Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
Vom Netzwerk:
findet nämlich überhaupt niemand unheimlich oder
     geisterhaft. Jeder denkt, dass einfach ein technischer Fehler ein zweites Gespräch auf diese Leitung geschaltet hat. Da wird
     ein paarmal recht fantasielos »Hallo? Hallo? Was machen Sie in meiner Leitung?« in das Headset gefaselt, und dann legen die
     Leute auf. Endsöde.
     
    Aber heute hatte ich Glück. Ich hing in einem Biergarten herum, als ich plötzlich Zeuge einer Unterhaltung wurde, die mein
     Interesse weckte. Es ging um ein Museum.
    Nein, ich bin eigentlich kein Freund von Museen, da haben Sie ganz richtig vermutet. Wenn es mir auch eine Weile Spaß gemacht
     hat, die Alarmanlagen auszulösen, die auf kapazitiven Feldänderungsmeldern basieren. Mitdieser Technologie hatte ich mich beschäftigen müssen, weil Martin im Frühjahr versucht hatte, ein paar Ghostbuster-Spielereien
     in seiner Wohnung anzubringen. Übrig geblieben ist davon nur das Elektrosmogmoskitonetz über seinem Bett.
    Außer dieser technischen Spielerei mit den Alarmanlagen finde ich Museen jedenfalls todlangweilig. Die meisten Bilder an der
     Wand gefallen mir nicht. Bei modernen Sachen weiß man noch nicht einmal, ob es sich bei dem angefressenen Butterbrot auf dem
     Boden um einen vergessenen Besuchersnack handelt oder um Kunst. Ein großer Künstler malt Scheißbilder, die ich im Kindergarten
     schon besser hingekriegt habe, und hängt sie dann falsch herum auf. Was soll daran Kunst sein? Also kurz gesagt, Museen sind
     gut für Leute, die sich vor dem Regen unterstellen müssen, aber das muss ich ja nicht mehr.
    Hier allerdings hörte ich von einem Museum, das interessant klang. Und zwar interessant für mich. Dort gab es keine Kunst
     in diesem Pseudo-Kultur-Sinne, sondern die Möglichkeit, Naturgesetze auszuprobieren. Ja, ich weiß, man kann die Schwerkraft
     auf jedem Gebäude ausprobieren, indem man sich vom Dach schmeißt. Das meine ich nicht. In dem Museum kann man mit den Gedanken
     Gegenstände bewegen. Das behauptete zumindest der Typ in dem Biergarten. Ich musste noch eine halbe Stunde zuhören, wie er
     über die pädagogischen Implikationen und die didaktischen (das Wort dahinter habe ich vergessen, aber es war lang und klang
     kompliziert) sabbelte, aber endlich sagte er den Namen: Odysseum.
     
    Ich düste nach Kalk, denn da sollte sich das schicke Teil befinden, und kam gerade noch rechtzeitig, um eine ganze Horde von
     Pfadfindern zu begleiten, die mit ihren verquirlten Halstüchern in Blau-Gelb aussahen, als machtensie Werbung für IKEA.   Die Kleineren hatten die Tücher vorschriftsmäßig um den Kragen gelegt, die cooleren Jungs hatten sie sich in Rambo-Manier
     um den Kopf gewickelt. Scheiße sahen sie alle damit aus.
     
    Ich zischte durch Vorhalle und Kassenraum, denn ich muss ja keinen Eintritt mehr zahlen. In der zentralen Halle hing eine
     silberne Kugel an einem langen Seil und warf kleine Röhrchen um, die im Kreis aufgebaut waren. Die Kugel schwang in einer
     geraden Linie hin und her, aber sie schien die Röhrchen nacheinander im Uhrzeigersinn umzuwerfen. Aha. Umwerfend.
    »Ein Foucault’sches Pendel«, rief ein Knirps mit leuchtenden Augen.
    »Genau«, sagte der Oberpfadfinder. »Es zeigt die Drehung der Erde an.«
    Nee, is klar, Mann, dachte ich und düste näher heran, um den Schwachsinn genauer zu betrachten. In der Mitte des Kreises war
     ein kleines, rotes Licht. Als ich näher kam, spürte ich einen elektromagnetischen Impuls. Er kitzelte. Ich flog noch mal über
     das Licht, dann in größer werdenden Kreisen darum herum, dann wieder in kleineren Kreisen. Und jetzt kommt der Kracher: Das
     Pendel schlug aus. Wenn ich kurz vor dem Pendel über das rote Licht flog, machte die Kugel einen kleinen Bogen. Es dauerte
     kaum zwei Minuten, bis das Pendel wie bekifft im Kreis herumeierte und keine Röhrchen mehr umwarf. Eine schwarz gekleidete
     Museumskrähe mit Namensschildchen und aufgeregt klimperndem Schlüsselbund am Band um den Hals kam angerast und stoppte das
     Pendel. Die Pfadfinder wurden in die erste Erlebniswelt abgeschoben, damit das besoffene Pendel wieder eingefangen werden
     konnte. Ich mochte das Museum schon jetzt.
    In der ersten Erlebniswelt brüllten ein paar Dinosaurierherum, aber die Typen ließen sich von mir nicht beeinflussen. Dafür hatte ich in der nächsten Welt mehr Spaß. Auf einem Bildschirm
     konnte man sehen, welches Fernsehprogramm die Leute auf dem Saturn heute sehen würden, wenn man bedenkt, wie lange die

Weitere Kostenlose Bücher