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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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mitteilsam. »Irinas Vater hat keine gute Arbeit. Es wäre nicht gut gewesen, wenn Irina
     bei ihm aufwächst. Also habe ich sie genommen, als sie zehn war, und bin mit ihr hierhergekommen. Heimlich. Nach Deutschland.
     Hier ist gut. Sicher. Hier kann Irina gut leben. Im Moment haben wir nicht viel Geld, ich habe zwei Arbeitsstellen, um zu
     helfen, aber wenn sie fertige Ärztin ist, dann wird sie ein besseres Leben führen. Ich bin säääähr stolz auf Irina.«
    Martin nickte.
    »Irina liebt Deutschland. Es ist alles ordentlich und sauber, die Polizei ist nicht korrupt, man kann hier ganz in Ruhe wohnen.«
    Martin nickte wieder, diesmal ungeduldig. »Das freut mich, Herr Kwasterow, wirklich   …«
    »Viktor, bitte.«
    »…   und ich komme gern in der nächsten Woche noch mal vorbei, um Ihre Enkelin kennenzulernen. Aber jetzt muss ich weg.«
    Viktor zwinkerte Martin verschwörerisch zu. »Natür lich ,verstehe, es ist Freitagabend und Sie haben auch noch etwas vor. Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Ich bin ja hier, um
     aufzupassen. Auf Wiedersehen.«
    Martin verließ den Keller und watschelte zu seiner Ente. Ich begleitete ihn, denn ich wollte sicher sein, dass er unbehelligt
     von hier wegkam. Ein bisschen unheimlich ist es nämlich tatsächlich hier, wenn alles leer und still ist. Nicht nur wegen des
     Friedhofs direkt nebenan. Er bemerkte mich offenbar nicht, denn er dachte: »Hoffentlich bekommt er morgen früh keinen Wind
     davon, dass wir uns eine Wohnung ansehen.«
    Ich grinste. Virtuell, versteht sich. Ich würde pünktlich zur Stelle sein, um Martin bei der Wohnungsbesichtigung zur Seite
     zu stehen.
     
    Zunächst allerdings machte ich mich mit Sehnsucht im Herzen auf die Suche nach Irina. Sie war nicht in der Wohnung, in keiner
     der Russendiskos, die ich kannte, und auch nicht in der Altstadt unter freiem Himmel zu finden. Auf eine Ehrenrunde durch
     jede Kneipe oder jeden dunklen Kinosaal mit heulenden Tussen und Tüten voller Kleenex statt Popcorn, hatte ich keine Lust,
     also gab ich die Suche gegen Mitternacht auf. Ich war zutiefst deprimiert. Nun hatte ich die Frau meines Lebens gefunden,
     und dann war sie mir entwischt. Ich war einsamer als je zuvor. Die Nacht war unendlich lang und galaktisch öde, und langsam
     wurde selbst mir die Hitze zu viel.
     
    Die Wohnung am nächsten Vormittag war der Hit. Fand ich zumindest. Auch Birgit ging durch die hellen, großen Räume, schaute
     durch die großen Fenster auf einen Grünzug und blickte Martin immer wieder mit leuchtenden Augen an.
    »Das ist ein ganz fantastisches Schiffsplankenparkett«,sabbelte die Maklerin, und Birgits und Martins Augen gingen gehorsam zu Boden.
    »Es ist absolut unverwüstlich«, operte sie weiter mit einer Stimme wie Homer Simpson im Lachgasdelirium.
    »Es verleiht dem Raum Atmosphäre und Behaglichkeit, finden Sie nicht?«
    Behaglichkeit würde sich frühestens einstellen, wenn die Heulboje den Kahn verlassen hätte, aber sie hatte schon recht. Die
     Bude war ein Schloss.
    Martin latschte herum und inspizierte mit kummervollem Blick die Größe der Fenster, die Höhe der Decken und die Balkontür
     und versuchte sich vorzustellen, wie er all das abdichten sollte. Abdichten gegen mich. Langsam wurde ich sauer.
    »Du wirst mich nicht los«, erklärte ich ihm.
    Er erschrak, hatte mich also tatsächlich bisher nicht bemerkt. Nach dem Schreck wurde sein Gesicht noch sorgenvoller.
    »Gefällt dir die Wohnung nicht?«, fragte Birgit unsicher.
    »Doch, sehr schön«, stammelte Martin.
    »Die hohen Decken sind toll, oder? Und die Stuckrosette im Wohnzimmer. Wunderschön.«
    »Vielleicht kribbelt das, wenn ich daran entlangdüse«, sagte ich. »Moment, ich teste das direkt mal   …«
    Martin unterdrückte ein Stöhnen.
    Birgit legte ihm die Hand auf den Arm. »Dir geht es nicht gut, das sehe ich doch.«
    »Alles in Ordnung«, entgegnete Martin. »Aber vielleichtsind so hohe Decken gar nicht ideal. Wegen der Heizkosten. Du weißt
     schon, Wärme steigt nach oben, und unten ist es immer kalt, es sei denn, du heizt doppelt so viel   …«
    »Ooch.«
    Die Enttäuschung in Birgits Gesicht traf Martin mitten ins Herz.
    »Na ja, aber vielleicht ist es auch gar nicht so schlimm   …«, versicherte er schnell, aber nicht sehr überzeugend.
    »Nun, was sagen Sie?«, fragte die Maklerin. »Ich habe ja eine ganze Reihe von Interessenten, da sollten Sie sich schnell entscheiden,
     wenn Sie die Wohnung haben wollen.«
    Birgit schenkte

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