du bist noch nicht lang genug dabei. Wenn der Boss mir in den Arsch tritt, weil ich mich seiner Anweisung widersetze, ist das nicht so schlimm. Bei einem Frischling wie dir wäre es verheerend.« Damit verließ der Held das Büro.
    Bülent hatte sich inzwischen auch beleidigt weggeschaltet, daher konnte ich Gregor ganz allein und ganz in Ruhe folgen. Wir genossen unsere gemeinsame Fahrt bei brüllend lauter Musik in Gregors Karre. Solche Momente braucht der Mann.
    Erst als Gregor den Wagen parkte, bemerkte ich, dass Bülent uns doch gefolgt war. Der Kleine hatte mehr Stehvermögen, als ich dem Pummel zugetraut hätte. Ich tat so, als hätte ich ihn nicht bemerkt, immerhin hatte er mich eben Arschloch genannt. Er pudelte in einigen Metern Abstand hinter mir her.
     
    Ich behielt recht, Gregor

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