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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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ist schon wieder offen.«
    Ihr Tonfall legte nahe, dass das Sparschwein selbst die Tür offen gelassen hätte – was unwahrscheinlich war, da er selten
     bis nie einen Schritt in den Sektionstrakt setzte.
    »Frau Zang, ich weiß noch nicht, wovon Sie sprechen, aber sollten wir uns nicht in einem etwas sachlicheren Tonfall über Ihr
     Problem unterhalten?«
    »Es ist nicht mein Problem, um das es hier geht, Herr Forch, es ist ein Problem des Rechtsmedizinischen Instituts, dessen
     Leiter Sie doch sind, oder?«
    Oh, oh, wenn Katrin diesen sarkastischen Ton anschlägt, verkriechen sich alle Kollegen unter dem Schreibtisch. Ich zog kurz
     in Erwägung, rüberzudüsen und zu schauen, wo Forch hockte.
    »Wenn Sie nun endlich zum Thema kämen, Frau Zang, das Gespräch ist bisher jedenfalls sehr ineffizient.«
    Katrins Wangen glühten. »Die Tür zum Sektionstrakt steht für jeden offen, der hier hereinspazieren möchte, und eine mir unbekannte
     Person hat auch schon Gebrauch davon gemacht. Das ist eine Gefahr für jeden Menschen, der hier arbeiten muss, und eine inakzeptable
     Situation angesichts der Tatsache, dass die Leichen, die wir hier zur Begutachtung haben, Beweismittel in Straftaten sind.«
    »Und was soll ich jetzt Ihrer Meinung nach tun?«, fragte das Sparschwein.
    Für mich klang seine Stimme leicht spöttisch.
    »Erklären Sie mir, warum die elektronische Verriegelung nicht eingeschaltet ist. Und sorgen Sie dafür, dass das nicht noch
     einmal vorkommt.«
    »Nun, ich denke nicht, dass ich Ihnen etwas erklären müsste, schon gar nicht, wenn Sie in einem solchen Ton mit mir sprechen.
     Und da Sie außerdem vor Ort sind, können Sie ja viel leichter mal rübergehen auf die Baustelleund den Bauleiter fragen, ob er wieder ein Kabel durchtrennt hat. Ich erwarte dann Ihren Bericht.«
    Das Sparschwein legte auf, und Katrin schnappte nach Luft wie nach einem Vierhundert-Meter-Apnoe-Tauchgang.
    »Reg dich erst mal ab und dann erzähl mir, was er gesagt hat.«
    Katrin regte sich nicht erst ab, sondern berichtete direkt. Diesmal waren es Katrins böse Worte, die die Lektorin gestrichen
     hat. Ich schwöre – ich war in dem Fall wirklich nur der Chronist.
    »Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es doch eine Notstromversorgung für die Kühlung«, sagte der Kollege. »Ich habe immer
     gedacht, dass auch die Türverriegelung daran hängt, aber das scheint ja nicht der Fall zu sein. Komm, wir gehen mal zu den
     Bauarbeitern und sehen, was die uns dazu sagen können.«
    Katrins Auftritt im Reich der starken Männer mit den dicken Pressluftdingern sorgte für Wirbel. Sie hatte ihren Kittel ausgezogen
     und hüpfte in ihrer dünnen Bluse und der weißen Leinenhose über die herumliegenden Baustoffe. Die Arbeiter pfiffen ihr hinterher,
     machten anzügliche Bemerkungen und lachten, als Katrin eine eindeutige Geste in ihre Richtung machte. Sie verkniff sich ein
     Grinsen, aber ich konnte sehen, dass sie ihren Auftritt genoss.
    Weiber wollen einfach angemacht werden, da stehen die drauf. Ich hab’s immer gewusst.
    »Sie haben sich auf Anhieb zwölf starke Freunde gemacht«, begrüßte der Bauleiter Katrin mit einem breiten Grinsen. Er trug
     eine Jeans, deren ursprüngliche Farbe vermutlich Blau war, und ein fein geripptes Muscle-Shirt in Olivgrün. Er hatte eine
     Statur wie mein Lieblingskinoheld und zusätzlich eine in schillernden Farben tätowierte Schlange, die sich von der Schulter
     bis zum Handgelenkum seinen linken Arm schlängelte. Katrin blickte fasziniert auf dieses prachtvolle Stück Mann und war einen Moment sprachlos.
    »Sagen Sie mal, da unten ist schon wieder die Türverriegelung außer Betrieb. Haben Sie eine Ahnung, wieso?«, fragte der Kollege
     schnell. Vermutlich quälte ihn, genau wie mich, die Sorge, dass Katrin in ihrer Laune auch gleich mit dem Betonkopf einen
     Streit vom Zaun brach.
    Der Betonkopf machte allerdings nicht den Eindruck, als könne ihn irgendetwas aus der Ruhe bringen. Schon gar keine Frau,
     die mit Funken sprühenden Augen und geballten Fäusten vor ihm stand.
    »Klar, habe ich. Wir haben euch den Saft abgedreht.«
    »Ach, einfach so?«, fragte Katrin.
    Der Betonkopf feixte. »Stell dir vor, Mädchen, einfach so. Wir arbeiten nämlich hier.«
    »Wir auch«, gab Katrin giftig zurück. Sie stand immer noch unter Hochspannung und sah aus, als würde sie sich im nächsten
     Moment auf den Kraftprotz stürzen. Ich war mir nicht sicher, auf wen ich dann gewettet hätte.
    Der Betonkopf

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