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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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einen Schritt auf Gregor zu und hatte ihm schneller beide Arme auf den Rücken gedreht und ihn in die Knie gezwungen, als ich »Vorsicht« hätte rufen können.
    Natürlich hätte Gregor mich sowieso nicht gehört.
    »Woher hast du den Namen?«, zischte Akif.
    Au Kacke, dachte ich bei mir. Wenn er brüllt, ist er ja schon unangenehm, aber wenn er zischt, wirkt er richtig gefährlich.
    »Hat mein Boss vom Polizeipräsidenten, und der hat’s vermutlich von deinem Boss«, quetschte Gregor hervor. Er musste Schmerzen haben, so, wie Akif seine Arme in den Schultergelenken verdreht hatte, aber er hielt sich tapfer.
    »Dieser dämliche Sack!«, brüllte Akif und gab Gregor einen Stoß, dass er nach vorne fiel. Der nackte Fleischberg nahm die nächste erreichbare Bierflasche vom Tisch und schmetterte sie an die Wand. Die Scherben spritzten durch das ganze Zimmer. Akif blickte auf seine nackten Füße und verdrehte die Augen.
    »Also, Kollege   …«, begann Gregor, nachdem er sich etwas Blut von der Lippe und der Augenbraue gewischt hatte.
    »Nix Kollege«, begann Akif, dann schimpfte er auf Türkisch weiter. Ich wollte Bülent um eine Übersetzung bitten, war mir aber nach einem Blick in sein Gesicht sicher, dass er für die meisten Wörter gar keine Übersetzung gekannt hätte. Und wenn doch, sie niemals laut aussprechen würde.
    Gregor kämpfte sich auf die Füße und betrachtete die herumliegenden Glasscherben. Dann zuckte er mit den Schultern und ging in die Küche. Unter seinen Sohlen knirschte Glas.
    »Hör auf deinen Boss und verschwinde einfach«, rief Akif ihm hinterher.
    Gregor reagierte nicht. Er ging schnurstracks zum Kühlschrankund öffnete das 3-Sterne -Kühlfach. Er nahm eine Kühlkompresse heraus. Ich versuchte verzweifelt, beide Hirnis gleichzeitig im Blick zu behalten, denn ich ahnte, was gleich kommen musste. Endlich brachte Akif das Geräusch der Kühlschranktür mit dem Karton in Verbindung, der darin stand, und riffelte, dass Ungemach drohte. Er drehte sich um und wollte in die Küche stürzen, besann sich dann aber anders. Überall lagen Glasscherben.
    »Raus jetzt«, sagte er mit mühsam unterdrückter Wut. Oder Angst?
    Gregor hatte hinter einigen Tiefkühlpizzen und gefrorenen Dönern eine Kalt-Warm-Kompresse entdeckt und zog sie heraus, um den sich bildenden Bluterguss am linken Auge zu stoppen, als er das Gesicht verzog. Schnüffelte. Das Gefrierfach nochmals durchwühlte, aber nichts Verdächtiges fand. Dann glitt sein Blick tiefer. Im Kühlschrank befanden sich einige Gegenstände undefinierbarer Art, bei denen es sich um Lebensmittel oder Seife oder gebrauchte Zipfeltüten handeln konnte, sowie eine halb leere Flasche Ketchup ohne Deckel, ein halb volles Glas eingelegte Oliven und zwei Flaschen Bier. Daneben stand der Karton, aus dem es so widerlich roch. Akif machte einen vorsichtigen Schritt in Richtung Küche und einen langen Hals.
    Gregor griff nach dem Karton.
    »Finger weg«, drohte Akif.
    »Sonst was?«, murmelte Gregor. Seine gesamte Aufmerksamkeit galt dem Karton mit dem dunkelroten Fleck an der rechten unteren Ecke.
    Akif machte einen weiteren Schritt, hielt aber fluchend inne. Er war in eine Scherbe getreten.
    Gregor öffnete den Karton. Darin lag noch ein Ohr, offenbar das Gegenstück zu dem, das er bereits aus dem Müll gefischt hatte.
    »Scheiße«, flüsterte Gregor.
    »Ach, du Scheiße«, brüllte Bülent mir ins Ohr. »Mir wird schlecht!«
    »Das Ohr ist ein Scherz«, rief Akif aus dem Wohnzimmer.
    »Gibt es auch noch eine Nase, Fingerglieder   – oder vielleicht ein Herz?«, fragte Gregor.
    Bülent hyperventilierte.
    »Es ist nicht das, wonach es aussieht. Mach den Kühlschrank zu und verschwinde.« Akifs Tonfall war lässig, etwas müde, freundlich.
    »Sie haben zwei Minuten Zeit, sich etwas anzuziehen, dann begleite ich Sie aufs Präsidium«, sagte Gregor, der deutlich angespannter klang.
    »Schwachsinn«, erwiderte Akif, jetzt leicht genervt. »Ein Anruf von mir und du bist bis Ostern beurlaubt.«
    »Dann will ich jetzt die ganze Geschichte hören«, sagte Gregor.
    »Okay.« Eindeutig resigniert. »Gib mir einen Stuhl, die Pinzette aus dem Badezimmerschrank und meine Latschen.«
    Was macht man mit einem hyperventilierenden Geist? In eine Tüte atmen geht nicht. Ihn durchschütteln auch nicht. Also ließ ich Bülent weiter die Schnappatmung ausprobieren und konzentrierte mich wieder auf das Gespräch unter Männern.
    Gregor holte die angeforderten Utensilien, Akif zog

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