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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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wollte zu Akif. Und diesmal traf er ihn an. Aber von vorn, sonst glaubt mir ja keiner. Gregor klingelte, Akif, der aussah, als sei er gerade (um halb neun am Montagabend) aufgestanden, und mal wieder nackt in der Küche Kaffee soff, ging hinüber ins Wohnzimmer, betrachtete Gregor auf seinem Home-Entertainment-Center und stellte die Klingel ab. So weit wie gehabt. Gregor klingelte weiter. Akif brüllte auf Türkisch seinen Flatscreen an.
    Ich schluckte meinen Ärger auf meinen Assistenten hinunter und wollte Bülent fragen, was Akif brüllte, aber als ich mich zu ihm umdrehte, war Bülent derartig rot geworden, dass ich mir den Inhalt der freundlichen Ansprache gut vorstellen konnte.
    Gregor klingelte. Akif tat so, als interessiere ihn der Typ da unten nicht mehr, und ging duschen. Gregor klingelte. Akif tropfte durch die Wohnung, sah Gregor vor seinem Flatscreen und wurde wütend. Dann drückte er die Tür auf.
    »Wer zum Teufel bist du, Arschgesicht, dass du mich hier mitten in der Nacht stundenlang belagerst?«, brüllte Akif, als Gregor oben an der Treppe erschien. Akif war immer noch nackt bis auf die dicken Mullpflaster, mit denen die beiden Schussverletzungen bedeckt waren und die er kunstvoll abgedichtet hatte: Aldi-Tüte nehmen, Rechteck aus der Plastikfolie ausschneiden, festtapen   – fertig.
    »Gregor Kreidler, Kripo Köln.«
    »Verpiss dich.«
    Gregor nickte. »Später. Erst hätte ich da mal ein paar Fragen.«
    »Ich bin keine Auskunftei.«
    »Darf ich eintreten?«
    »Nein.«
    Gregor nickte, trat einen Schritt zurück und sprintete dann plötzlich los. Er rempelte Akif aus dem Weg und hechtete mit drei langen Sätzen in die Wohnung. Akif gewann das Gleichgewicht wieder und raste brüllend hinter ihm her. Gregor war, weil das der gerade Weg war, ins Wohnzimmer gelaufen und stand nun mitten im Raum mit einem ungläubigen Blick auf den Flatscreen-Fernseher, auf dem immer noch die Kameraeinstellung an der Haustür zu sehen war. Dann wanderte sein Blick zum Tresor und über das Chaos im Rest des Zimmers. Akif stand hinter ihm und kochte vor Wut, hatte aber die Hände nicht etwa auf dem Weg zu Gregors Hals, um ihn zu würgen, sondern grimmig vor der Brust verschränkt.
    Gregor drehte sich zu ihm um. »Ich will wissen, warum der Polizeipräsident mir verbietet, einen wegen Rauschgifthandels vorbestraften Zeugen in einer Mordermittlung zu vernehmen.«
    Akif schwieg.
    »Sie wissen vielleicht, dass Yasemin Özcan die Telefonnummer Ihrer Schwester bei sich trug, als sie erstochen wurde.«
    Akif schwieg.
    »Kannten die beiden sich näher?«
    Akif schwieg.
    »Außerdem haben wir eine zweite Tote. Zeynep Kaymaz. Sie war mit Yasemin zusammen auf der Schule.«
    »Wurde sie auch erstochen?«
    In Gregors Augen war wieder dieses klitzekleine Funkeln. »Nein. Sie starb an Drogen. Wir wissen allerdings noch nicht, ob es eine Selbsttötung oder   …«
    »Nein.«
    Die beiden standen sich gegenüber wie zwei Steinzeitjäger, nur dass der eine aussah wie einer (Akif, nackt, mit vorgeschobenem Unterkiefer und bereit zum Sprung), während der andere sich nur so verhielt (Gregor, in Bullenzivil, mit seiner Knarre unter der linken Achsel und vermutlich mit Adrenalin vollgepumpt bis unter die Haarwurzeln).
    »Wie bitte?«
    »Gehen Sie davon aus, dass es keine Selbsttötung war.«
    »Schön. Was war es dann?«
    Die beiden belauerten sich wie Tom und Jerry. Ich konnte nicht erkennen, ob Gregor den Wandel von Akifs Ausdrucksweise wahrgenommen hatte, aber er ist nicht blöd, also musste auch ihm aufgefallen sein, dass das Steinzeitgelaber in Form von »Du Arschgesicht, verpiss dich« einem stolperfrei vorgetragenen, ganzen deutschen Satz mit dem Wort Selbsttötung gewichen war.
    »Also?«, fragte Gregor nach.
    »Wir sind einem dicken Fisch auf der Spur. Neuer Typ, passt in keine Schublade, hat keine Kontakte zur alten Garde, ist noch nie aufgefallen, gehört nicht zu den üblichen Verdächtigen. Wir kommen ihm näher und ihr stört dabei.«
    Gregor schaffte es, ein absolut unbewegliches Pokergesicht beizubehalten, und betrachtete Akif, der inzwischen deutlich entspannter, aber immer noch mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihm stand, durch leicht zusammengekniffene Augen. Den Blick kannte ich inzwischen. Er bedeutete Unheil.
    »Wer ist wir?«, fragte Gregor.
    »Mehr kann ich nicht sagen, und jetzt verlassen Sie bitte meine Wohnung.«
    »Ist Gina Bengtsfors der zweite Teil von wir?«
    Akif explodierte ohne Vorwarnung, machte

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